Weser-Kurier: Zum AOK-Krankenhaus-Report schreibt der Bremer WESER-KURIER:
Geschrieben am 21-01-2014 |
Bremen (ots) - Es klingt absurd, einfach nur absurd: Mitten in
Europa im 21. Jahrhundert ist es immer noch möglich, dass
Krankenhauspatienten sterben müssen, weil Ärzte und OP-Helfer sich
nicht ausreichend die Hände waschen. So lautet ein Ergebnis des neuen
AOK-Krankenhaus-Reports. Bei dieser Feststellung müssen einem
reichlich Zweifel kommen, ob die Patientensicherheit in Deutschland
wirklich ausreichend gewährleistet ist. Ganz andere Zweifel tauchen
auf, wenn der Report von 190000 Behandlungsfehlern im Jahr in
deutschen Kliniken berichtet. Worauf basieren diese Zahlen?
Eindeutige Statistiken gibt es jedenfalls nicht. Es sind nicht mehr
und nicht weniger als wissenschaftliche Schätzungen - und ohnehin
nicht mehr ganz aktuelle. Sie sind daher mit Vorsicht zu genießen.
Vor allem deshalb, weil sie von der AOK stammen, dem wichtigsten
Vertreter der Krankenkassen-Lobby. Und diese würde kräftig Ausgaben
sparen, wenn weniger Wiederholungsoperationen nötig wären. Kein
Wunder also, dass die AOK sich wünscht, dass Hüftgelenke nur in jenen
Kliniken operiert werden, die bereits reichlich Erfahrungen damit
haben. Denn dort sind weniger Wiederholungsoperationen nötig. Die
andere Seite - die Krankenhaus-Lobby - versucht, dies zu verhindern.
Denn Hüft-OPs sind eine gute Einnahmequelle, und die Finanznot der
Kliniken ist groß. Alles also halb so wild, heißt es von den
Krankenhäusern, die Zahl der Behandlungsfehler sei längst nicht so
hoch. Tatsächlich ist jeder davon einer zu viel. Die
Patientensicherheit muss an erster Stelle stehen. Daher müssen
Kliniken sich unangenehmen Fragen stellen: Gehört das Operieren von
Hüftgelenken womöglich zum Besitzstandsdenken? Sind bereits alle
Möglichkeiten ausgeschöpft, um Fehler zu vermeiden? Mit Sicherheit
gibt es noch vieles zu verbessern. Und wenn das mehr Kosten
verursacht, dann müssen eben auch die Krankenkassen dafür gerade
stehen.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de
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