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Matthias Hartung: "Konventionelle Stromerzeugung steht unter gewaltigem wirtschaftlichen Druck"

Geschrieben am 09-09-2013

Köln (ots) -

- Hauptgründe sind sinkende Großhandelspreise und der Entfall der
kostenlosen CO2-Zertifikate
- Verbesserungsprogramm nimmt das gesamte Unternehmen in die
Pflicht

"Unsere konventionelle Stromerzeugung steht unter gewaltigem
wirtschaftlichen Druck." Das hat Matthias Hartung,
Vorstandsvorsitzender der RWE Generation, bei einem Pressegespräch in
Paffendorf bei Bergheim verdeutlicht. In den ersten sechs Monaten des
Jahres ist das Ergebnis des Unternehmens um 62 Prozent von 1,8
Milliarden auf 690 Millionen Euro gesunken. Hauptgründe sind weiter
sinkende Großhandelspreise und der Entfall der kostenlosen
CO2-Rechte. Der Gesamtumsatz ging verglichen mit dem
Vorjahreszeitraum um 4 Prozent auf rund 5,4 Milliarden Euro zurück.
In der RWE Generation sind seit Jahresbeginn die konventionellen
Kraftwerke in Deutschland, England und den Niederlanden gebündelt.
Die RWE Power gehört mit der Braunkohle, der Kernenergie und der
Wasserkraft dazu.

Die Aussichten trüben sich weiter ein: Der Großhandelspreis für
2014 liegt aktuell bei etwa 38 Euro je Megawattstunde Strom - Anfang
2012 waren es noch 55 bis 60 Euro. Das Ergebnis der RWE Generation
wird deshalb weiter zurückgehen. Vor diesem Hintergrund überprüft das
Unternehmen seine gesamte Kraftwerksflotte. Von ersten Entscheidungen
ist auch das rheinische Braunkohlenrevier berührt: Die
Vorschaltgasturbinen am Kraftwerk Weisweiler sind aufgrund ihrer
geringen Einsatzzeiten konserviert worden. Ältere Braunkohlenblöcke,
die wegen einer besonders schwierigen Kostenstruktur Probleme haben,
ihre Vollkosten zu erwirtschaften, stehen unter intensiver
Beobachtung. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, unsere Kosten weiter
zu senken, um unsere Kraftwerke im Markt zu halten", betonte Hartung:
"Bei dieser Kraftanstrengung sind alle Betriebe und Sparten im
Rheinischen Revier gefordert, genauso wie die Verwaltungen in Essen
und Köln." Allein in der Braunkohle wurden seit April 350 Ideen
entwickelt, um Prozesse und Organisationen zu verschlanken,
Sachkosten zu senken, Margen zu verbessern oder die Personalkosten zu
optimieren - zum Beispiel mit flexibleren Arbeitszeitmodellen. Bis
Ende des Jahres sollen alle Maßnahmen stehen.

