Pressereisen: Ohne Transparenz geht es nicht / Podiumsdiskussion zur Praxis von Redaktionen und PR-Branche
Geschrieben am 04-12-2013 |
Berlin (ots) - "Wenn Journalisten über Pressereisen berichten, zu
denen sie eingeladen wurden, machen sie diese Finanzierung
kenntlich." Der letzte Absatz der Ziffer 15, Richtlinie 15.1 des
Pressekodex macht unmissverständlich deutlich, was von Journalisten
in punkto Pressereisen gefordert ist. Dennoch: "Das Maß bei
Pressereisen wird nicht selten überzogen. Üppige Essen, luxuriöse
Hotels und ein teures Begleitprogramm haben mit journalistischer
Recherche meist nichts mehr zu tun und schränken unabhängige
Berichterstattung ein. Und der Leser merkt den versteckten Einfluss
am Ende bei der Berichterstattung nicht. Deshalb ist die Transparenz,
die Offenlegung der Finanzierung einer Reise, dringend erforderlich",
sagt Katrin Saft, Beschwerdeausschuss-Vorsitzende beim Deutschen
Presserat. Sie diskutierte gestern in Berlin gemeinsam mit Vertretern
aus Redaktionen, aus der PR-Branche und von Transparency
International über Für und Wider von Pressereisen sowie die Formen
von Einladungen für solch finanzierte Recherchen.
Anlass für die gemeinsam vom Deutschen Rat für Public Relations
(DRPR) und dem Deutschen Presserat organisierte Veranstaltung, die
erste dieser Art, war die Kritik der WELT bezüglich der Ausgestaltung
einiger Pressereisen von ThyssenKrupp im Jahr 2012. Katrin Saft:
"Dieser Fall ist bestens geeignet für eine längst überfällige
Diskussion in der Branche." Jörg Eigendorf, Leiter des
Investigativ-Teams der WELT, der mit seiner Berichterstattung über
die "Luxusreisen" des Stahlkonzerns damals den Stein ins Rollen
brachte, vertrat eine klare Position: "Es steht klar im Pressekodex
drin. Der Kodex muss nur eingehalten werden." Eigendorf sieht nicht
nur die Journalisten in der Pflicht, vielmehr auch die Verlage. Hier
bräuchte es seiner Meinung nach verbindliche Regeln für die
redaktionelle Praxis. Prof. Dr. Jürgen Marten, stellvertretender
Vorsitzender von Transparency International Deutschland, sieht im
Kern bei der Praxis von Pressereisen ebenfalls ein strukturelles
Problem. Marten: "Redaktionen müssen ein Selbstverständnis entwickeln
und Compliance Regeln einführen."
Alexander Wilke, Leiter der Unternehmenskommunikation von
ThyssenKrupp, stellte fest, dass sein Unternehmen auch in der Zukunft
nicht auf Pressereisen verzichten werde. "Sie sind ein wichtiges
Instrument, um wirtschaftliche Zusammenhänge dem Leser näher zu
bringen." Aber: Es gebe seit den Ereignissen des vergangenen Jahres
neue Richtlinien für solche Reisen, ein 4-Augen-Prinzip mit der
Compliance Abteilung im Unternehmen sowie eine Dokumentationspflicht.
Berufsethische Regelungen gibt es hierfür hingegen schon länger. In
der Richtlinie des DRPR zum Verhältnis von PR-Praktikern und
Journalisten ist festgeschrieben, dass Einladungen zu Pressereisen in
einem nachvollziehbaren Verhältnis zum Informationsanlass stehen
müssen. "Sie dürfen nicht an eine ausdrückliche Erwartung eines
positiven Berichts geknüpft sein und erst recht nicht mit Zuwendungen
irgendeiner Art verbunden sein." Matthias Rosenthal,
stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Rats für Public
Relations, erläuterte hierzu: "Diese Regeln sind seit 1997
verbindlich, sie sind im Oktober 2013 noch einmal vom DRPR
aktualisiert worden."
Die Podiumsdiskussion, die von Steffen Grimberg (ZAPP/NDR
Fernsehen) moderiert wurde, war durch eine Präsentation von Prof.
Günter Bentele eingeleitet worden, in der er auf historische Aspekte
der Pressearbeit, das aktuelle Verhältnis von PR-Leuten und
Journalisten und ethische Aspekte von Pressereisen eingegangen war.
Pressekontakt:
Ansprechpartner für die Presse: Edda Kremer (Presserat), Tel.
030-367007-13
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