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Börsen-Zeitung: Umorientierung, Marktkommentar von Kai Johannsen

Geschrieben am 26-07-2013

Frankfurt (ots) - Emerging Markets - das ist für weite
Anlegerkreise die Investmentidee überhaupt gewesen. Hier musste man
investiert sein, denn die aufstrebenden Länder versprachen geradezu
rosige Perspektiven, an denen man einfach partizipieren musste. Eine
günstige demografische Entwicklung mit der Herausbildung neuer
kaufkräftiger Mittel- und Oberschichten, die entsprechend den Konsum
anheizen, eine gesunde Verschuldungssituation des Staates, keine
Altlasten aus überholten Altersvorsorgesystemen, innovative
Unternehmen, sehr gut ausgebildetes Personal und keine verkrusteten
Strukturen auf den Arbeitsmärkten - das sind nur einige Aspekte, mit
denen diese Staaten bei den Anlegern punkten konnten. Die Equity- und
Fixed-Income-Märkte zeigten wahrlich eine sehr positive Performance.

Run auf sichere Assets

Angeheizt wurde dieser Trend ohne Frage auch durch die
Schuldenkrise in der Eurozone. Die explodierenden Spreads in
Griechenland, Irland, Portugal, Spanien und Italien führten dazu,
dass sich die Anleger aus genau diesen Assets zurückzogen. Investiert
wurden die freiwerdenden Gelder in sichere Häfen. Dazu gehören etwa
Bundesanleihen. Die zeigten bei den seit Sommer 2007 anhaltenden
Krisenbedingungen auf den internationalen Kapitalmärkten nur einen
einzigen Trend, und zwar hin zu immer niedrigeren Renditen. Rund
4,70% ließen sich mit einer zehnjährigen deutschen Staatsanleihe im
Juli 2007 noch verdienen. Mittlerweile sind es noch knapp unter 1,7%.
Zeitweise war der Markt in diesem Laufzeitenspektrum aber auch schon
bei Werten von um die 1,15% angekommen. Am kurzen Ende der
Laufzeitenkurve der Bundestitel war die Rendite 2012 wie auch in
diesem Jahr bereits in den negativen Bereich abgerutscht. Selbst bei
der Emission neuer Papiere wurden negative Renditen in Kauf genommen.
So stark war während der krisenbedingten Verwerfungen auf den Märkten
der "Run" auf die sicheren "Bunds", wie sie im Händlerjargon genannt
werden.

Kein Wunder, dass sich angesichts dieser Renditekonstellation
weite Anlegekreise nach Alternativen umsahen. Fündig wurden sie nicht
nur bei Covered Bonds, also mit Hypotheken oder Krediten an die
öffentliche Hand gedeckten Anleihen oder aber sicheren Corporates,
sondern auch in den Emerging Markets, deren Vorzüge aufgrund der
Krisensituation in entwickelten Volkswirtschaften der Eurozone
verständlicherweise damit noch stärker zutage traten. Noch mehr
Gelder flossen in die aufstrebenden Volkswirtschaften. Der Weg an den
Aktienmärkten wies weiter nach oben, Bondrenditen behielten den Weg
nach unten bei.

Aber bekanntlich dauert kein Trend ewig. Die Emerging Markets
zeigen nun Schwächen. Die Aktienkurse schlagen nun mal die
Gegenrichtung ein und auch bei den Spreads bzw. den Renditen bläst
den Anlegern jetzt der Wind ins Gesicht. Und bei so manchem Investor
könnte das Umdenken bzw. die Umorientierung bereits eingesetzt haben.
Setzt sich die Schwäche dieser Märkte fort, könnte es flächendeckend
recht ungemütlich werden. Denn nur allzu oft kommt es in solchen
Phasen zu folgendem Phänomen: Alle wollen zur gleichen Zeit mit dem
Koffer durch die Tür. Das wird dann bekanntlich recht eng.

Doch wo können die Anleger die freiwerdenden Mittel aus den
Emerging Markets im gegenwärtigen Marktumfeld im
Fixed-Income-Universum noch investieren? Ohne Frage ist jeder
Investor an Rendite bzw. Rendite-Pick-ups interessiert. Bei
zehnjährigen Bundesanleihen dürfte wohl kaum die laufende Rendite von
1,7% im Fokus stehen, sondern vielmehr die Sicherheit. Und auch in
anderen Fixed-Income-Segmenten sind die Renditen bzw. Spreads im Zuge
der mehrjährigen Krise bereits ordentlich zusammengeschmolzen. Vor
diesem Hintergrund könnte bei Anlegern vermehrt auch der Wunsch nach
Diversifikation im Bereich der stabilen Assets auftauchen. Und damit
könnte Skandinavien wieder höher auf der Agenda stehen.

Auftrieb gedeckelt

In skandinavische Assets wurde im Zuge der Krise zwar ebenfalls
investiert. Jüngst ist aber zu registrieren, dass Anleger zum
Beispiel verstärkt nach dänischen Covered Bonds Ausschau halten und
auch zugreifen. Das könnte auch auf andere skandinavische Märkte
positiv ausstrahlen. Staatsanleihen oder Covered Bonds aus Norwegen
oder Schweden könnten somit ein höheres Interesse auf sich ziehen.
Unterstützt bleiben bei einer anhaltenden Schwäche der Emerging
Markets aber auch die sicheren Assets, also die Bundesanleihen. Ein
Renditeauftrieb dieser Papiere könnte dadurch recht schnell gedeckelt
werden.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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