Die Energiewende verändert die Rolle der konventionellen Erzeugung
erheblich. Technisch ist RWE Generation mit einem modernen, hoch
effizienten und flexiblen Kraftwerkspark darauf eingestellt. Allein
in Neubauten flossen in den letzten Jahren rund zwölf Milliarden
Euro, davon über 40 Prozent in Nordrhein-Westfalen. Im Rheinischen
Revier sind zudem die 600 MW- und eine Mehrzahl der 300 MW-Anlagen
mit neuer Leittechnik ausgestattet worden, so dass die Leistung der
Braunkohlenflotte nun innerhalb von nur 30 Minuten um 50 Prozent auf
etwa 5.000 MW heruntergefahren werden kann. Das entspricht der
Leistung von 2.500 Onshore-Windkraftanlagen á 2 MW. Matthias Hartung:
"Flexibilität ist die Voraussetzung, um den Ausbau der volatilen
erneuerbaren Energien zu ermöglichen. Wir haben dafür gesorgt, dass
die Braunkohle in puncto Flexibilität modernen Gaskraftwerken in
nichts nachsteht. Denn der heimische Energieträger ist auch in
Zukunft unverzichtbar für die deutsche Stromerzeugung." Zur
Stabilisierung des sensiblen Systems der Stromerzeugung sind aber
neben technischen Fortschritten vor allem Veränderungen bei den
energiepolitischen Rahmenbedingungen notwendig: Um die
Versorgungssicherheit zu gewährleisten, brauchen wir ein Marktsystem,
in dem auch die Bereitstellung gesicherter Kraftwerksleistung
honoriert wird und zwar ungeachtet von Technologie und Alter der
Anlagen. Um die europäischen CO2-Minderungsziele zu erreichen, müssen
außerdem der Emissionshandel für die Zeit nach 2020 gestärkt und neue
Emissionsminderungsziele für 2030 festgelegt werden. Und um die
Strompreisentwicklung kalkulierbarer zu machen, muss das Erneuerbaren
Energien Gesetz reformiert werden. Matthias Hartung ist überzeugt:
"Nur wenn die Stellschrauben an diesen drei Eckpfeilern auf
europäischer und nationaler Ebene im Gleichtakt in die richtige
Richtung gedreht werden, wird die Energiewende gelingen."

Einen aktuellen Überblick über die Situation im Rheinischen Revier
bot Dr. Ulrich Hartmann, im Vorstand der RWE Power unter anderem
verantwortlich für Braunkohlenkraftwerke und Tagebaue. Bis 30. Juni
war die Förderung von Braunkohle mit gut 48 Millionen Tonnen leicht
rückläufig. Die Stromerzeugung sank in den ersten sechs Monaten um
vier Prozent auf rund 37 TWh. Die Veredlungsbetriebe haben im 1.
Halbjahr 6,6 Millionen Tonnen Rohbraunkohle verarbeitet.
Erwartungsgemäß zurückgegangen sind die Beschäftigtenzahlen: Ende des
2. Quartals arbeiteten 14.800 Mitarbeiter bei RWE in der
Stromerzeugung in Deutschland, 327 weniger als am 31. Dezember 2012.
In den Betrieben im Revier und in den Verwaltungen sank die Zahl auf
10.281, ein Rückgang von 190. "Bei allen Sparzwängen wollen wir an
unserer guten Ausbildung festhalten", stellte Ulrich Hartmann heraus.
180 junge Leute haben Anfang September eine Ausbildung in einem der
20 unterschiedlichen Berufe begonnen; insgesamt sind es 621
Auszubildende. Erfreulich ist die Entwicklung bei der
Arbeitssicherheit, einem Topziel des Unternehmens: Ende Juni 2013 lag
die Quote von Unfällen pro eine Million verfahrener Arbeitsstunden
bei 2,0 (Industriedurchschnitt 2012: 13,0).

Die Auftragsvergaben im Rheinischen Revier gehen in diesem Jahr um
zehn Prozent auf 900 Millionen Euro zurück. Ein Grund dafür ist die
Beendigung der Baumaßnahmen der BoA-Doppelblockanlage in Neurath und
die Stilllegung aller 150 Megawatt-Blöcke. Der Braunkohlenvorstand
erläuterte: "Wir müssen heute noch sehr viel intensiver überlegen,
ob, wann und in welcher Höhe eine Investition notwendig ist, wo sich
Einsparungen realisieren, wie wir zu günstigeren Lösungen kommen."
Insgesamt sichert die Braunkohle aber direkt und indirekt 30.000
Arbeitsplätze in der Region. Ulrich Hartmann: "Die Zahlen zeigen,
dass wir auch in schwierigen Zeiten ein verantwortungsbewusster und
zuverlässiger Partner sind."



Pressekontakt:
Stephanie Schunck
Leiterin Unternehmenskommunikation
RWE Power AG
T: +49 201 1222088
stephanie.schunck@rwe.com

Lothar Lambertz
Leiter Externe Kommunikation
RWE Power AG
T: +49 201 1223984
lothar.lambertz@rwe.com


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