Badische Neueste Nachrichten: Ein Drama
Geschrieben am 27-08-2013 |
Karlsruhe (ots) - Christian Wulff hätte es einfacher haben können.
20 000 Euro - und die Sache wäre zwar nicht aus der Welt, aber
zumindest juristisch erledigt gewesen. Nun steht er ab November als
erster ehemaliger Bundespräsident in Deutschland vor Gericht. Ein
Mann, der innerhalb kurzer Zeit nicht nur sein Amt und seine Ehefrau
verloren hat, sondern auch viel von seiner Reputation. Aus solchem
Stoff sind ansonsten Rosamunde-Pilcher-Filme gemacht. Um wenigstens
seinen guten Ruf wieder halbwegs herzustellen, hat Wulff sich im
Frühjahr nicht auf einen Kuhhandel mit der Staatsanwaltschaft
eingelassen, den sogenannten Strafbefehl. Wulff und sein Freund, der
Filmunternehmer David Groenewold, wollen sich nicht unauffällig
freikaufen, sondern einen Freispruch erster Klasse. Ob sie ihn auch
bekommen, weiß im Moment noch niemand. Vor Gericht und auf hoher See,
sagt der Volksmund aus gutem Grund, sei jeder Mensch in Gottes Hand
... Fürs Erste allerdings darf der Alt-Bundespräsident sich durchaus
als Punktsieger im Clinch mit seinen Anklägern fühlen. Das
Landgericht Hannover hat deren Vorwürfe deutlich entschärft, sie aber
auch nicht zur Gänze verworfen. Nach der langen, peinlichen
Vorgeschichte, in der einige Medien aus Justizkreisen sehr gezielt
mit Informationen und Indiskretionen aus der Akte Wulff gefüttert
wurden, will Richter Frank Rosnenow sich offenbar auf keinen Fall dem
Vorwurf aussetzen, er behandle den prominenten Verdächtigen jetzt
umgekehrt zu großzügig. Dass seine Kammer das Verfahren eröffnet,
bedeutet ja noch lange nicht, dass sie Wulff am Ende auch verurteilt.
Die Unschuldsvermutung gilt auch für ehemalige Bundespräsidenten. So
oder so bleibt das Drama um einen umstrittenen Privatkredit, einen
unbeherrschten Anruf bei einem prominenten Journalisten und um zwei
eher unspektakuläre Besuche mit Groenewold auf dem Oktoberfest in
München und auf der Ferieninsel Sylt ein Stück aus dem politischen
Absurditätenkabinett. Gemessen an dem Aufwand an Zeit, Geld und
Personal, den die Staatsanwaltschaft betrieben hat, um den Vorwurf
der Bestechlichkeit gegen den damaligen Ministerpräsidenten Wulff zu
belegen, ist die Substanz der Anklage erstaunlich dünn. In der Summe
geht es um nicht einmal 1 000 Euro. Der Preis, den Christian Wulff
tatsächlich bezahlt, ist deutlich höher. Auch ein Freispruch erster
Klasse bringt dem früheren Bundespräsidenten das Amt, das er nicht
einmal 20 Monate ausfüllen durfte, nicht mehr zurück. Das Happy End
aus dem Pilcher-Film wird ihm verwehrt bleiben.
Pressekontakt:
Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner
Telefon: +49 (0721) 789-0
redaktion.leitung@bnn.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
482081
weitere Artikel:
- Badische Neueste Nachrichten: Der neue Mann Karlsruhe (ots) - Der "Deichgraf" geht von Bord: Künftig wird von
Potsdam aus Dietmar Woidke die Geschicke Brandenburgs lenken -
zumindest wenn es im Landtag nicht noch eine unliebsame Überraschung
gibt. SPD und Linke zeigten sich gestern jedenfalls siegessicher. Die
Platzeck-Nachfolge werde ohne Probleme über die Bühne gehen, hieß es.
Allerdings zeigen Beispiele der Vergangenheit, dass
Ministerpräsidenten-Abstimmungen ihre eigenen Gesetze haben. Rasch
wird aus einer angeblichen Formsache ein Hauen und Stechen, bei dem
alte Rivalitäten mehr...
- Badische Neueste Nachrichten: Fatale Parallelen Karlsruhe (ots) - Barack Obama ist nicht George W. Bush. Und doch
erinnern die aktuellen Geschehnisse in Syrien an den Beginn des
Irak-Krieges vor zehn Jahren. Damals hieß der Kriegsgrund
Massenvernichtungswaffen. Die Amerikaner beschuldigten den irakischen
Diktator Saddam Hussein, sie zu horten. Am Ende stellte sich heraus:
Nichts davon war wahr. US-Präsident Bush hatte nur einen Vorwand
gebraucht, um der internationalen Staatengemeinschaft Sand in die
Augen zu streuen. Als herauskam, dass Bush gelogen hatte, war es zu
spät. Der mehr...
- Rheinische Post: Bundesversicherungsamt kritisiert Pflegekassen scharf Düsseldorf (ots) - Das Bundesversicherungsamt hat den Umgang der
Pflegekassen mit Pflegebedürftigen scharf kritisiert. Ihrer
umfangreichen Informations- und Beratungspflicht kämen die Kassen
"teils gar nicht, teils nur unvollständig" nach, heißt es nach
Informationen der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinische Post"
(Mittwochausgabe) im Tätigkeitsbericht der Aufsichtsbehörde. Das
Versicherungsamt beanstandet auch, dass die Pflegekassen
"überwiegend" keine Beratungsangebote machten, welche
Pflegeleistungen für die Betroffenen in mehr...
- Rheinische Post: CDU-Politiker schließt Beteiligung Deutschlands an Syrien-Intervention nicht aus Düsseldorf (ots) - In der Union wächst offenbar die Bereitschaft,
dass sich Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen an einer
Intervention in Syrien beteiligt. "Die Weltgemeinschaft darf einen
Einsatz von Giftgas gegen die syrische Zivilbevölkerung nicht ohne
Reaktion hinnehmen", sagte der CDU-Außenexperte Peter Beyer der in
Düsseldorf erscheinenden "Rheinische Post" (Mittwochausgabe).
Mögliche militärische Schritte müssten durch die Vereinten Nationen
mandatiert sein. "Gibt es ein UN-Mandat, dann sollte auch Deutschland
seinen mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Syrien: Niebel kündigt politische Unterstützung für Militärschlag an Stuttgart (ots) - Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) hat
politische Unterstützung für Vergeltungsschläge gegen das Regime von
Baschar al-Assad angekündigt. "Wir stehen auf der Seite derjenigen,
die Konsequenzen durchführen, wenn Konsequenzen notwendig sind",
sagte Niebel der Stuttgarter Zeitung (Mittwochausgabe). "Ein
Giftgasangriff kann nicht ungesühnt bleiben. Das ist ein
völkerrechtswidriger Akt, der Konsequenzen haben muss."
Niebel hält im Fall Syrien einen Beschluss des UN-Sicherheitsrates
für nicht zwingend notwendig. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|