Westdeutsche Zeitung: Die Welt hat allen Grund, den Tod Nelson Mandelas zu betrauern - In diese Fußstapfen kann niemand treten
Ein Kommentar von Lothar Leuschen
Geschrieben am 06-12-2013 |
Düsseldorf (ots) - Für ein paar Sekunden hat die Welt den Atem
angehalten. Für ein paar Augenblicke hatte Nelson Mandela wieder die
Aufmerksamkeit, die ihm gebührte. Für ein paar Momente war im
hektischen Alltag Zeit, darüber nachzudenken, was Nelson Mandela von
allen Politikern dieser Erde unterscheidet. Gradlinig und weise,
unerbittlich, aber trotz Verfolgung und jahrelanger Haft auch
versöhnlich - das sind Eigenschaften, die Menschen auf allen
Kontinenten mit dem Mann verbinden, der jetzt im Alter von 95 Jahren
gestorben ist. Als Kind angepasst, als junger Mann Rebell, im Alter
Staatsmann mit Herz und Verstand, führte Mandela sein Südafrika aus
der Rassentrennung in eine bessere Gegenwart. Nun ist es an seinen
Nachfolgern, das Werk zu vollenden - ohne ihn als moralische Instanz,
als Leitplanke für vernünftiges, menschenfreundliches politisches
Handeln.
Südafrika hat nach allem noch einen sehr weiten Weg vor sich.
Mandelas Tod wird dazu führen, dass der Rest der Welt für ein paar
Tage noch nach Kapstadt, Pretoria, und Johannesburg schaut, um sich
hernach wieder anderen, eigenen Themen zuzuwenden.
Dabei wären gerade alle Politiker gut beraten, Mandela und seine
Philosophie nicht zu vergessen. In einer US-amerikanischen
Zeitschrift hieß es gestern, Mandela sei der einzige Politiker, den
die Menschen wirklich vermissten. In der Live-Sendung eines deutschen
Radiosenders brach ein Mann in Tränen aus, weil Mandela seiner
Ansicht nach für alles stand, was Politik gut und menschlich macht.
Für die Vereinigten Staaten hat Barack Obama Halbmast-Beflaggung
an allen öffentlichen Gebäuden angeordnet. Für den Präsidenten der
USA war Mandela ein Vorbild, ein Idol, ein Hoffnungsträger.
Das war der Friedensnobelpreisträger Obama auch einmal, bis sich
herausstellte, dass sein politisches Interesse doch nicht dem
Zusammenleben der Staaten zum Nutzen aller gilt, sondern nur dem
Vorteil der USA, und dass er nicht die Kraft hat, sein gespaltenes
Land zu einen. Obama zeigt stellvertretend für alle, wie weit
Politiker vom Ideal entfernt sind. Und jetzt ist das Ideal gestorben.
Die Welt hat allen Grund, den Tod Nelson Mandelas zu betrauern.
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Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
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