(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Der Fall Müller, Kommentar zur Commerzbank von Bernd Wittkowski

Geschrieben am 14-10-2013

Frankfurt (ots) - Aus der Causa Jochen Klösges und Ulrich Sieber
ist ein Fall Klaus-Peter Müller geworden. Zugutehalten mag man dem
Aufsichtsratsvorsitzenden, dass die Commerzbank einen Großaktionär an
ihrer Seite hat, der den Handlungsspielraum der Verwaltung
einschränkt. Das macht die Sache aber nicht besser. Denn soweit hier
Druck aus Berlin ausgeübt werden sollte, was man sich lebhaft
vorstellen kann, wäre es zuerst die Aufgabe Müllers, aber auch jene
der Vertreter des Bundes im Kontrollorgan, Nikolaus von Bomhard
(Munich Re) und Markus Kerber (Bundesverband der Deutschen
Industrie), das Finanzministerium und den Bankenrettungsfonds Soffin
an einen jahrhundertealten Grundsatz des Vertragsrechts zu erinnern:
Pacta sunt servanda. Verträge sind einzuhalten, und die Verträge mit
den Vorstandsmitgliedern Klösges und Sieber sind vor ein, zwei Jahren
bis 2017 verlängert worden. Man darf unterstellen, dass Müllers
Unterschrift die Kontrakte ziert.

Als Steuerzahler ist man ja dankbar für jede Million, die bei den
vom Staat, also von uns, aufgefangenen Banken eingespart wird. Man
kann zudem lange darüber sinnieren, ob die Gehaltsdeckelung von
500000 Euro für die Commerzbank-Spitze nicht zu früh aufgehoben wurde
und - unabhängig davon - was die Leistung des einen oder anderen
Vorstandsmitglieds nicht nur bei den Gelben überhaupt wert ist. Man
braucht dagegen nicht darüber zu diskutieren, dass der Abbau
Tausender Stellen, der "unten" zu weiterer Arbeitsverdichtung führt,
auch "oben" irgendeine mehr als nur symbolische Form von Einsparung
nach sich ziehen muss. Und zu guter Letzt: Man müsste nicht mit dem
Hut herumgehen, wenn die Betroffenen "nur" mit einem kleinen statt
mit einem größeren Millionenbetrag abgefunden würden; das Mitleid
hielte sich in Grenzen, auch wenn Klösges und Sieber nicht mehr
verbrochen haben, als dass man sie nicht mehr braucht. All das ist
aber in diesem Fall piepegal. So, wie Müller und der Bund sich das
ausmalen, geht es einfach nicht. Die beiden Vorstandsmitglieder haben
gültige Verträge, sie haben sich offensichtlich nichts zuschulden
kommen lassen, folglich kann niemand erwarten, dass sie freiwillig
auf ihre Rechte verzichten. Aber ihre Reputation wird in aller
Öffentlichkeit beschädigt. Ein Profi an der Spitze des
Kontrollgremiums hätte die Sache diskret geregelt. Natürlich hätte
das eine Stange Geld gekostet, das haben Verträge mitunter so an
sich. Ein weiser Aufsichtsratsvorsitzender aber hätte die Verträge
gar nicht erst verlängert. Müller agiert weder professionell noch
weise.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

491051

weitere Artikel:
  • Weser-Kurier: Zur HSH-Immobiliensparte schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 15. Oktober 2013: Bremen (ots) - Die ungeliebte Immobiliensparte der finanziell angeschlagenen HSH Nordbank wurde Ende August verkauft. Eigentlich sollten die Bank-Eigner aufatmen. Schließlich verwaltet die HSH Real Estate risikobehaftete Fonds, und die HSH Nordbank muss laut EU-Vorgabe nun mal ihren Geschäftsbereich verkleinern. Doch wieder einmal mangelt es der Bank, deren Mehrheitseigner immerhin die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein sind, an der nötigen Transparenz. Zwar verkündete sie den Verkauf parallel mit den Halbjahreszahlen - doch ging mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Klima / Umwelt Osnabrück (ots) - Vorsicht, Europa Es ist kurios: Da fordert Bundesumweltminister Peter Altmaier auf europäischer Bühne, die anderen EU-Länder könnten Deutschland ruhig mal höhere CO2-Grenzwerte für Autos zugestehen. Schließlich sei man in Umweltfragen doch immer Vorreiter gewesen. Nach Altmaiers Logik gebührt also dem Vorreiter das Privileg, bestehende Absprachen und gemeinsame Ziele so zu frisieren, wie es der mächtigsten Industriesparte beliebt? In den Ohren aller Europäer, die sich in der Vergangenheit Klimaschutz-Belehrungen mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: US-Dominanz Karlsruhe (ots) - Wer bekommt den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften? Wer auf einen US-Amerikaner tippt, liegt in der Regel nicht falsch. Die Forscher aus der Neuen Welt haben offenkundig ein Abo auf die begehrteste Auszeichnung, die die Wissenschaftswelt zu bieten hat. Mit Reinhard Selten schob sich im Jahr 1994 sogar einmal ein Deutscher in die Phalanx der US-Preisträger, aber dies blieb ein Ausnahmefall. Wenn es ums Geld und um Märkte geht, führt kein Weg an den Wissenschaftlern aus den amerikanischen Forschungszentren mehr...

  • Konzept gegen Wohnungsnot / Neue Wege im Mietwohnungsbau / Bürger-AG bietet nachhaltige Geldanlage mit Modellcharakter / Bezahlbares Wohnen auch für Kleinverdiener Tübingen (ots) - Pünktlich zum Beginn des Wintersemesters spitzt sich die Wohnungsnot in den Universitätsstädten zu. Aktuell starten 50.000 Erstsemester ihr Studium, viele suchen noch händeringend eine bezahlbare Unterkunft. Doch die sind knapp. Die Wohnheime führen lange Wartelisten und auf dem freien Markt ist kaum an eine günstige Mietwohnung zu kommen. Dies bekommen auch Menschen mit geringem Einkommen wie Auszubildende oder Alleinerziehende mit Kindern zu spüren - sie alle konkurrieren auf dem immer enger werdenden Markt um wenige mehr...

  • Janssen Submits Marketing Authorisation Application to European Medicines Agency for a Fixed-Dose Combination Tablet of HIV-1 Medicine Darunavir with Cobicistat Beerse, Belgium (ots/PRNewswire) - Janssen-Cilag International NV (Janssen), today announced it has submitted a Marketing Authorisation Application to the European Medicines Agency seeking approval for a once-daily single tablet fixed-dose antiretroviral combination product containing darunavir, a protease inhibitor developed by Janssen, with cobicistat, a pharmacokinetic enhancer or boosting agent, developed by Gilead Sciences, Inc. (Gilead) for use in combination with other human immunodeficiency virus (HIV-1) medicines. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht