neues deutschland: Mollath, Chodorkowski, Manning: Offene Psychiatrie
Geschrieben am 07-08-2013 |
Berlin (ots) - Der Staat gibt sich generös. In Bayern: Mollath -
frei. In Russland: Chodorkowski - Straflager um zwei Monate
reduziert. In den USA: Manning - 46 (!) Jahre Haft weniger als
Strafandrohung. Des Letzteren Vater zeigte sich erschüttert - »trotz
der Begrenzung der möglichen Haftdauer«, wie eine Nachrichtenagentur
zu Recht ihr Unverständnis ausdrückte. Schließlich könnten selbst von
den nun noch angedrohten 90 Jahren am Ende lediglich 80 oder gar nur
70 verhängt werden. Statt Freude Undank. Wie auch im Fall
Chodorkowski. Der Mann hat die meiste Zeit ohnehin abgesessen und
weiß jetzt, dass er in einem Jahr freikommt. Nach fast elf Jahren.
Bei Mollath waren's nur sieben. Und er wusste vorher nicht, dass er
freikommt. Sollte eine Überraschung sein. Drei Männer, die
weggeschlossen - waren, werden, sind. In Anstalten, um die draußen
Bleibenden vor ihnen zu schützen. Oder? Die Verschwommenheit der
Vorwürfe bereitet auch dem Staat Verdruss. Deshalb die fast
zeitgleich vollzogene Prozedur dieser Akte. Staats-Akte. Politische
Pornografie pur. Mit dem penetranten Anspruch der Omni-Potenz. Ein
Wahnsymptom, das nicht nur Nietzsches Urteil rechtfertigt, der Staat
sei »das kälteste aller kalten Ungeheuer«. Es rechtfertigt auch die
Einweisung. Sofort, unverzüglich, würde Schabowski sagen. Doch
eingewiesen werden immer nur die anderen. Aber was, wenn der schlimme
Schein trügt? Und Manning, Mollath et al. lediglich Verlegte sind.
Von der großen, offenen Psychiatrie in die geschlossene. Das wäre
doch irre!
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neues deutschland
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