Neue OZ: Kommentar zu Bundespräsident / Russland / Olympia / 2014
Geschrieben am 08-12-2013 |
Osnabrück (ots) - Es bleibt ein Politikum
Ob er das im Sinn hatte, der Bundespräsident? Vielleicht wollte er
tatsächlich einfach nur Bescheid sagen in Russland: Danke für die
Einladung, ich kann leider nicht kommen, nichts für ungut. Joachim
Gaucks Sprecherin hat schließlich betont, dass ein Präsidentenbesuch
bei Olympischen Spielen keine Pflicht sei, siehe Köhler und Vancouver
2010. Man könnte also die Interpretation als übertrieben abtun, Gauck
setze mit dieser Absage ein politisches Zeichen. Er könnte doch
einfach andere Pläne haben für diese Zeit. Oder der protokollarischen
Schwierigkeit aus dem Weg gehen wollen, die sich daraus ergibt, dass
er Russland und Putin bisher noch keinen offiziellen Besuch
abgestattet hat.
Doch erstens lässt sich kaum ignorieren, dass Gauck schon mehrfach
öffentlich Kritik an der Menschenrechtslage im Land dieser
Olympischen Spiele geübt hat, und zweitens hatte er immerhin keine
Probleme, 2012 die Sommerspiele in London in seinem Terminkalender
unterzubringen. Die Vermutung, Gauck möchte mit seiner Absage etwas
sagen, ist deshalb legitim. Entscheidend ist aber vielmehr, dass
seine Absage so starke Reaktionen auslöst, bei einem Thema, dessen
heikle Seiten längst bekannt sind. Das zeigt: Die Spiele von Sotschi
bleiben ein Politikum, das viele Menschen bewegt und beschäftigt. Die
Argumente der Kritiker sind weiterhin aktuell, und ihr Blick auf die
Situation der Minderheiten in Russland bleibt wichtig. Daran zu
erinnern, ob absichtlich oder nicht, hat Gauck erreicht.
Anne Diekhoff
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
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