Neue OZ: Kommentar zu Italien/Silvio Berlusconi
Geschrieben am 02-08-2013 |
Osnabrück (ots) - Die späte Rache des Silvio B.
Das Urteil gegen Silvio Berlusconi ließ seine Gegner jubeln und
seine Anhänger fluchen. Dabei wurde die spannendste Frage noch gar
nicht beantwortet: Darf der "Cavaliere" weiter Politik machen? Von
der Antwort hängt viel ab - nicht nur für Italien.
Erst vor wenigen Monaten haben sich Berlusconis "Volk der
Freiheit" und Enrico Lettas "Demokratische Partei" zusammengerauft,
um das Land aus der Krise zu führen. Weit sind sie damit noch nicht
gekommen. Die Arbeitslosenquote verharrt bei rund zwölf Prozent, die
Schuldenquote von 127 Prozent der Wirtschaftsleistung kennt nur eine
Richtung - aufwärts.
Brummt das Berufungsgericht Berlusconi ein Politikverbot auf,
könnte das die Große Koalition zum Platzen bringen. Obwohl Italien
für instabile Regierungen bekannt ist, kann sich das Land eine
Hängepartie dieses Mal noch weniger leisten. Die Investoren würden
die Zinsen für Staatsanleihen wie Daumenschrauben anziehen - letzter
Ausweg Rettungsschirm. Nach Spanien wäre Italien das zweite
wirtschaftliche Schwergewicht, das die Fonds der Euro-Länder anzapfen
müsste und diese so an ihre Grenzen führen könnte. Das wäre die späte
Rache des Silvio B. an Europa.
Ein Schreckensszenario, das nicht wahr werden muss, aber der
Politik in Rom bewusst sein sollte. Das politische Aus des
"Cavaliere" wäre für Italien ein Segen, ist aber mit Unwägbarkeiten
verknüpft. Bleibt nur zu hoffen, dass Letta für alle Fälle vorgesorgt
hat.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
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