BERLINER MORGENPOST: Fatale Wirkung auf die Wähler
Leitartikel von Florian Kain über den Streit um Pkw-Maut, Energiewende und Vorratsdatenspeicherung.
Geschrieben am 06-01-2014 |
Berlin (ots) - Es ist fraglos ein besonderes Déjà-vu, das uns die
Akteure der großen Koalition pünktlich zum Start ins neue politische
Jahr bescheren. Man hätte gerne darauf verzichtet. Angela Merkel war
gerade verletzt aus den Skiferien nach Berlin zurückgekehrt, da
gingen manche ihrer Minister und Fachpolitiker schon aufeinander los
wie Union und FDP in überwunden geglaubten Zeiten.
Beleidigungen wie "Gurkentruppe" und "Wildsau" waren bislang zwar
noch nicht zu hören. Aber wer tatsächlich angenommen hatte, dass die
wochenlangen Verhandlungen um den Koalitionsvertrag, in denen Union
und SPD jedes Komma einzeln ausdiskutierten, Konflikte von vornherein
vermeiden würden, der sieht sich im Rekordtempo eines Besseren
belehrt. Seinen Anteil daran hat der neue Justizminister Heiko Maas -
nicht zufällig einer der Vertrauten des SPD-Vorsitzenden Sigmar
Gabriel im Kabinett. Maas hatte sich geschickt das eher
nachrichtenarme Wochenende vor Dreikönig für die Verkündung seiner
Botschaft ausgesucht, die Vorratsdatenspeicherung bis auf Weiteres
gar nicht einzuführen. Die Union, die diesbezüglich mit der FDP eine
ermüdende, vier Jahre andauernde Fehde hinter sich hat, kann das nur
als Affront auffassen. Der Koalitionsvertrag ist an dieser Stelle
wirklich eindeutig - und er lässt Maas, der sich offensichtlich auf
Kosten des Regierungsfriedens als neuer oberster Datenschützer
inszenieren will, hier eigentlich keinen Spielraum.
Eigentlich. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass Koalitionsverträge
im Regierungsalltag nicht immer das Papier wert sind, auf dem sie
gedruckt wurden. Am Ende zählt oft mehr, wer den längeren Atem hat.
Die FDP musste das leidvoll erfahren. Genau das ist der Grund, warum
die kleinen Koalitionspartner nun aus dem Stand einen Stellungskampf
um die Koch- und die Kellnerrolle vom Zaun brechen. Die CSU hat mit
ihren laut vorgetragenen Forderungen nach Ausnahmen beim Mindestlohn
- dem sozialdemokratischen Symbolthema schlechthin - ebenfalls schon
ihren Beitrag geleistet.
Mögen solche Vorstöße auch parteitaktisch erklärbar sein - in
ihrer Wirkung auf den Wähler sind sie fatal. Natürlich ist die große
Koalition nur ein Zweckbündnis. Aber etwas mehr Wille, sich
zusammenzureißen, muss schon da sein, wenn man als seriös
wahrgenommen werden will. Alles andere ist ein Konjunkturprogramm für
radikale Protestparteien. Die Europawahl ist im Mai.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
504890
weitere Artikel:
- Thüringische Landeszeitung: Merkels Streithähne / Kommentar von Bernd Hilder zum Start der Großen Koalition in Berlin Weimar (ots) - Neue Koalitions-Regierungen stürzen sich in aller
Regel in ambitionierte Pläne, die dann im Laufe der Jahre auf das
realistisch Umsetzbare abgeschliffen werden. Proportional zur Dauer
der Regierungsmühsal wächst meistens die Bereitschaft zum Streit. Das
wäre fast schon normal. Bei Merkels zweiter Großer Koalition ist das
anders. Anstatt Großes in Angriff zu nehmen, stürzt sich das
schwarz-rote Kabinett runde drei Wochen nach der Vereidigung in
kleinliche Zankereien über den politischen Kurs.
Dabei ist bemerkenswert, mehr...
- Lausitzer Rundschau: Im Grenzbereich
Gröhe will neues Sterbehilfe-Gesetz Cottbus (ots) - Bahnt sich da ein weiterer Koalitionskonflikt an?
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe macht sich für eine neue
Regelung zur Sterbehilfe stark. Doch nichts dergleichen findet sich
im Koalitionsvertrag. Dass das sensible Thema viel gesellschaftlichen
Konfliktstoff bietet, hat schon die jahrelange Diskussion um die
Verbindlichkeit einer Patientenverfügung gezeigt. Gleich drei
fraktionsübergreifende Vorlagen standen dazu seinerzeit im Bundestag
zur Debatte. Und im Kern ging es stets um die Frage, in welchem Maße
der mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Minister de Maizière beim Beamtenbund¶
Das ist Ihre Chance!
BERNHARD HÄNEL, KÖLN Bielefeld (ots) - Beim zweiten Mal soll ja angeblich alles besser
werden. Und so vermittelte Bundesinnenminister Thomas de Maizière bei
seinem ersten öffentlichen Auftritt nach seiner Ernennung zum
Bundesinnenminister den Eindruck, er wolle sich diesmal mehr als in
seiner ersten Amtszeit um die Belange des öffentlichen Dienstes und
seiner Bediensteten kümmern. Anders als vor gut zwei Jahren hatte der
CDU-Politiker offensichtlich die ihm vorab zugestellte Rede des
dbb-Chefs gelesen und ging inhaltlich auf sie ein. Das zumindest gibt mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
El Kaida erstarkt im Irak und in Syrien
Kapitulation
Dirk Hautkapp, Washington Bielefeld (ots) - Direkt vom Golfplatz auf Hawaii ins Kältebecken.
Für US-Präsident Obama fängt das neue Jahr außenpolitisch
katastrophal an. Die schleichende Machtübernahme von El Kaida im
Irak, in Syrien und im Libanon hat die Gefahr eines Flächenbrands in
der Region erhöht. Die in Washington inflationär zu hörende
Behauptung, die El Kaida sei sub-stanziell geschwächt, hat sich als
haltlos erwiesen. Das Netzwerk des Terrors zieht sein blutiges
Spinnennetz immer weiter. Amerikas Antwort darauf ist alarmierend.
Sie lautet: Nicht mehr...
- Weser-Kurier: Zum Knatsch in der großen Koalition schreibt der Bremer WESER-KURIER: Bremen (ots) - Wofür steht die Abkürzung GroKo? Für große Kosten,
wie manche unken? Oder vielmehr für große Konflikte und grobe
Konfrontationen? Noch ist das schwer zu sagen, auf jeden Fall sind
sich die Partner in einigen Fragen ganz offensichtlich uneins. Nicht
alle Partner, selbstverständlich, sondern einige. Allen voran die,
die immer gerne Schlagzeilen produzieren, wie beispielsweise der
bayerische CSU-Oberlöwe Horst Seehofer. Ihn schert Gezeter in Berlin
bekanntlich wenig, wenn ihm in Bayern Applaus sicher ist. Schön ist
das mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|