Börsen-Zeitung: Der letzte Strohhalm, Kommentar zur Insolvenzanmeldung von Loewe, von Stefan Kroneck.
Geschrieben am 01-10-2013 |
Frankfurt (ots) - Loewe greift nach dem letzten Strohhalm, um die
drohende Liquidation abzuwenden. Der als Sanierer angetretene
Vorstandschef Matthias Harsch muss daher nach dem Übergang des
"vorläufigen" (Schutzschirmverfahren) in ein "reguläres"
Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung rasch einen Investor finden, um
den Fortbestand des bayerischen TV-Geräteherstellers in deutlich
abgespeckter Form zu sichern.
Doch die Zeit läuft Harsch davon, um das Blatt in letzter Minute
zu wenden. Das Insolvenzverfahren in Eigenregie für Loewe gewährt dem
CEO zwar Handlungsspielräume beim Versuch, aus eigener Kraft aus der
Misere herauszukommen, weil ein Insolvenzverwalter nicht eingestaltet
ist. Das Geld reicht aber nur noch für drei Monate. Harsch übt sich
daher in Zweckoptimismus, wenn er angibt, dass sechs Investoren
Angebote abgegeben hätten. Er hofft, bis Ende dieses Monats einen
Käufer zu finden.
Scheitert der Verkaufsprozess, ist Loewe endgültig am Ende. Das
Unternehmen würde dann das gleiche Schicksal ereilen wie zuvor
Grundig, Telefunken und Nordmende. Von den einst stolzen deutschen
Fernsehgeräteherstellern bliebe dann nur noch der fränkische
Mittelständler Metz übrig, der aber ebenfalls um das Überleben
kämpft. In der Branche herrscht seit Jahren ein harter
Verdrängungswettbewerb. Die südkoreanischen Hersteller Samsung und LG
Electronics sind auf dem Vormarsch. Dadurch geraten auch japanische
Anbieter unter Druck. Loewe-Großaktionär Sharp kämpft angesichts
stark fallender Preise - ebenso wie die Kronacher - mit hohen
Verlusten. Überkapazitäten prägen den Markt. Das setzt vielen zu.
Der Niedergang der deutschen Produzenten ist aber nicht nur das
Ergebnis externer Faktoren, sondern auch Resultat von strategischen
Fehlentscheidungen und Missmanagement. Loewe bildet da keine
Ausnahme. So verschlief die Firma vor Jahren den Trend zu
Flachbildschirmen (LCD-Technik), was seinerzeit zum vorzeitigen Aus
von Loewe geführte hätte, wenn nicht Sharp 2004 als Kapitalgeber
eingesprungen wäre, um das Ruder (zeitweilig) herumzureißen. Heute -
neun Jahre danach - sind Geldgeber rar geworden.
Vor diesem Hintergrund ist es fraglich, ob Loewe ein Neuanfang
tatsächlich gelingt. Einen potenziellen Käufer interessieren
Markenrechte und technisches Know-how in Form von Lizenzen sowie
Patenten. Der Erhalt von Loewe als eigenständiges Unternehmen wäre
dafür nicht mehr notwendig.
(Börsen-Zeitung, 2.10.2013)
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