WAZ: Sigmar und Bruce, zwei Helden
- Kommentar von Ulrich Reitz
Geschrieben am 13-12-2013 |
Essen (ots) - Er musste sich von der eigenen Partei schon als
Siggi Pop verspotten lassen. Er hat eine Landtagswahl verloren. Er
hat eine Bundestagswahl verloren. Er sollte als SPD-Chef kippen. Ein
geborener Verlierer. Nächste Woche wird Sigmar Gabriel Vizekanzler
der Bundesrepublik Deutschland. Er bleibt nicht nur SPD-Chef, sondern
ist es unangefochtener denn je, demnächst nach Willy Brandt
derjenige, der dieses eigentlich unmögliche Amt am längsten innehat.
Wie konnte das passieren, dieser Sieg aus aussichtsloser Lage, der
heute und morgen hollywoodreif inszeniert wird, mit ihm als Helden -
Stirb langsam, Sigmar, du Bruce Willis der deutschen Politik? Mit
25,7 Prozent Wählerstimmen hat Gabriel 50 Prozent Sozialdemokratie
durchgesetzt, er hat beinahe doppelt so stark abgeschnitten, wie es
gerecht gewesen wäre. (Was wieder einmal zeigt, dass Machtgefühl und
Taktik in der Politik mehr zählen als Mathematik, anders gesagt: Wir
haben eine Parteien-, keine Wählerdemokratie.) In der SPD ist der
Ungeliebte, skeptisch Beäugte zum Unangefochtenen geworden. Beide
Effekte hat Gabriel mit einem Instrument erreicht: mit der
Mitgliederbefragung. Dieses aus Verlegenheit ersonnene Werkzeug der
Sozialdemokratenbesänftigung hat Gabriel zum Erpressungswerkzeug
ausgebaut. Erpresst hat Gabriel die eigenen Genossen und die CDU. Die
Sozialdemokraten hat er mit der Androhung zur Räson gebracht, bei
Ablehnung drohe der Verlust der gesamten Führung. Damit hat er aus
möglichen Neinsagern Totengräber gemacht. Angela Merkel hat er mit
der Drohung weichgeklopft, Unnachgiebigkeit in der Sache habe
Machtverlust zur Folge. Gabriel hat hoch gepokert, Merkel hat
gezuckt. Wer zuckt, verliert. Kurz vor Weihnachten geht die dritte
deutsche Große Koalition ins Amt. Dem Land wird sie wohl nicht gut
bekommen, vielleicht steht an deren Ende die Entzauberung der
Legende, Große Koalitionen erzeugten große Lösungen. (Liebe Leser,
sollte die Mitgliederbefragung schief laufen, werden wir uns bei
Ihnen wegen mangelnder Weitsicht entschuldigen.)
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
502421
weitere Artikel:
- WAZ: Mehr Spielraum für Richter
- Kommentar von Dietmar Seher Essen (ots) - Eingeräumt: Eine Verurteilung zu lebenslanger Haft
bedeutet längst nicht mehr, dass ein Täter hochbetagt hinter Gittern
stirbt. Die meisten kommen nach 20 Jahren frei. Dennoch hat der
Bundesrichter Thomas Fischer eine wichtige Debatte angestoßen: Wie
gerecht ist eigentlich der Mordparagraf?
Einerseits: Mord ist Mord. Kein Opfer kann wieder zum Leben
erweckt werden. Andererseits: Gerade das deutsche Recht unterscheidet
nicht zwischen einer brutalen, hoch kriminellen, geplanten Tötung und
einem massiven Gefühlsausbruch mehr...
- Thomas Krüger bleibt Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes - Alle Bundestagsfraktionen im Vorstand des Deutschen Kinderhilfswerkes vertreten Berlin (ots) - Thomas Krüger ist heute auf der
Mitgliederversammlung des Deutschen Kinderhilfswerkes als Präsident
der Kinderrechtsorganisation wiedergewählt worden. Der 54-jährige
steht seit 1995 an der Spitze des Deutschen Kinderhilfswerkes. Als
Vizepräsidentinnen wurden Anne Lütkes und Birgit Schmitz gewählt. Den
Vorstand komplettieren die bisherigen Mitglieder Volker Fentz, Harald
Geywitz und Haimo Liebich. Neu im Vorstand sind mit Katja Dörner,
Diana Golze, Bettina Hagedorn und Dr. Peter Tauber
Bundestagsabgeordnete aus allen mehr...
- Ostsee-Zeitung: OSTSEE-ZEITUNG Rostock zu Klitschko/Ukraine Rostock (ots) - Wenn einer die Ukraine nach Europa führen kann,
dann dürfte es Klitschko sein. Trotz des brutalen Polizeieinsatzes
auf dem Unabhängigkeitsplatz lässt er sich nicht provozieren.
Klitschko will einen Machtwechsel, aber keine Revolution. Er setzt
auf Wahlen, nicht auf Gewalt. Er rühmt sich der Unterstützung aus
Berlin, machte aber gestern auch den Weg für Gespräche mit
Janukowitsch frei. Bisher scheint Klitschko eine Menge richtig zu
machen. Der Sohn eines sowjetischen Generals hat in seinem Leben
europäische Werte mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Großen Koalition Bielefeld (ots) - »GroKo« ist also das Wort des Jahres. Die
Gesellschaft für deutsche Sprache hat wieder einmal viel Gespür
bewiesen und einen unmöglichen Kunstbegriff zurecht mit dem
(Anti)-Preis versehen. Nach »Stresstest« im Jahr 2011 und
»Rettungsroutine« 2012 ist auch die neueste Auszeichnung mit Spott
und Ironie verbunden. Es gab Regierungen in der Geschichte der
Bundesrepublik, die bessere Startvoraussetzungen als diese »GroKo«
hatten - aber das liegt nicht an der Gesellschaft für deutsche
Sprache.
Das Kernproblem der mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Nordkorea Bielefeld (ots) - Selbst in der von stalinistischer
Rücksichtslosigkeit geprägten Geschichte Nordkoreas ist es
beispiellos, was derzeit in Pjöngjang passiert: Diktator Kim Jong Un
statuiert ein abschreckendes Exempel, in dem er seinen Onkel Jang
Song Thaek hinrichten lässt.
Noch vor zwei Jahren, als Kim seinen verstorbenen Vater Kim Jong
Il beerbte, waren sich politische Beobachter uneinig, ob der Mann,
von dem noch nicht einmal ein genaues Geburtsdatum bekannt ist, der
Tyrannei in Nordkorea nicht doch Einhalt gebieten könnte. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|