DER STANDARD-Kommentar: "Langeweile trotz TV-Hektik" von Alexandra Föderl-Schmid
Geschrieben am 19-09-2013 |
"Die Omnipräsenz der Politiker erzeugt noch keinen spannenden
Wahlkampf"; Ausgabe vom 20.9.2013
Wien (ots) - Auf allen TV-Kanälen ist Wahlkampf. Wer was wann wo
und warum gesagt hat, daran erinnert man sich häufig am nächsten Tag
nicht mehr. Die Omnipräsenz der Politiker erzeugt ein Grundrauschen,
das grundsätzliche Debatten erstickt und Langeweile erzeugt. Wie auch
die Unterscheidbarkeit der Parteien und ihrer Vertreter immer
geringer wird. Wenn dann jemand einmal lauter wird oder den
Taferlschmäh von Jörg Haider aufnimmt, erregt das kurz
Aufmerksamkeit, bevor wieder alles im Flimmern und Rauschen
untergeht. Parteien setzen auf Personen statt auf Programme, das
lässt sich leichter verkaufen. Das gilt für SPÖ und ÖVP genauso wie
für die Newcomer: Frank scheint als Botschaft auszureichen, und die
sich bisher als neue Kraft präsentierenden Neos greifen im
Wahlkampffinish dann doch auf eine altbekannte Person als
Spitzenkandidaten zurück. Durchhalten bis zum Wahltag scheint die
Devise bei Politikern wie Wählern zu sein. Die Ermüdungserscheinungen
des Alltags dehnen sich auf die Vorwahlzeit aus, auf die lähmende
Hitze des Sommers folgte bisher kein frischer Wind im Herbst. Die
Botschaften der Parteien sind gut abgelegen. Die SPÖ kann ihre
Plakate im nächsten Wahlkampf gleich wieder verwenden, da sie sich
nicht einmal die Mühe gemacht hat, konkrete Versprechungen abzugeben
und auf die sicheren Hände der Wahlkampfmanager aus anderen Ländern
zurückgreift. Die FPÖ macht das, was sie am besten kann: Wahlkampf
mit Ressentiments, wieder einmal. Die ÖVP erweckte zuerst den
Eindruck, als ob sie Werbung macht für das von manchen aus ihren
Reihen als abgesandelt bezeichnete Land, das auf seine Entfesselung
wartet. Worin die Zukunft außer mit Kindern besteht, blieb offen. Die
Grünen setzen - wegen des bei ihren Anhängern verpönten Personenkults
- irgendwie verstohlen, aber doch auf Eva. Immerhin liefern sie ein
selbstironisches Fazit des gesamten Wahlkampfes in diesem Land mit
ihrem Anspruch, "weniger belämmert als die anderen"sein zu wollen.
Der Eindruck, dass eh schon alles gelaufen ist, bevor es überhaupt
angefangen hat, spannend zu werden, macht sich breit. Der von vielen
erhoffte Wettstreit der Ideen ist ebenso ausgeblieben wie eine
intensive Debatte über die großen Themen wie Bildung, die über die
Zukunftsfähigkeit dieses Landes entscheiden. Die bisherigen
Koalitionäre eint, dass sie danach trachten, das Thema Hypo Alpe
Adria erst nach der Wahl diskutieren zu müssen. Und dann? Die große
Koalition wird halt wieder einmal ein wenig weniger groß werden, aber
am Ende wird es sich wieder ausgehen. Die kleineren Parteien kommen
ohnehin nicht ins Parlament. Das ist die weitverbreitete Meinung.
Wozu dann überhaupt wählen gehen, wenn eh alles beim Alten bleibt?
Dabei gibt es diesmal neue Parteien wie Neos oder den Wandel, die das
Angebot vielfältiger machen und damit die Auswahlmöglichkeit für
Unentschlossene erhöhen. Ein Fünftel der Wahlberechtigten hat 2008
auf sein demokratisches Recht zur Stimmabgabe verzichtet. Glaubt man
den Wahlforschern, sind nur drei Prozent überzeugte Nichtwähler. Die
anderen sind enttäuscht oder frustriert von der Politik und
Politikern, aber nicht demokratiemüde. Diese Wählerinnen und Wähler
könnten durch eine spannende politische Debatte im Endspurt noch
abgeholt werden.
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
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