Westdeutsche Zeitung: Die Angst vor Pisa ist endlich vorbei =
von Vera Zischke
Geschrieben am 03-12-2013 |
Düsseldorf (ots) - Die deutschen Schüler können aufatmen: Sie
landen beim internationalen Vergleich im komfortablen Mittelfeld.
Auch für viele Lehrer, Eltern und Bildungspolitiker, denen der
Pisa-Schock 13 Jahre lang im Nacken saß, ist dies sicherlich eine
Erleichterung. Immerhin ist dieser Leistungsvergleich zu einer Art
Lackmustest des deutschen Schulwesens avanciert. Negative Ergebnisse
bildeten stets die Steilvorlage, das Schulsystem in Grund und Boden
zu kritisieren. Die aktuellen Ergebnisse bestätigen nun, dass es
langsam aber sicher aufwärts geht. Das ist nicht einfach nur
beruhigend. Es erlaubt hoffentlich einen entspannteren Blick auf
diese Studie. Denn gerade Deutschland hat sie - wegen seines zunächst
schlechten Abschneidens - immer auch ein bisschen ernster genommen
als nötig. Das gute Abschneiden skandinavischer und nun asiatischer
Länder hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass ihre
Unterrichtskonzepte einfach besser zu den Aufgabenstellungen passen,
die bei Pisa abgefragt werden. Doch eine gute Schulbildung hat viel
mehr Aspekte als das korrekte Ankreuzen von Antworten. Da geht es
auch um das eigenständige Anwenden von Erlerntem, die Förderung
musischer Begabungen oder eine gute Schulausstattung - alles
Themengebiete, die nicht abgefragt werden. Und noch einen Aspekt
sollte man sich vor Augen führen. Jetzt, wo die Sache ein wenig
gelassener betrachtet werden kann: In der Studie werden die
Leistungen von Schülern aus völlig unterschiedlichen Bildungssystemen
und Staatsformen verglichen. Auf den ersten zehn Plätzen landen
sieben ostasiatische Länder, darunter China und Japan, deren
Schulsysteme von Drill und Gehorsam geprägt sind. Ist dann das
Mittelfeld nicht geradezu ein Ehrenplatz? Vielleicht täten unserem
Umgang mit dem deutschen Bildungssystem mehr Selbstbewusstsein und
weniger Angst vor dem internationalen Vergleich ganz gut. Pisa ist
zweifellos eine bedeutende Studie. Aber ihre Ergebnisse sollten nicht
die Richtung vorgeben, die unsere Bildungspolitik nimmt. Wer deren
Probleme lösen möchte, sollte einen Blick in die Schulen werfen.
Nicht in eine Statistik.
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