Weser-Kurier: Über die EU-Agrarreform schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 27. Juni 2013:
Geschrieben am 26-06-2013 |
Bremen (ots) - Die EU-Agrarpolitik soll umweltfreundlicher werden.
Das klingt gut. Wenn künftig tatsächlich fünf Prozent der Wiesen und
Felder ökologisch bewirtschaftet werden, stärkt dies die bäuerliche
Landwirtschaft, die in der industriellen Massenproduktion
unterzugehen droht. Dann bekommt der größte Bauer zwar immer noch die
meisten Subventionen, aber immerhin werden sie ab einer bestimmten
Summe gekürzt. Klingt also richtig gut - und dürfte auch für die
ehemaligen landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften in
Ostdeutschland verkraftbar sein. Entscheidend aber sind die Details,
die noch verhandelt werden müssen. So wirbt der Deutsche
Bauernverband schon heute für die Anerkennung von bestehenden Hecken,
Waldrändern und Blühstreifen als ökologische Flächen. Damit bliebe
dann alles beim Alten, und die Natur bekäme keinen Hektar mehr. Auch
die Kürzungen von Subventionen bei Großbetrieben sind relativ. So
beklagt sich die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft schon
jetzt, dass künftig nur halb soviel bei den Großagrariern gekürzt
werde als es heute der Fall ist. Das klingt schon gar nicht mehr so
gut. Die eigentlichen Kürzungen nämlich werden in der
Reformdiskussion gar nicht genannt. Denn richtig sparen will die EU
bei der Förderung der ländlichen Entwicklung - 20 Prozent. Das wird
Umwelt- und Tierschutzprojekte in der Landwirtschaft ganz direkt
betreffen. Das ist gar nicht gut. Und was ist aus Ilse Aigners
Warnungen vor der Überproduktion geworden? Die deutsche
Agrarministerin hatte insbesondere Eingriffe in den Milchmarkt
abgelehnt. Neuerliche Milchseen und Butterberge wollte sie
verhindern. Jetzt aber hat sie sich um des Kompromisses willen der
Stimme im EU-Agrarministerrat enthalten. Die Forderung der
Milchbauern nach Stützungskäufen in der Krise bleibt damit zunächst
unbeantwortet. Ob die Landwirtschaft in Europa am Ende tatsächlich
grüner wird, kann also auch nach dem Kompromiss der EU-Agrarminister
niemand sagen. Klar ist nur, dass die industrielle Produktion von
Lebensmitteln nicht um jeden Preis weitergehen darf. Das haben die
jüngsten Lebensmittelskandale gezeigt. Wohlklingende Worte allein
helfen auch in Wahlkampfzeiten nicht weiter.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
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