Allg. Zeitung Mainz: Prinzip Verantwortung / Kommentar zur Frührente
Geschrieben am 28-01-2014 |
Mainz (ots) - Über die Runden kommen mit 600 Euro
Erwerbsminderungsrente, nein, das ist wahrhaftig nicht der
Lebensabend, den man nach langen Berufsjahren erwartet hätte. Dann
ist es fast unausweichlich, dass die Geldnot körperliche und
seelische Gebrechen noch verschlimmert. Die Zahl der Frühverrentungen
wegen psychischer Erkrankungen wächst allem Anschein nach
unaufhaltsam - was plausibel erscheint beim Blick auf die Arbeitswelt
des 21. Jahrhunderts. Dabei hatten wir doch einen enormen
zivilisatorischen Fortschritt erzielt:Dass sich unsere Vor- und
Vorvorfahren mit Maloche die Knochen kaputtarbeiten mussten, liegt
schließlich deutlich hinter uns. Der Druck der neuen Zeit ist von
ganz anderer Art. Vergleiche, was denn nun schlimmer sei, Staublunge
oder Herzinfarktstress, machen keinen Sinn. Prophylaxe muss her. Der
Gesetzgeber bemüht sich um Arbeitnehmerschutzrechte, aber die
Wahrheit liegt oft auf der Laptop-Festplatte. Deswegen ist vor allem
Verantwortung gefragt auf beiden Seiten, bei Arbeitgebern und
Arbeitnehmern, und bei Letzteren auch Mut, aufzuhören, ehe nichts
mehr geht. Das ist sicher leichter gesagt als getan. Für
Horrorszenarien besteht zwar kein Anlass, aber zur Wahrheit gehört
schon auch die Erkenntnis, dass die Problematik psychischer
Krankheiten am Arbeitsplatz gerne unterschätzt und kleingeredet wird.
Der moderne Arbeitnehmer (m/w) ist motiviert bis unter die
Haarspitzen und topfit. Oft ist das der Anspruch nicht nur des
Arbeitgebers, sondern auch des Arbeitnehmers an sich selbst. Deshalb
ist höchste Vorsicht geboten. Ökonomisch spielt ein Anstieg
bestimmter Krankheitsbilder womöglich keine besondere Rolle.
Menschlich aber umso mehr.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
Regionalmanager
Telefon: 06131/485817
desk-zentral@vrm.de
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