Weser-Kurier: Zum neuen Chef der pakistanischen Taliban schreibt der Bremer WESER-KURIER:
Geschrieben am 08-11-2013 |
Bremen (ots) - Mit der Ernennung von Mullah Fazlullah zum neuen
Kopf der pakistanischen Taliban schwinden die ohnehin geringen
Friedenshoffnungen für das islamische Land. Der Hardliner hat sich
kategorisch gegen jegliche Verhandlungen mit der Regierung
ausgesprochen. Fazlullah, der Frauen einst aufforderte, so lange
nicht mit ihren Männern zu schlafen, bis diese am Dschihad
teilnehmen, dem heiligen Krieg gegen Ungläubige, ist selbst unter den
Taliban ein extremer Vertreter. Weil er zudem über ein sicheres
Rückzugsgebiet in Afghanistan verfügt, ist der neue Taliban-Chef
schwer zu fassen. Doch wieweit Fazlullah von seinem Versteck im
Hindukusch aus die Terrorbewegung koordinieren kann, bleibt
abzuwarten. Pakistans Taliban sind ein loser Zusammenschluss von mehr
als einem Dutzend Terrorgruppen. Doch allein die Ernennung von
Fazlullah ist kein gutes Vorzeichen für Pakistan und Afghanistan, wo
sich die NATO-Truppen auf den Abzug im kommenden Jahr vorbereiten.
Unter Fazlullah werden die pakistanischen Taliban ihre
Terror-Aktivitäten in den Großstädten Pakistans wieder verstärken. In
den vergangenen Jahren hatten die Taliban vor allem im Nordosten des
Landes operiert, während die Hauptstadt Islamabad und die
Kulturmetropole Lahore seit 2009 von Anschlägen weitgehend verschont
blieben. Nun wird dort der Taliban-Terror wahrscheinlich wieder zum
Alltag: Fazlullah hat der Regierung unmissverständlich gedroht.
Bislang hat er seinen Drohungen stets Taten folgen lassen. Und es ist
eine noch engere Komplizenschaft mit den Islamisten in Afghanistan zu
befürchten: Der neue Taliban-Kommandeur verfügt über gute Beziehungen
zu Mullah Omar, dem einäugigen Fundamentalisten-Führer, der bis 2001
an der Spitze des von den USA gestürzten Taliban-Regimes in
Afghanistan stand. Mullah Omar kommt nach wie vor eine Schlüsselrolle
bei der Neuordnung Afghanistans nach dem Abzug der NATO zu. Pakistans
Taliban positionieren sich mit der Ernennung ihres neuen Oberhauptes
bereits für die Zeit nach 2014. Das Signal ist deutlich: Sie wollen
aus einer Position der Stärke operieren.
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Produzierender Chefredakteur
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