Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR
Obama und die Rassenfrage
Farbe bekannt
DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON
Geschrieben am 21-07-2013 |
Bielefeld (ots) - Wenn es um die historisch bedingten Probleme
zwischen Weißen und Schwarzen ging, hat sich der erste schwarze
US-Präsident fünf Jahre lang eine bemerkenswerte Neutralität
auferlegt. Wann immer Rassismus, ob offen oder unterschwellig, die
nationalen Schlagzeilen eroberte, versuchte sich Barack Obama als
Unparteiischer. So als wäre seine Wahl allein schon Wandel genug. So
viel Passivität hat ihren Preis. Viele Schwarze, die an den
Präsidenten 2008 größte Hoffnungen geknüpft hatten, erkannten sich in
ihm mit fortschreitender Amtsdauer nicht mehr wieder. Schließlich
waren die Verhältnisse im echten Leben nicht dazu angetan. Bildung,
Arbeitsmarkt, Justiz, Chancengleichheit schlechthin - wer als
Schwarzer geboren wird in dem Amerika von heute, hat unverändert
schlechte(re) Karten. Wahl und Wiederwahl von Obama haben daran
nichts geändert. "Versöhnen statt (noch mehr) spalten" schien seine
Devise. Die skandalöse Erschießung eines schwarzen Teenagers durch
einen hispanisch-weißen Nachbarschaftswächter in Florida und der
anschließende Freispruch für den Täter hat Obamas Kalkül verändert.
So klar, persönlich und emphatisch wie bei seinem
Überraschungsauftritt hat er noch nie Farbe bekannt - und sich zu
seiner. Ohne Öl in ein latent immer züngelndes Feuer zu gießen, hat
er zutreffend und eindringlich beschrieben, was ist: Es gibt in
Amerika nicht wenige Menschen, die in ihrem Nächsten per se einen
Kriminellen oder einen Bösewicht sehen - allein wegen dessen
Hautfarbe. Törichte Gesetze und eine Mentalität, die denjenigen mit
Straffreiheit belohnt, der auf eigene Faust mit der Schusswaffe für
Ordnung sorgt, haben die Tragödie nur begünstigt. Obama hat keine
Antwort auf die Frage, wie man diesen tief sitzenden Rassismus
ausmerzen kann. Immerhin: Er spricht ihn endlich offen an.
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