WAZ: Pisa nervt - und nützt
- Kommentar von Birgitta Stauber-Klein
Geschrieben am 02-12-2013 |
Essen (ots) - Besser als Großbritannien und Frankreich, schlechter
als diese Tigerstaaten mit der 60-Stunden-Woche für Grundschüler: Die
Pisa-Ergebnisse für Deutschland sind ganz ordentlich, besser als der
Durchschnitt jedenfalls. Man könnte auch sagen: langweilig. Womöglich
reizt das nun Experten aus Wissenschaft, Politik und Medien, zu
rufen: "Hört auf mit diesen Bildungsstudien." Von Vermessung der
Schule ist die Rede, von Inhalten, die nur deshalb zum Wissenskanon
gehörten, weil sie testbar seien.
Mag sein, dass es nervt, nicht über ein gehobenes Mittelmaß
hinauszukommen. Tatsächlich aber hat sich seit dem Pisaschock der
Jahrtausendwende erstaunlich viel im deutschen Bildungswesen
verändert - und verbessert. Durch den Blick auf andere Länder haben
wir zum Beispiel gelernt: Wichtiger als die Schulstruktur
(dreigliedriges System oder Gesamtschule) ist der Unterricht, ist der
Blick auf das einzelne Kind. Fördern statt abschieben - so lautet nun
die Devise.
Pisa verschärfte aber auch das Gerangel unter den Bundesländern -
hier die starken Bayern und Sachsen, dort die schwachen Bremer,
Berliner und Nordrhein-Westfalen. Damit ist nun Schluss: Den
Pisa-Bundesländervergleich (Pisa E) haben die Kultusminister
abgeschafft - zugunsten eines Ländervergleichs im
Fünf-Jahres-Rhythmus, der sich nach den (selbstgesteckten) nationalen
Standards richtet.
Am Beispiel Italien zeigt sich, welchem Druck sich die
Bundesländer entziehen: Die Provinzen Trient, Friaul und Venetien
sind auf dem Niveau der internationalen Spitzengruppe, das
benachbarte Ligurien aber ist abgeschlagen. Man muss Tests nicht
mögen um festzustellen, dass der Unterricht am Mittelmeer genauer
betrachtet werden sollte. In Deutschland ist Bildung die
Angelegenheit der Bundesländer, der Bund hat sich nicht einzumischen.
Ohne Pisa E schmoren nun die Länder eher in ihrem Saft, weil ein
Stück Konkurrenz zwischen Nord und Süd, SPD- und CDU-regiert
wegfällt.
Das mag für die Verantwortlichen angesichts der knappen Finanzen,
die kaum Investitionen zulassen, bequem sein. Man könnte auch sagen:
Die Länder haben sich mit dem Gefälle abgefunden.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
500216
weitere Artikel:
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Grenzüberwachung in der Europäischen Union
Rosstäuscherei
KNUT PRIES, BRÜSSEL Bielefeld (ots) - Lampedusa als Chiffre für das Bootsunglück,
Mitte Oktober zu jämmerlicher Berühmtheit gekommen, ist längst aus
dem Fokus des öffentlichen Interesses verschwunden.
EU-Kommissionschef Barroso kümmert sich jetzt um die Ukraine, die
Inselbürgermeisterin Nicolini ist wieder zuhause und muss sehen, wie
sie dort zurechtkommt. Der nächste EU-Gipfel wird sich mit der
Bankenunion und der Sicherheitspolitik befassen. Aus dem Drama, das
ein paar Tage die Schlagzeilen beherrschte, ist wieder ein stilles,
alltägliches Elend mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Kosmetische Operationen
Verbot mit Schönheitsfehlern
JONAS DAMME Bielefeld (ots) - 42 Tage dauern die Koalitionsverhandlungen
zwischen SPD und CDU/CSU bereits an - die wichtigen Themen scheinen
mittlerweile abgearbeitet zu sein. Noch lange kein Grund, nicht jeden
Tag neue gemeinsame Errungenschaften unter das Wahlvolk zu streuen.
Nun einigten sich Union und Sozialdemokraten darauf, gegen
Schönheitsoperationen bei Jugendlichen vorzugehen. Dass moralisch
zweifelhafte Schönheits-OPs von geldfixierten Medizinern sowieso
extrem selten sind, ist da nebensächlich. Handlungsbedarf gibt es im
Bereich der mehr...
- Lausitzer Rundschau: Und wenn es erneut sein muss
Der Länderantrag zum Verbot der NPD Cottbus (ots) - Man kann die Frage des NPD-Verbots juristisch
diskutieren. Hin und Her. Der Bundesinnenminister zum Beispiel
schätzt die Chancen als gering ein und hält sich deshalb fern. Auch
die Justizministerin argumentiert schon wie die Richter. Aber das ist
nicht die Ebene der Politik. Ihre Ebene ist eine andere: Es ist die
Frage, ob man überhaupt gegen eine Partei wie die NPD mit einem
Verbotsversuch vorgehen soll oder nicht. Letztlich, ob man Flagge
zeigen will oder nicht. Das ist eine politische Entscheidung. Erst
recht für mehr...
- Rheinische Post: Telekom-Schwäche Düsseldorf (ots) - Mit zwei Nachrichten bestätigte Deutschlands
größter Telefonkonzern gestern seine Verletzlichkeit: Schon wieder
fallen bei der Telekom einige Tausend Jobs weg - weil Wettbewerber
Aufträge wegnehmen und weil der Fortschritt so manche Arbeit von
altgedienten Technikern unnötig macht. So frisst die
Internetrevolution ihre Kinder - noch modernere Computertechnik macht
Computertechniker arbeitslos. Bei DSL-Flatrates können die Kunden
sich nun zwar freuen, dass es vorläufig keine Einschränkungen beim
genutzten Datenvolumen mehr...
- Rheinische Post: Ukrainische Lektion Düsseldorf (ots) - Das kurzsichtige Kalkül des ukrainischen
Präsidenten ist nach hinten losgegangen. Viktor Janukovitsch wollte
seine Macht erhalten. Deshalb gab er der EU einen Korb. Nun erlebt
das Land die schwersten Proteste seit der Orangenen Revolution 2004.
Und genau wie damals könnte es auch diesmal der Oppositionsbewegung
gelingen, Janukovitsch aus dem Amt zu fegen. Der Präsident hat mit
seiner Fehlentscheidung bewirkt, was nicht einmal seine Erzfeindin
Timoschenko so leicht erreichen könnte: Hunderttausende Menschen
protestieren mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|