Allg. Zeitung Mainz: Wer wir sind / Kommentar zur Spionage-Affäre
Geschrieben am 30-06-2013 |
Mainz (ots) - Die gesamte Affäre um die offenbar systematische
Ausspähung Deutschlands, seiner Nachbarn und der EU kreist um eine
einzige Frage: Kann verantwortungsvolle Politik die Explosion
technischer Möglichkeiten zur Totalüberwachung überhaupt noch mit
rechtlichen und moralischen Standards in Einklang bringen? So komplex
diese Frage ist, so einfach ist die Antwort: Die Verantwortlichen in
Washington, London, Berlin und in anderen westlichen Hauptstädten
müssen ohne Wenn und Aber die Werte der Demokratie hochhalten,
ansonsten werden sie sie auf Dauer ebenso gründlich von innen
zerstören wie Terroristen dies von außen versuchen. Natürlich haben
die Geheimdienste uns beschützt und beschützen uns weiterhin. Aber
der Verweis auf Fahndungserfolge verkommt angesichts der langsam
sichtbar werdenden Dimension der Datenkontrolle mehr und mehr zum
Totschlagargument. Wären diese Erfolge nicht auch mit anderen
Methoden möglich gewesen? Wer weiß das schon. Die Geheimdienste
werden es - wenigstens dies mit Recht - niemals verraten.
Allein, mit derlei grundsätzlichen Ausführungen ist es nicht mehr
getan. Treffen die neuerlichen Vorwürfe aus der nach wie vor
gründlich zu hinterfragenden Quelle Edward Snowden zu, muss Angela
Merkel jetzt etwas tun, was sie so gar nicht gerne tut: auf den Tisch
schlagen. In einer Welt, in der Freunde zu Angriffszielen erklärt
werden und in der die hierzulande höchstrichterlich untersagte
Vorratsdatenspeicherung durch die Hintertüre doch Realität geworden
sein könnte, muss man sich vorkommen, als sei der Kalte Krieg nie zu
Ende gegangen. Insbesondere das Ausmaß, mit dem vor allem Deutschland
abgeschöpft zu werden scheint, ist erschreckend. Und man muss schon
sehr naiv sein, um nicht zu glauben, dass dabei nicht auch
wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen könnten. Wir Deutschen
sind aufgrund unserer Geschichte Amerika zu großem Dank verpflichtet.
Aber gerade wegen dieser Geschichte dürfen, nein, müssen wir jetzt
festhalten: Eine Politik, die Freunde wie Feinde behandelt, führt
unausweichlich dazu, dass uns zwar weiterhin Terroristen als
Wertegemeinschaft betrachten, die es zu bekämpfen gilt - während wir
es selbst immer weniger sind. Verloren ist noch gar nichts. Aber uns
muss klar sein, dass wir jetzt nicht mehr über durchgeknallte
Schlapphüte diskutieren. Sondern über die Zukunft des Rechtsstaates,
wie wir ihn kennen.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Werner Wenzel
Newsmanager
06131/485839
online@vrm.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
472518
weitere Artikel:
- Allg. Zeitung Mainz: Vor dem Bürgerkrieg / Kommentar zu Ägypten Mainz (ots) - Auf dem Tahrir-Platz reibt sich mancher die Augen.
War man nicht vor zwei Jahren aus denselben Gründen in Kairo auf die
Straße gegangen?Waren damals nicht Hunderte getötet oder verletzt vom
Platz der Befreiung getragen worden - als Märtyrer? Deren Opfer, so
meinen jetzt viele in Ägypten, könnten umsonst gewesen sein. Es ist
Kennzeichen fast aller Revolutionen, dass beim Umsturz der alten
Mächte noch alle in der Ablehnung einig sind. Doch die Vorstellungen
von Staat und Herrschaft, Recht und Gesetz driften derzeit in den mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu Kroatien. Stuttgart (ots) - Wer aus der Exportschwäche Kroatiens, der
Arbeitslosigkeit, der hohen Verschuldung weitere Hinweise auf
künftige Belastungen der EU ableitet, hat leider recht. Was die
Erweiterungsskeptiker aber stets vergessen, ist, die Gegenrechnung
aufzumachen. Was würde passieren, wenn Kroatien - und mit ihm
Serbien, Bosnien und Montenegro - draußen bliebe? In diesen Tagen
hört man wieder den Ratschlag, die Gemeinschaft solle sich vor der
Aufnahme neuer Mitglieder erst einmal "in Ruhe" vertiefen. Aber wenn
man die beitrittswilligen mehr...
- Lausitzer Rundschau: Das Fell des Bären - Brandenburgs SPD bekommt ein Kandidatenproblem Cottbus (ots) - Das ist schon außergewöhnlich: Ein prominenter
SPD-Politiker verzichtet auf das Ministerpräsidentenamt in
Brandenburg, obwohl dieses überhaupt nicht vakant ist. Frank-Walter
Steinmeier will also das Fell des Bären nicht, das tatsächlich auch
nicht auf dem Markt ist. Matthias Platzecks Bekundung, er wolle zur
Landtagswahl 2014 antreten, klingt allerdings nicht überzeugend. Denn
im Nachsatz sagt er, er wolle antreten, wenn es die Gesundheit
zulasse. Nebensätze sind in der Politik wichtig. Deshalb verwundert
es nicht, mehr...
- Lausitzer Rundschau: Viel zu viel vertane Zeit - Zum Start der BTU Cottbus-Senftenberg am Montag Cottbus (ots) - Zumindest nach außen macht Birger Hendriks einen
abgeklärten Eindruck. Der Gründungsbeauftragte für die neue BTU
Cottbus-Senftenberg, die heute an den Start geht, strahlt Optimismus
aus. Zuversicht bis hin zu einem Schuss Euphorie sogar, dass er die
Cottbuser Universität und die Fachhochschule in Senftenberg aussöhnen
könne. Ein guter Einstieg, der zumindest davon zeugt, dass Hendriks
in nur wenigen Wochen erkannt hat, woran die Wissenschaftslandschaft
in der Lausitz seit Jahren leidet. Kooperation steht nur auf dem mehr...
- Westdeutsche Zeitung: Präsident Mursi hat das Land am Nil tief gespalten =
von Anja Clemens-Smicek Düsseldorf (ots) - Kein Ort schien vor einem Jahr besser geeignet,
die ägyptische Zeitenwende zu symbolisieren als der Tahrir-Platz in
Kairo. Bedeutet er doch auf Arabisch so viel wie "Befreiung". Diese
Hoffnung der Menschen hatte Mursi an die Macht gespült. Demokratie
statt Diktatur lautete die Losung. Doch zwölf Monate nach Mursis
Amtsantritt kann von einem prosperierenden Ägypten nicht die Rede
sein. Von seinem Versprechen, der "Präsident aller Ägypter" zu sein,
ist nichts übrig geblieben. Tief gespalten steht das Land am Nil am mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|