Neue Westfälische (Bielefeld): US-Kongress entscheidet über Syrien-Einsatz
Obamas Ernte
DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON
Geschrieben am 08-09-2013 |
Bielefeld (ots) - Es klingt alarmistisch, ist es aber nicht: In
wenigen Tagen kann das Ende einer der hoffnungsvollsten politischen
Karrieren des 21. Jahrhunderts so gut wie besiegelt sein. Verweigert
der US-Kongress Barack Obama die parlamentarische Rückendeckung für
den Syrien-Einsatz, ist der US-Präsident ein Mann ohne Autorität.
Gesundheitsreform, Schuldendebakel, Steuern, Einwanderung - keine der
großen innenpolitischen Aufgaben wäre bei ihm noch in guten Händen.
Der Kongress würde das Weiße Haus lahmlegen. Die Schuld daran trüge
allein Obama, der in diesen Tagen erntet, was er gesät hat. Bereits
lange vor Amtsantritt propagierte Obama einen maßvolleren Fußabdruck
der USA in der Weltgeschichte. Vor allem darum wurde er gewählt. Wann
immer seither streitschlichtende Einmischung von außen an Washington
herangetragen wurde, hat Obama sich folgerichtig gewunden,
abgewartet, auf Zeit gespielt. Zum einen aus leidvoller Erfahrung in
den katastrophalen Bush-Jahren. Zum anderen, weil schlicht das Konto
leer ist. Amerikas militärische Abenteuer haben erheblich zur Misere
bei den Staatsfinanzen beigetragen. Die Konsequenzen sind bekannt:
Raus aus dem Irak. Raus aus Afghanistan. In Libyen "von hinten"
geführt. In Syrien zweieinhalb Jahre und 100.000 Tote abgewartet.
Anstatt sich vor Ort mit Mensch und Material in Gefahr zu begeben und
Weltpolizist zu spielen, schickt Amerika lieber lautlose Henker über
den Atlantik, um in Nordafrika und Pakistan Terroristen zu töten.
Nichts illustriert die Unlust vor militärischem Engagement im Ausland
besser als der expansive Einsatz von Drohnen. Wer so handelt, darf
sich weder wundern noch beklagen, wenn der Staatsbürger von einem
Militärschlag in Syrien nichts hält und das seinen Abgeordneten in
Washington unmissverständlich wissen lässt.
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