Börsen-Zeitung: Profil meiden, Kommentar zum Quartalsergebnis von Goldman Sachs, von Sebastian Schmid.
Geschrieben am 16-07-2013 |
Frankfurt (ots) - Goldman-Sachs-CEO Lloyd Blankfein dürfte sich
zwar über die Gewinnverdopplung im abgelaufenen Vierteljahr freuen.
Zu seinem Unmut wird er derzeit aber auch mit der unrühmlichen
jüngeren Vergangenheit der Bank konfrontiert. In New York ist der
Prozess gegen den ehemaligen Goldman-Händler Fabrice Tourre - auch
bekannt als "Fabulous Fab" - gestartet. Damit wird eines der
unangenehmsten Kapitel der Goldman-Geschichte neu aufgeschlagen -
knapp drei Jahre nachdem es mit einer Zahlung über 550 Mill. Dollar
vermeintlich geschlossen wurde.
Da Tourre - anders als die Bank - damals wie heute keine Schuld
eingestehen wollte, wird der Handel mit Collateralized Debt
Obligations (CDO) zum Nachteil einiger Investoren nun vor Gericht
durchgekaut. Welche Rolle die Bank dabei gespielt haben soll, dürfte
so erneut zur Sprache kommen. Letztlich bleibt Tourres Verteidigung
nichts anderes übrig, als die Verantwortung der Institution
zuzuschieben, für die er gearbeitet hatte. Die Bank, die ihren
Imageschaden zumindest in den USA weitgehend im Griff wähnte, wird
damit einmal mehr ins Scheinwerferlicht gerückt.
Kein Wunder, dass die Aussagen des Managements zum abgelaufenen
Quartal vor allem defensiv ausfielen. Blankfein sprach nur von einem
"soliden" Quartal. Finanzchef Harvey Schwartz betonte derweil, dass
man vor allem konservativ plane und die Stabilität der
Kapitalstruktur oberste Priorität habe. Nichts kann Goldman derzeit
weniger gebrauchen als den Eindruck, man trauere alten Zeiten nach,
die nun durch den Tourre-Prozess in Erinnerung gerufen werden.
Der Quartalsbericht ist indes nur bedingt geeignet, diesen
möglichen Eindruck zu zerstreuen. So stammt das Gros der
Ergebnissteigerung aus eigenen Investitionen, deren Erträge sich auf
1,4 Mrd. Dollar nahezu versiebenfachten. Bezogen auf die gestiegenen
Kapitalvorgaben scheint Goldman überdies noch Arbeit vor sich zu
haben. Zwar wies die Bank nicht aus, wie hoch die Leverage Ratio
derzeit ist. Die Ansage von Schwartz, man werde die Kapitalstruktur
nicht basierend auf Diskussionen ändern, deutet aber darauf hin, dass
die Bank hier noch Nachbesserungsbedarf sieht, den man - wenn möglich
- gerne vermeiden würde. Eine konkrete Ansage, wie viel zusätzliches
Eigenkapital nötig ist, wie zuvor durch Citigroup und J.P.Morgan
erfolgt, gibt es bei Goldman derweil nicht. Die früher so offensiv
auftretende Investmentbank scheint derzeit noch immer darauf bedacht,
nicht zu viel Profil zu zeigen - zumindest bis der Prozess vorbei
ist.
(Börsen-Zeitung, 17.7.2013)
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
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