Neue OZ: Kommentar zu Parteien / FDP / Parteitag
Geschrieben am 08-12-2013 |
Osnabrück (ots) - FDP hofft auf den Wunderheiler
Es glimmt noch in der ausgebrannten FDP: Mit einer starken Rede
hat der neue Parteichef Lindner die Glut angefacht. Er will heraus
aus den Gräben der Lagerwahlkämpfe und kappt alte Bindungen, zur
Finanzwelt, wo er eine "Anarchie der Raffer" sieht, und zur Union.
Mit Scham denken die Liberalen an die Zweitstimmen-Bettelei vor der
Wahl. Nie wieder solle das passieren, so schwört Lindner auf
Eigenständigkeit ein. Ob dieser Vorsatz dieses Mal länger anhält? Der
frühere Parteichef Rösler war 2011 ähnlich stolz angetreten. Dann
billigte er doch, dass der fahle FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle
sich wieder bei der Union anbiederte.
Wie Mehltau hatte sich die Aussichtslosigkeit über die FDP gelegt.
Intrigen, Machtkämpfe und Ego-Trips hatten die Partei regelrecht
vergiftet. Nun also der Lichtblick Lindner: Wie der Kranke an den
Wunderheiler klammert sich das FDP-Volk an den 34-Jährigen. Der weckt
auf dem Berliner Sonderparteitag hohe Erwartungen. Doch Wortgewalt
allein reicht nicht. Die seit Wegfall des Steuerthemas kernlose
Partei muss programmatisch liefern.
Die verwaisten Themen Bürgerrechte und Datenschutz können in
Zeiten schamloser Ausspähung ein zentraler Ansatz sein. Beim Thema
Euro-Rettung muss sich die FDP der Versuchung erwehren, wegen der
Konkurrenz der AfD in Populismus zu verfallen. Dass EU-Skeptiker
Schäffler nicht in die Parteispitze gewählt wurde, ist da ein gutes
Zeichen.
Beate Tenfelde
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
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