Allgemeine Zeitung Mainz: Vorsicht vor Mythen / Kommentar zu Ackermann
Geschrieben am 29-08-2013 |
Mainz (ots) - Unternehmen zu führen, ist kein Job für
zartbesaitete Gemüter. Das gilt vor allem für die, die mit der Ware
Geld umgehen, den Banken also. Denn sie bestimmen über Wohl und Wehe
derer, denen sie Geld leihen. Da ist im Zweifelsfall für Mitleid kein
Platz. Da Josef Ackermann alles andere als zartbesaitet ist, passt er
perfekt in die Branche. Das hat er als Chef der Deutschen Bank
bewiesen. Allerdings gehört zu solchen Spitzenjobs auch eine gehörige
Portion an politischem und gesellschaftlichem Fingerspitzengefühl.
Und da haperte es bei dem Schweizer immer wieder. Und zwar so sehr,
dass seine Nachfolger Deutschlands Spitzeninstitut einen Kulturwandel
verordneten: "Ethik statt Erträge um jeden Preis", heißt nun die
Marschrichtung in Frankfurt. Nun hat Josef Ackermann den Vorsitz des
Verwaltungsrats der schweizerischen Zurich Versicherung mit
ausdrücklichem Hinweis auf den Selbstmord des Finanzchefs aufgegeben.
Denn im Raum steht der Vorwurf der Witwe, Ackermann habe ihren Mann
mit seinem harten Führungsstil in die Enge getrieben. Fakt ist, dass
die Bilanz des Versicherers angesichts der schweren Naturkatastrophen
vor allem in den USA und in Europa nicht sonderlich gut aussieht und
deshalb am Mythenkai kaum Ethik, sondern knallhartes Kostenmanagement
angesagt sein dürfte. Der perfekte Job also für Josef Ackermann, der
in solchen Situationen Klartext redet - und reden muss. Das muss er
jetzt aber auch, wenn es um darum geht, nach dem Motiv für den
Selbstmord seines Untergebenen zu suchen. - Sonst werden sich am
Züricher Mythenkai am Ende um Josef Ackermann Mythen ranken, die sein
restliches Leben massiv belasten werden.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
Regionalmanager
Telefon: 06131/485817
desk-zentral@vrm.de
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