Westdeutsche Zeitung: Der ADAC hat sich verzichtbar gemacht =
von Lothar Leuschen
Geschrieben am 10-02-2014 |
Düsseldorf (ots) - Das soll's nun gewesen sein? Der Präsident
tritt zurück, und alles ist wieder gut beim ADAC? Nein, mitnichten.
Dass Peter Meyer beim skandalumwitterten Automobilclub seinen Hut
nimmt, ist nicht das Ende des Niedergangs. Es ist nur eine weitere
Etappe auf diesem Weg. Der Automobilclub geht am Stock. Er hat die
Wahl zum Auto des Jahres manipuliert, hat nicht nur die
Teilnehmerzahl geschönt, sondern auch noch die Reihenfolge geändert.
Seine Chefs flogen privat mit den gelben Helikoptern durch die
Republik. Aus diesen Gründen gab es für den Ersten Mann im Verein
jetzt nur noch einen Weg: den des Abschiedes. Dazu mag beigetragen
haben, dass niemand Meyer glaubte, von den obskuren Machenschaften
seines Pressechefs und Magazin-Chefredakteurs nichts gewusst zu
haben. Der Präsident des Platzhirsches unter den Automobilclubs in
Europa verhielt sich in der Krisenzeit, wie dessen Mitglieder es
sonst nur von Politikern kennen, die sich Rücktrittsforderungen
gegenübergestellt sehen. Er wiegelte ab, er lehnte ab, er lenkte ab.
Und das von den Regionalfürsten mitgetragene Zehn-Punkte-Programm war
letztlich auch nicht mehr als ein Pflästerchen auf die Wunden der
Enttäuschten. Von Transparenz ist da die Rede, von doppelten
Qualitätskontrollen für Tests. Aber wer will dem ADAC nun überhaupt
noch etwas glauben? Wie Politikern, die allzu sehr an ihrem Stuhl
kleben, ergeht es nun auch Peter Meyer. Er muss seinen Hut nehmen.
Mit seinem Namen ist auf ewig die größte Krise des ADAC verbunden.
Mitleid muss deshalb nun niemand haben. In den fast 13 Jahren seiner
Präsidentschaft hat Meyer den ADAC auf dessen Irrweg fortentwickelt.
Aus dem Pannenhelferverein ist ein Autofahrer- und Industrielobbyist
geworden, der sich mehr und mehr der Kontrolle durch seine fast 20
Millionen Mitglieder entzog. Der Klub und seine Mächtigen gefielen
sich in der Rolle der unantastbaren Instanz zum Vorteil von allem,
was motorisiert auf zwei und vier Gummirädern unterwegs ist. Es fällt
schwer zu glauben, dass der Klub jemals wieder werden kann, was er
war: ein verlässlicher Begleiter auf allen Straßen. Schon leichter
fällt es dagegen, sich ein Autofahrerleben ohne ADAC vorzustellen.
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Westdeutsche Zeitung
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