Westdeutsche Zeitung: Das Aus für Praktiker ist hart - aber logisch =
von Martin Vogler
Geschrieben am 11-07-2013 |
Düsseldorf (ots) - Zwanzig Prozent auf alles - außer Tiernahrung."
Der nervige aber einprägsame Werbeslogan von Praktiker ist ein Indiz,
warum die drittgrößte deutsche Baumarktkette gescheitert ist. Wer zu
sehr auf die Schnäppchen-Strategie setzt, lockt zwar kurzfristig
Kunden. Doch ist die Billig-Kampagne zu Ende, gehen diese wieder
anderswo einkaufen. Vor allem gehört zum soliden wirtschaftlichen
Erfolg mehr. Prima Produkte, gute Lage und vor allem
freundlich-kompetente Beratung sind wichtig. Wobei Letzteres in
Baumärkten sehr unterschiedlich geschieht. Heimwerker-Laien fühlen
sich oft alleingelassen. Wenn sie überhaupt Personal finden, parliert
das in unverständlichem Fachjargon. Aber auch nette, kompetente Hilfe
kann man erleben. Abgesehen von den spezifischen Problemen von
Praktiker dürfte Deutschland mit seinen rund 2400 Bau- und
Heimwerkermärkten schlicht überversorgt sein. Die Zahl derer, die
selbst tapezieren, Fliesen verlegen oder ihre Gartenlaube persönlich
zusammenbauen, ist nicht unendlich steigerbar. Nach Jahren des
Wachstums stagnieren die Umsätze. Immerhin hat die Branche darauf
reagiert und steigert die Zahl der Filialen nicht mehr. Aber leider
werden die einzelnen Märkte immer größer. Der Umsatz pro Quadratmeter
ist deshalb seit der Jahrtausendwende krass abgesackt. Verbunden mit
dem gestiegenen Wettbewerbsdruck ist es logisch, wenn Firmen ins
Schlingern geraten. So gesehen kann man in der Schließung von bis zu
315 deutschen Praktiker-Märkten sogar eine sinnvolle Marktbereinigung
sehen, die die Überlebenschancen der Mitbewerber verbessert. Für die
betroffenen Mitarbeiter ist das allerdings kein Trost. Sie fragen
sich, ob ihr früheres Management mit seiner Billig-Strategie richtig
lag. Und sie sehen sogar in der eigenen Unternehmensgruppe am
Beispiel der hochwertiger konzipierten Max-Bahr-Märkte, dass man in
der Branche trotz aller Widrigkeiten auch Geld verdienen kann. Es ist
schade, wenn mit Praktiker ein bekannter Firmenname verschwindet. Die
Beispiele von Neckermann, Quelle, Karstadt oder Schlecker zeigen, wie
rasch so etwas gehen kann. Der Markt bestraft heute gnadenloser als
früher, wenn das Management Fehler macht oder Mitbewerber besonders
einfallsreich sind.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
474533
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Insolvenz der Baumarktkette
Praktiker Bielefeld (ots) - Jeder Heim- und Hobbyhandwerker weiß: Das beste
Werkzeug nützt nichts, wenn die Bauanleitung fehlerhaft ist. »Zwanzig
Prozent auf alles« taugt als Werbeslogan für einen Schlussverkauf.
Als Dauereinrichtung hat er versagt. Dabei war der Werbespruch
letztlich sogar erfolgreich. Fragt man eine Gruppe von Deutschen nach
dem Namen des billigsten Baumarktes, wird die Mehrzahl ohne jede
Überprüfung den Namen »Praktiker« nennen. Doch die Zeiten scheinen
vorbei, als die Verbraucher nur dort einkaufen, wo sie glauben, die
Waren mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Praktiker: "Billig ist keine Strategie" von Christine Hochreiter Regensburg (ots) - 20 Prozent auf alles - außer Tiernahrung: Mit
diesem Slogan hat die Baumarktkette Praktiker Verbraucher in die
Läden gelockt. In den Rabatt-Wochen hat das anscheinend funktioniert,
ansonsten gingen die Kunden lieber zur Konkurrenz. Am Tag, als der
Praktiker den Insolvenzantrag stellte, waren sich alle einig, dass
die hohen Schulden nicht der wahre Grund für die Pleite sind:
Wettbewerber, Experten und auch die Kundschaft, wie in zahlreichen
Reaktionen online zu lesen ist. Billig allein ist keine Strategie.
Das viel mehr...
- WAZ: Sehenden Auges über die Klippe
- Kommentar von Stefan Schulte Essen (ots) - Wenige Spielarten des Handels sind derart umkämpft
wie die Baumärkte. Es gibt zu viele, der Wettbewerb ist brutal. In
einem solchen Markt besteht nur, wer erstklassig geführt wird. Für
Praktiker gilt seit Jahren das traurige Gegenteil. Traurig vor allem
für die Beschäftigten, die auch noch auf fünf Prozent Lohn verzichtet
haben. Jährlich wechselnde Strategien und Chefs, Eigentümer mit
gegensätzlichen Zielen, die einen mit Unternehmergeist, die anderen
mit Renditehoffnungen - all dies hat bisher jeden Rettungsplan
durchkreuzt. mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Die Missstände sind offenkundig / Kommentar zu Arbeitsmarkt/Mindestlöhne Stuttgart (ots) - Dass die wachsende Ungleichheit der Löhne im
Bundestagswahlkampf als das entscheidende Thema taugt - wie es SPD
und Grüne gerne sähen - muss bezweifelt werden. Dazu müsste es mehr
polarisieren. Doch einerseits geht es dem Gros der Bürger offenbar so
schlecht nicht, als dass sie wegen dieser Frage Rote oder Grüne
wählen wollten. Andererseits hat es die Union geschafft, mit einem
halb garen Beschluss die Unterschiede scheinbar einzuebnen.
Im Grunde sind - von einigen ordnungspolitischen Hardlinern in
Wirtschaft mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Schlussverkauf beim Billigheimer: Kommentar zu Baumärkte/Praktiker Stuttgart (ots) - Der jahrelange Preiskampf, den immer wieder
Praktiker angeführt hat, ging an die Substanz. Praktiker, das hat
sich bei den Verbrauchern eingeprägt, kann vor allem billig, sonst
eher wenig. Viel zu spät haben die Verantwortlichen bei Praktiker
erkannt, dass die deutschen Heimwerker und Gartenfreunde nicht nur
auf den Preis schauen, sondern auch in den großen Märkten gut beraten
werden wollen. Der Umstieg auf die besser positionierte
Schwestermarke Max Bahr, die Praktiker vor Jahren übernommen hat,
ging zu langsam mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|