NRZ: Das Problem Lärm ist erkannt - ein Kommentar von DIETMAR SEHER
Geschrieben am 05-01-2014 |
Essen (ots) - Seit den Kindertagen der Industrialisierung
durchschneiden Güterzugstrecken die Wohngebiete von Rheintal und
nördlichem Ruhrgebiet. Wer hier lebt, kennt schlaflose Nächte. Solche
schlaflosen Nächte können zu Infarkten, zu Bluthochdruck und
Schlaganfall führen. Auch mindert die Lärmkulisse den Wert von
Häusern und Grundstücken. Für das Umweltbundesamt ist Lärm das größte
unterschätzte Umweltproblem.Nicht mehr nur Fluglärm steht im Fokus
der Kritik. Mehr als sonst haben sich Bürger über den Krach
beschwert, den Güterzüge machen oder machen werden - wie am
Niederrhein, wo die Betuwe-Linie ausgebaut wird. Die neue Koalition
will also den Lärm mit Flüsterbremse und Schallschutzwänden
halbieren. Der Plan ist auch deshalb richtig, weil der europäische
Nord-Süd-Güterverkehr mit der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels in
vier Jahren noch mal kräftig wachsen wird. Doch der Ansatz muss
gründlich durchdacht werden. Es gibt offene Fragen.Lassen sich
Anliegerkommunen mit bis zu vier Meter hohen Wänden einmauern? Am
Niederrhein drohen die ersten Gemeinden mit Klagen. Entspricht die
halb-staatliche Finanzierung der Bremsen-Umrüstung den strengen
EU-Wettbewerbsregeln? Da gibt es Zweifel. Und ist das im
Koalitionsvertrag angedrohte Fahrverbot sinnvoll, wenn nicht schnell
genug umgerüstet wird? Was nicht passieren darf: Dass die Fracht
wieder auf die Straße abwandert. Es wäre ein schlechter Tausch. Denn
auch und gerade die Straße macht Lärm. Mediziner führen darauf 4000
Infarkte im Jahr zurück.
Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion
Telefon: 0201/8042616
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