Westdeutsche Zeitung: Sicherheitskräfte in NRW sehen sich als Opfer von Gewalt =
von Madeleine Gullert
Geschrieben am 02-12-2013 |
Düsseldorf (ots) - Polizisten in Nordrhein-Westfalen fühlen sich
zunehmend bedroht. Eine moderne Ausbildung und regelmäßige
Fortbildungen sind deshalb wichtig, wenn sie den Beamten helfen, die
sich häufig in gefährliche Situationen begeben. Wenn neue
Trainingszentren die Situation verbessern, ist das positiv. Die Pläne
des Innenministeriums für neue Zentren sind deshalb zu begrüßen -
doch sie lösen nicht alle Probleme, die die Polizeibeamten in der
Studie nennen.
Die Polizeibeamten, aber auch die Gesellschaft, müssen sich auch
fragen, warum die Hemmschwelle offenbar sinkt. Liegt es daran, dass
der Umgangston in unserer Gesellschaft insgesamt rauer geworden ist?
Steigt der Alkohol- oder Drogenkonsum? Sind die Menschen
gewaltbereiter? Das sind gesellschaftliche Probleme, die genauer
ergründet werden sollten. Mithilfe der Analyse von Angriffen könnte
die Polizei Rückschlüsse auf die Dynamik der Ausschreitungen ziehen -
und Handlungsgrundsätze für die Zukunft ableiten.
Es ist ein ein richtiger Schritt, dass die Polizeibeamten
Kommunikation mit den Menschen und Deeskalation üben. Denn, wie es
der Bochumer Polizeiwissenschaftler Thomas Feltes formuliert: Gewalt
ist Ergebnis einer gescheiterten Kommunikation.
Die Polizei muss sich aber auch fragen, ob der Verlust an Respekt
vor den Beamten nicht auch mit ihrem schlechten Image zu tun hat. Der
nette Straßenpolizist ist ein Bild der Vergangenheit. Dass das
Ansehen des Berufsstandes nicht hoch ist, zeigt sich schon daran,
dass die Polizei in vielen Bundesländern verzweifelt nach Nachwuchs
sucht. Das schlechte Image beeinflusst sicher auch das
Selbstverständnis der Polizisten. Sie sehen sich als Buhmänner.
Was aber das subjektive Empfinden als Opfer von Gewalt angeht, so
spiegelt sich das nicht in Anzeigen von angegriffenen Polizeibeamten
wider. Die Zahl stagniert in NRW seit Jahren. In der Studie gibt eine
große Zahl der Polizisten als Grund für das Nicht-Anzeigen an, dass
sie kein Vertrauen in die Justiz hätten. Das ist besonders
beunruhigend, denn was sagt es über den Staat mit seiner
Gewaltenteilung aus, wenn die ausübende Gewalt der Justiz nicht
traut?
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
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