Stuttgarter Zeitung: Kommentar zum Freispruch von George Zimmerman
Geschrieben am 14-07-2013 |
Stuttgart (ots) - Zurück bleibt ein flaues Gefühl. Was wirklich
geschah an jenem Februarabend des Jahres 2012 in Sanford (Florida),
weiß nur George Zimmerman, der Hobbywachmann, der den schwarzen
Teenager Trayvon Martin erschoss. Ob es stimmt, dass er, um sein
Leben fürchtend, aus Notwehr handelte: Trayvon kann dazu nichts mehr
sagen. Die Augenzeugen widersprechen einander. Letztlich fehlten der
Anklage überzeugende Beweise, so dass es hieß: im Zweifel für den
Angeklagten. Das ändert nichts daran, dass auf den moralischen
Prüfstand gehört, was in Sanford geschah, denn Zimmerman folgte
offenbar einer ebenso simplen wie verqueren Logik: Ein schwarzer
Teenager im Kapuzenpulli in einer Mittelschichtssiedlung, das kann
nur Ärger bedeuten. Damit rückt in den Fokus, was man in Amerika
"racial profiling" nennt: pauschaler Verdacht allein nach der
Hautfarbe, der Kleidung oder dem Musikgeschmack. Dass es
Polizeistreifen gibt, die junge Afroamerikaner eher aufs Korn nehmen
als junge Weiße, kann niemand leugnen. Dass Drogenhändler mit dunkler
Haut härter bestraft werden als solche mit heller, ist statistisch
bewiesen. Und dass Afroamerikaner im Südstaatengürtel bei
vergleichbaren Verbrechen häufiger zum Tode verurteilt werden als
Weiße, daran hat sich nicht viel geändert, auch nicht seit der Wahl
Barack Obamas.
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