"DER STANDARD"-Kommentar: "Unberechenbar"
von Gudrun Harrer
Geschrieben am 28-08-2013 |
Die USA nützen in Syrien die Gelegenheit, die schwachen
Rebellen zu stärken - Ausgabe vom 29.8.2013
Wien (ots) - Aktion A - Giftgas - zieht Aktion B - US-Angriff -
nach sich, so weit ist bei dem derzeitigen Syrien-Szenario alles
klar. C ist bereits schwerer abzusehen: Wird Bashar al-Assad seine
Abstrafung zur Kenntnis nehmen, froh, dass es nicht mehr geworden
ist? Denn nach derzeitigem Stand ist davon auszugehen, dass es sich
bei der zu erwartenden US-Militäraktion um einen gezielten und
beschränkten Angriff handeln wird. Es soll kein Kriegseintritt
werden. Von früheren Mutmaßungen über ein Eingreifen von
Spezialkräften in Syrien, um die Chemiewaffen zu sichern, hört man
momentan auch nichts mehr - das dürfte erst schlagend werden, wenn
sie bei den Jihadisten landen. Wobei bei all dem Nebel, der jetzt
gestreut wird, klare Konturen dessen, was geschehen wird, nicht
auszumachen sind. Das können selbst die Beteiligten nicht: Die
Dynamiken, die sich entwickeln, wenn man einen großen Brocken in
einen schon brodelnden Vulkan hineinwirft, lassen sich nicht
berechnen. Deshalb muss die Motivation für die Akteure schon sehr
stark sein: Die vorherrschende Version von der "Strafe" für das
Assad-Regime, von der "Abschreckung", die einen weiteren Einsatz von
Chemiewaffen verhindern soll, ist jedenfalls nicht sehr befriedigend
- außer sie wird in einen breiteren Kontext gestellt, der mit
humanitären Fragen wenig zu tun hat. Zwar kam die syrische Armee
durch die von Saudi-Arabien gelieferten Waffen in den vergangenen
Wochen wieder mehr unter Druck. Aber die militärische Konsolidierung
Assads seit Jahresbeginn, vor allem manifestiert in der Rückeroberung
von Qusayr und Homs, lässt sich nicht leugnen. Die Meinung von 2012,
dass es nur eine Frage der - kurzen - Zeit sei, bis das Regime fällt,
gilt nicht mehr. Auch die USA trugen dieser Tatsache Rechnung: indem
sie sich mit Russland auf die Abhaltung der Genf-2-Konferenz
verständigten, die ein Eingeständnis ist, dass das syrische Regime in
irgendeiner Form bei der Transition mitreden wird. Und nun - wenn
denn die Vorwürfe stimmen - greift Assad bei der Offensive in Ghouta,
die schon länger erwartet wurde, zu Massenvernichtungswaffen, nicht
nur tödlich für 350 Personen, sondern auch eine Terrorwaffe
allererster Ordnung. Das würde heißen, er ist bereit, Tabula rasa zu
machen, mit allen Mitteln. Dann braucht es auch kein Genf 2 mehr. Die
Rebellen hingegen - damit sind die der politischen Opposition im
Ausland verbundenen gemeint - gehen nicht nach Genf 2, solange sie so
schwach sind wie jetzt. Ein US-Angriff hätte zweierlei Zweck: das
Signal, dass foul play - als ob das andere fair wäre - nicht geduldet
wird; und eine faktische Rebalancierung der militärischen Kräfte,
indem man der syrischen Armee Schaden zufügt. Aber all das
funktioniert nur, wenn Assad und seine Verbündeten, außer vielleicht
etwas Theaterdonner, im Wesentlichen stillhalten. Für den Iran steht
die Normalisierung mit den USA auf dem Spiel - die so manchem
Golfaraber und Israeli ohnehin missfällt. Hält es Präsident Hassan
Rohani durch, Prioritäten zu setzen, oder geht Teheran in die Falle
der eigenen "Achse des Widerstands" Rhetorik? In Teheran gaben sich
soeben der omanische Sultan Qabus und UN-Untergeneralsekretär Jeffrey
Feltman - früher US-Vizeaußenminister und Botschafter im Libanon -
die Klinke in die Hand. Ob ihnen Erfolg beschieden war, wird sich
bald zeigen.
