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Kritik an Beitrag in der aktuellen Welt am Sonntag: Kieferorthopäden in Wissenschaft und Praxis weisen Unterstellungen gegen Berufsstand strikt zurück (FOTO)

Geschrieben am 23-12-2013

Berlin (ots) -

In einem ausführlichen Beitrag hat die Welt am Sonntag unter der
Überschrift "Millionen für ein Lächeln" den Kieferorthopäden
vorgeworfen, sie machten "mit vielen unnötigen Zahnspangen vor allem
ein Riesengeschäft". Der Beitrag gruppiert vielerlei Meinungen rund
um Statements eines niedergelassenen Kieferorthopäden, der seit
einigen Jahren dafür bekannt ist, den Medien als Kritiker aus den
eigenen Reihen zur Verfügung zu stehen. Dass diese Rolle mindestens
indirekt kostenlose Werbung für die Praxis dieses "Kritikers" ist,
der Privatzahlerleistungen anbietet und dies durchaus, so die
kieferorthopädische Wissenschaft und der Berufsverband, mit werbenden
Hinweisen, die seitens der Wissenschaft nicht unterschrieben würden,
sei bedauerlicherweise von der Redaktion der Welt im Vorfeld offenbar
nicht geprüft worden.

Inhaltlich üben die Dachorganisationen der Fachzahnärzte an den
Ausführungen des Beitrags vielfältige Kritik und klären eine
eindeutige Falschaussage auf. Wiewohl dies in dem schriftlichen
Interview vorab anders dargestellt wurde, zitiert die Redaktion der
WELT Dr. Gundi Mindermann, Bundesvorsitzende des Berufsverbandes der
Deutschen Kieferorthopäden/BDK: "Schließlich seien die Gerätschaften,
die die Kassen bezahlten, medizinisch nicht auf dem neusten Stand."
Richtig ist, dass Dr. Mindermann sich wie folgt geäußert hat: "Die
gesetzlichen Krankenkassen zahlen die >ausreichende, wirtschaftliche,
notwendige und zweckmäßige< (GKV-Grundlagen) kieferorthopädische
Behandlung. An deren Behandlungsergebnis gibt es auch nichts
auszusetzen - und diese Leistung ist im europäischen Vergleich nahezu
einzigartig."

Hinter dieser Aussage zur Qualität der "Kassen-Leistung" stehen
der Berufsverband und die wissenschaftliche Deutsche Gesellschaft für
Kieferorthopädie unter Leitung von Prof. Dr. Ursula Hirschfelder,
Universität Erlangen. Über diese "ausreichenden" Techniken hinaus
bietet die moderne Kieferorthopädie neue Verfahren an, die die
Behandlung einerseits erleichtern und andererseits nicht zuletzt
optisch unsichtbarer machen können. Es sei den Kassen jedoch nicht
zuzumuten, für solcherart Leistungen wie durchsichtige Brackets,
unsichtbare Bögen usw. in Anspruch genommen zu werden. Kritisiert
wurde im Beitrag der WELT, die Kieferorthopäden behandelten heute zu
früh. Dagegen stellen die Wissenschaftliche Gesellschaft und der
Berufsverband klar, dass es im Gegenteil viele Fälle gibt, wo eine
leichtere Frühbehandlung eine aufwändige Spätbehandlung vermeiden
oder mindestens reduzieren helfen kann. Kritisiert wird, dass Eltern
Behandlungen "aufgeschwatzt" würden, obwohl sie gar nicht nötig
wären. Dem widersprechen die Experten vehement: Bestätigt ist, dass
ein frühes Korrigieren beispielsweise des Kreuzbisses die gesamte
Kieferentwicklung, die Sprach- und Haltungsentwicklung positiv
beeinflusst. Die WELT kritisiert, dass viele Behandlungen von den
Kassen nicht erstattet, demnach als unnötig einzuschätzen wären. Dem
widersprechen die Expertinnen ebenfalls: Die Krankenkasse bezahlt die
Behandlung erst ab einer fest definierten erheblichen Fehlstellung.
Diese Grenze ist nicht fachliche definiert, sondern lediglich
versicherungstechnisch und damit "kostenbewusst". Ob ein Zustand
unterhalb dieser Distanz-Marke für das Kind gesundheitlich belastend
ist, ist nach den kostenfokussierten GKV-Kriterien eine reine
Privat-Frage. An der Therapie-Notwendigkeit besteht aus fachlicher
Sicht oft kein Zweifel, da sich Fehlstellungen nicht "auswachsen".
Kritisiert wird seitens der Zeitung die gestiegene Häufigkeit
kieferorthopädischer Kinder-Behandlungen. Hier erinnern die
Expertinnen daran, dass sich mit den geänderten Lebensverhältnissen,
insbesondere im Bereich der Ernährung, die Größe der Kiefer
verringert hat, während die Anzahl der natürlich angelegten Zähne
geblieben ist. Effekt: Die Zähne haben deutlich weniger Platz als
früher. Ebenfalls kritisiert wird in dem Zeitungsbericht, dass die
Zahl der erwachsenen "Zahnspangenträger" gestiegen sei. Der
Berufsstand dehne seine Zielgruppen aus. Prof. Dr. Hirschfelder und
Dr. Mindermann stellen demgegenüber klar, dass dies nicht zuletzt mit
dem gestiegenen Fachwissen in Verbindung steht und den erwachsenen
Patienten manche aufwändigere Behandlung erspart: Heute seien
Zusammenhänge zwischen Zahnfehlstellungen und funktionellen Problemen
bekannt, die neue Lösungen ermöglichen. Deutlich verbesserte
technischen Möglichkeiten einer kieferorthopädischen
Erwachsenenbehandlung ermöglichen mehr Prävention bei
Parodontalerkrankungen und auch bei prothetischen Aufgaben:
Kieferorthopädie kann - ohne chirurgische Verfahren - notwendigen
Platz für Implantate oder anderen Zahnersatz erreichen. Die
Möglichkeiten der modernen Kieferorthopädie sprechen sich auch in den
zahnärztlichen Praxen zunehmend herum und gehören in vielen bereits
zum "ganzheitlichen Therapiekonzept", weil sie Sinn machen. Die
vorgenannten Aspekte sind nur einige Kernpunkte der Kritik an dem
Beitrag in der aktuellen Sonntagsausgabe der WELT, der die
umfassenden medizinischen Möglichkeiten der modernen Kieferorthopädie
nicht angemessen darstellt und unverständlicherweise die hilfreiche
fachliche Weiterentwicklung diskreditiert, so die beiden führenden
Expertinnen Hirschfelder und Mindermann.



Pressekontakt:
dental relations, Birgit Dohlus, eMail: info@zahndienst.de


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