Westdeutsche Zeitung: Die Wahl von Thomas Bach zum Chef des IOC - Große Erwartung, kleine Hoffnung
Ein Kommentar von Olaf Kupfer
Geschrieben am 10-09-2013 |
Düsseldorf (ots) - Der lange Weg auf den Thron des Internationalen
Olympischen Komitees (IOC) ist beendet, jetzt beginnt der Ernst: Der
Deutsche Thomas Bach hat als neuer Chef des IOC von nun an mindestens
acht Jahre Zeit, Akzente zu setzen. Die sich unterscheiden sollten
von jenen Jahren seit 1991 auf dem Weg nach oben, in denen der Anwalt
zuerst Allianzen geschmiedet hat.
Der 59-Jährige hat sich bislang in einem Ausmaß bedeckt gehalten,
wie man es wohl tun muss, wenn man in diesem kleinen, aber mächtigen
Zirkel in das höchste Amt gewählt werden will. Er hat die Kontakte
gesucht, die ihm die Stimmenmehrheit beschafft haben. Und er hat
Meinungen wie etwa im Anti-Doping-Kampf vertreten, die nie extrem
waren, sondern die Mitte bedienten: Ein strikter Anti-Doping-Kurs: ja
freilich, ein Anti-Doping-Gesetz aber: nein, danke. So kommt man ganz
gut durch, so besteigt man im besten Fall als mächtigster
Sportfunktionär der Welt den Olymp.
Der Weg ist nun Geschichte, entscheidend wird jetzt sein, was Bach
aus seiner Rolle macht: Kommt er aus der Deckung und geht die großen
Aufgaben des Sports offensiv an? Der Dopingmissbrauch beherrscht die
Szenerie inzwischen ganz offensichtlich auf eine Art, die Antworten
erfordert. Die bisweilen wahnwitzige Kommerzialisierung des Sports
gipfelt in fragwürdigen Vergaben von sportlichen Großereignissen.
Bach ist bislang nicht bekannt dafür gewesen, daran etwas ändern zu
wollen.
Im schlimmsten Fall wird der Olympiasieger von 1976, der viel mehr
Funktionär als Ex-Sportler zu sein scheint, ein Verwalter seines
Amtes, wie es zuletzt sein Vorgänger Jacques Rogge war. Damit wäre
für den Sport freilich nichts gewonnen.
Fraglos wird es für uns Deutsche ein kaum spürbarer Vorteil sein,
dass ein Deutscher das IOC anführt - auch wenn die Chancen auf
Olympia 2022 in München nicht schlechter geworden sind. Die Erfahrung
zeigt, dass sich die Mächtigen des IOC nicht ihrem Herkunftsland
verschrieben haben, sondern viel mehr dem Sport oder gar dem IOC und
dessen Geldvermehrung selbst. Wenn Bach es schafft, sich wenigstens
letzterem zu entziehen, wäre schon viel gewonnen. Zweifel daran sind
erlaubt.
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