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
482272
weitere Artikel:
- Märkische Oderzeitung: Vorabmeldung
BrandenburgTREND: CDU Brandenburg erreicht besten Umfragewert seit neun Jahren Frankfurt/Oder (ots) - Achtung! Bitte Sperrfrist beachten!
Frankfurt (Oder). Mit dem Abschied von Ministerpräsident Matthias
Platzeck (SPD) wird die Luft für die SPD in Brandenburg zusehends
dünner. Ein Jahr vor der Landtagswahl holt die CDU deutlich auf, wie
der aktuelle BrandenburgTREND von infratest dimap im Auftrag der
Märkischen Oderzeitung und Brandenburg aktuell ergab. Würde am
kommenden Sonntag ein neuer Landtag gewählt, dann trüge die SPD mit
33 Prozent der Stimmen trotz des Verlustes von zwei Prozentpunkten im
Vergleich mehr...
- Westdeutsche Zeitung: Eine Militäraktion in Syrien ist unumgänglich =
von Anja Clemens-Smicek Düsseldorf (ots) - Von Gerd Schmückle stammt ein weiser Satz.
"Jeder Krieg ist für mich der Bankrott der Politik", meinte jener
General, der einst erster deutscher Vize-Oberbefehlshaber der Nato
war. Wie eine Bankrotterklärung wirkt auch die drohende Militäraktion
in Syrien. Denn damit hat sich der Westen scheinbar einmal mehr
unfähig gezeigt, seine Möglichkeiten der politischen Einflussnahme
auszuschöpfen. Aber gab es jemals einen Zeitpunkt, zu dem es noch
gelungen wäre, eine gemeinsame Antwort auf das Morden in Syrien zu
finden? mehr...
- neues deutschland: Stellungen sind bezogen Berlin (ots) - Zurückhaltend klingen die Kommentare deutscher
Politiker, nachdenklich beinahe. Die Frage nach den Folgen für
Syrien, für den Nahen Osten wird gestellt, auf Risiken verwiesen.
Wenigstens die Untersuchungen der UNO-Spezialisten, die dem
Verbrechen an der Zivilbevölkerung nachgehen sollen, seien
abzuwarten, lautet der Rat, nicht zuletzt von Politikern der
Regierungskoalition. Wer sieht, wie die bekannten Rituale in den
NATO-Hauptstädten jetzt ihren Lauf nehmen, wie Waffen und Worte
geschärft werden, ahnt, dass Warnungen mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu den Sparplänen an den baden-württembergischen Hochschulen Stuttgart (ots) - Der Rotstift kann nicht denken. Er kann nur
streichen, was da ist. Überlegen müssen andere. Und fragen. Zum
Beispiel danach, warum sich Baden-Württemberg zwar stolz als Kultur-
und Musikland bezeichnet, die Kultur aber nur mit einem Prozent des
Landesetats abspeist. Oder danach, warum die Kultur trotz dieses
geringen Anteils am Haushalt vom Sparen nicht ausgenommen wird. Oder
auch danach, warum sich im Zuge der Spardebatten für die fünf
Musikhochschulen des Landes jetzt offenbar nur zwei Möglichkeiten
abzeichnen: mehr...
- Südwest Presse: LEITARTIKEL · SYRIEN Ulm (ots) - Rache ist keine Basis
Für Barack Obama ist der Fall klar - auch wenn die Entscheidung
ihm nicht leicht fallen wird. Aber der US-Präsident hat sich
festgelegt mit seiner Definition der "roten Linie", die Syriens
Herrscher Assad nicht überschreiten dürfe, ohne einen Gegenschlag der
USA zu riskieren. Dahinter kann er nicht zurückfallen. Denn nicht
allein Obama, sondern die Großmacht USA und ihre Verbündeten würden
unglaubwürdig gegenüber den Diktatoren dieser Welt. Und gegenüber
allen Menschen, die in den arabischen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|