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Westdeutsche Zeitung: Der Autofahrer hat es in der Hand = von Peter Kurz

Geschrieben am 06-09-2013

Düsseldorf (ots) - Gilt mit Blick auf die kurz vor dem Start
stehende Markttransparenzstelle für Spritpreise der Satz: Gut gemeint
ist das Gegenteil von gut? Dass der Benzinpreis dadurch noch weiter
steigt, hätten sie wohl gern - die Vertreter der Mineralölindustrie,
die für eine aktuelle Studie zu eben diesem Thema befragt wurden und
dabei mal so richtig mit der Keule drohten.

Dass sich die Anbieter über mehr Transparenz bei den Benzinpreisen
ärgern, ist verständlich. Schließlich ist es gerade Sinn der Sache,
dass ihnen durch diese gesetzlich festgelegte Meldepflicht ein Teil
des Geschäfts kaputt gemacht wird - wenn nämlich die bisher
ohnmächtige Kundschaft minutenschnell über sinkende oder steigende
Preise informiert wird und dann ihre Wagen zu dem jeweils günstigsten
Anbieter lenkt.

Da wirkt es eher wie ein verzweifelter Konter aus dem
Schmollwinkel, wenn die Anbieter nun den Spieß umdrehen und per
Umfrage damit "drohen", dass der Schuss für den Autofahrer nach
hinten losgehen kann. Mit dem Argument: Wir Anbieter sehen jetzt noch
viel schneller, was die in diesem Markt ohnehin begrenzte Konkurrenz
macht und können uns noch leichter bei den Preisen anpassen - und
zwar nach oben.

Das klingt sehr nach Wunschdenken. Denn mit dem neuen Instrument
bekommt der Autofahrer ein echtes Stück Marktmacht in die Hand. Er
muss es freilich konsequent nutzen, flexibel auf die
Preis-Information reagieren und teure Anbieter dann auch wirklich
meiden.

Natürlich ist der Benzinpreis nicht immer der einzige Faktor, der
bei der Entscheidung des Autofahrers für die eine oder andere
Tankstelle eine Rolle spielt. Oft ist es auch das Gesamtangebot des
Anbieters - von Rabatten über Service bis zu einer großen
Produktpalette. Und es dürfte auch nicht jedermanns Sache sein, für
eine Ersparnis von vielleicht 60 oder 80 Cent pro Tankfüllung Umwege
und Zeitverlust in Kauf zu nehmen. Doch wäre es schön, wenn auch
diese weniger preisbewussten Autofahrer beim Anschub des neuen
Instruments aktiv die Daten der Preismeldestelle nutzen und so den
Anbietern zeigen: Wir lassen uns nicht mehr alles gefallen. Je mehr
mitmachen, umso deutlicher wird die Botschaft.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de


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