Neue Westfälische (Bielefeld): Obamas Ägypten-Politik vor dem Ende
Schleier der Verlogenheit
DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON
Geschrieben am 15-08-2013 |
Bielefeld (ots) - Die Nachricht vom endgültigen Scheitern seiner
Ägypten-Politik erreichte Barack Obama kurz nach dem Aufstehen auf
Martha's Vineyard. Über den Resturlaub, den der amerikanische
Präsident mit seiner Familie auf der noblen Ferieninsel vor
Massachusetts verbringt, legt sich durch die Gewalteskalation seitens
der ägyptischen Militärmachthaber ein dunkler Schleier der
Verlogenheit. Alle Appelle der Regierung in Washington, die
Muslimbrüder und deren Anhänger nicht mit Gewalt von der Straße zu
vertreiben, sind erkennbar ergebnislos verhallt. Dass es überhaupt so
weit gekommen ist, muss man zum Gutteil Obama und dem Schlingerkurs
der USA am Nil anlasten. Mit Worten wurde der Aufstand der Straße
unterstützt. Hinter dem Rücken floss weiter jene milliardenschwere
Militärhilfe, die General al Sisi jetzt in den Stand versetzt, Ruhe
auf den Straßen herbeizuschießen - obwohl Obama und andere
Führungsfiguren zur Zurückhaltung mahnen. Aber Ägypten hört nicht
mehr auf Amerika. Was sich in Kairo und anderen Städten abspielt,
legt eine fatale Komplizenschaft frei: Mursi-Anhänger sterben durch
Waffen, die Amerika finanziert hat. Die Neutralität und die Aufrufe
zur Versöhnung entpuppen sich als Hohn. Bisher hat Obama alle Rufe
nach Einstellung der Militärhilfen von 1,3 Milliarden Dollar pro Jahr
mit dem Hinweis gekontert, dann verlöre Washington sein Druckmittel
auf die Generalität. Die Wirklichkeit enttarnt diese Haltung als
Lebenslüge. Washington muss den Geldhahn zudrehen, das Militär zur
Räson bringen und die Streitparteien auf einen gewaltfreien
Verhandlungsweg zwingen. Andernfalls verliert Amerika in der
Krisenregion Naher Osten jeden Einfluss und führt radikalen
Islamistengruppen Hunderte neue Kämpfer zu. Das wäre dann der
Flächenbrand, vor dem der Westen so viel Angst hat.
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