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Neue OZ: Kommentar zu Kunst / Naturgewalten

Geschrieben am 05-12-2013

Osnabrück (ots) - Gefährliche Fantasien

Den Sturm erleiden oder selbst zum Sturm werden? Die Künste haben
beide Haltungen zur elementaren Naturgewalt durchgespielt. So
unterschiedlich die Resultate ausgefallen sein mögen - immerhin hat
sich erwiesen, welch gefährliche Metapher der Sturm ist. Die
Vorstellung des Sturms zwingt in dumpfe Schicksalsergebenheit. Oder
sie provoziert gefährliche Gewaltfantasien.

Das 20. Jahrhundert hat diesen Zwiespalt wie eine Zerreißprobe
durchlebt. Und das mit aufschlussreicher zeitlicher Taktung. Zu
Beginn des Jahrhunderts gefielen sich Avantgarde-Künstler als Sturm,
der Konvention und Historie hinwegfegt. Zum Ende des Säkulums häufen
sich hingegen die Desasterfilme, die den Sturm ganz anders
interpretieren: nicht als Chance, sondern als Heimsuchung.

Eines bleibt gleich. Als Elementarereignis hebt der Sturm das
Leben aus den Angeln. Als Zerstörer ist der Sturm auch ein Beweger.
Er verändert das Leben in kürzester Zeit von Grund auf. Das setzt
Menschen extrem unter Spannung, ganz gleich, ob als Himmelsstürmer
der Kunst oder als Katastrophenopfer in den Hollywood-Blockbustern.
Der Sturm tobt - und wie.

Stefan Lüddemann



Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207


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