Westdeutsche Zeitung: Das TV-Duell brachte wenig Überraschendes - Unentschlossene bleiben unentschlossen
Ein Kommentar von Martin Vogler
Geschrieben am 01-09-2013 |
Düsseldorf (ots) - Und sie haben es doch getan. Der Herausforderer
und die Kanzlerin schauten sich immer wieder direkt an. Ansonsten
hielten sich die Überraschungen beim Duell in Grenzen. Klar, die
schwarz-rot-goldene Halskette Angela Merkels verblüffte.
Bemerkenswert auch, dass Stefan Raab, der Moderator mit dem
Krawall-Image, mit pointierten, aber seriösen Fragen eine
Bereicherung war. Ach ja, politische Überraschungen gab es auch, etwa
als Merkel die Pkw-Maut für Ausländer so klar ablehnte, dass sie
Ärger mit der bayrischen Schwesterpartei CSU bekommen wird.
Aber ansonsten? Die Spannung blieb gering, was auch am starren
Konzept und den Profilierungsversuchen der vier Moderatoren - was
mindestens zwei zu viel waren - lag. Beide Kandidaten konnten viel zu
oft die Chance nutzen, vorbereitete Textpassagen aus ihren
Wahlprogrammen vorzutragen. Die Anhänger der beiden Lager sahen sich
dadurch in ihren Positionen bestätigt. Bislang Unentschlossene
hingegen dürften nach der Sendung weiter ratlos geblieben sein. Ob
dafür gleich vier Fernsehsender ihr Abendprogramm umwerfen müssen?
Eher nicht.
Aus ihrer Sicht machten beide Bewerber alles richtig. Angela
Merkel wirkte nur kurz ungewohnt nervös, strahlte aber
unerschütterlich ihre Botschaft aus: Mir können die Bürger vertrauen
- dank meiner Politik steht Deutschland im europäischen Vergleich
extrem gut da, und den meisten Menschen geht es gut. Peer Steinbrück
hingegen blieb nichts anderes übrig, als anzugreifen. Was ihm
durchaus gelang, ohne zu sehr in den von ihm gewohnten überheblichen
Duktus zu verfallen.
Eventuell hat Peer Steinbrück gestern ein paar Punkte gegenüber
Angela Merkel gut gemacht. Es wird ihm nichts nützen, denn eine
rot-grüne Mehrheit bleibt nach diesem Duell weiterhin
unwahrscheinlich. Auch falls Schwarz-Gelb nicht weiter regieren kann,
wird es Konstellationen geben, für die der SPD-Kandidat nicht zur
Verfügung steht. Etwa bei Rot-Rot-Grün, einer Ampelkoalition oder gar
einer Juniorpartnerschaft in einer großen Koalition müssten in der
SPD andere ran. Und die stehen bei der SPD längst in den
Startlöchern.
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Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
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