WAZ: Fiese Fotos werden endlich verboten. Kommentar von Ulrich Reitz
Geschrieben am 18-02-2014 |
Essen (ots) - Die Affäre Edathy hat ihr Gutes, sie bewirkt, was
die reine Vernunft nicht schaffte: Der Handel mit entwürdigenden
Fotos von Kindern wird unter Strafe gestellt. Weshalb ist das nicht
längst so? Niemand muss jetzt Angst haben vor prüden Übertreibungen.
Ein Verbot von Pool-Fotos planschender Kinder ist nicht geplant. Es
geht ausschließlich um perverse Wünsche und deren kommerzielle
Verwertung. Die Affäre, erzählt entlang ihres Hauptpersonals: Edathy
inszeniert sich als Opfer übergriffiger Staatsanwälte. Selbst wenn
das juristisch so wäre, ist es doch eine moralische und persönliche
Bankrotterklärung. Wie gut, dass sich das Volk von ihm im Parlament
nicht mehr repräsentieren lassen muss. Gabriel will Edathy aus der
Partei werfen. Das klingt zwar hart, weil Edathy schon am Boden
liegt, aber einem SPD-Vorsitzenden kann man nicht verübeln, die
ethische DNA seiner Partei schützen zu wollen. Oppermann ist in
seinem Job für die SPD-Fraktion zur Last geworden. Er kann seine
Arbeit nicht mehr machen. In einer Großen Koalition sind die beiden
Fraktionschefs die wichtigsten Leute. Sie brauchen Kredit im jeweils
anderen Lager. Den hat Oppermann verspielt. Für einen Handschlag mit
Oppermann wird die Union nicht mehr zu haben sein. Eine Koalition
lebt von Interessen, aber mehr noch von Vertrauen. Friedrich sagt, er
habe seinen Job gemacht, als er Gabriel über den Ekel-Verdacht gegen
Edathy informierte. Damit stellt er das Wohlergehen von Parteien über
das Recht. Für einen ehemaligen Verfassungsminister schon ein starkes
Stück. Seehofer und die seinen tun, was sie vor allem können:
Poltern. Eine CSU, die sich nicht aufregt, ist wie Ei ohne Dotter
oder Champagner ohne Perlen: fad halt. Merkel macht, was sich bewährt
hat, sie regiert konsequent, aber nicht karnevalesk. Friedrich zwang
sie zum Rücktritt (ein verdient Gemeuchelter mehr, der wievielte
eigentlich?), Gabriel sprach sie ihr Vertrauen aus, womit sie ihre
Regierung stabilisierte. Es war auch ein Merkel-typisches
Machtsignal: Seht her, Gabriel braucht meinen Beistand und ich bin
stark genug, ihn vor meinen Leuten zu schützen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de
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