Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR
Krim-Konflikt spitzt sich zu
Gefährliche Eskalation
THOMAS SEIM
Geschrieben am 02-03-2014 |
Bielefeld (ots) - Vor 25 Jahren be-gann der Umbruch in Europa. Er
war begleitet von den Hoffnungen der Menschen auf ein neues, goldenes
Zeitalter. Von blühenden Landschaften war die Rede, auch von der
Überwindung der Spaltung des Kontinents. Alle Skeptiker fegte die
unkritische Welle der Begeisterung hinweg. Es war die Zeit der
politischen Gesinnungsethik. Schon damals allerdings lauerte unter
der Freude der Optimisten die eiskalte Interessenpolitik der
Kontinentalmächte Europas. Seither gab es Konflikte genug, sei es in
Serbien, im Kosovo, in Mazedonien oder während der Spaltung von
Tschechien und der Slowakei. Dass gleichwohl das Gefühl von Freiheit
und Frieden überwog, hatte seinen Grund ausschließlich in der
internationalen Machtverteilung. Die alte Supermacht Russland war zu
schwach, um den USA auf Augenhöhe zu begegnen. Das ist vorbei.
Wladimir Putin greift mit eiskalter, harter Hand nach der Krim, so
wie er es zuvor bereits in den noch weiter von Europa entfernten
russischen Interessengebieten Südossetien und Abchasien im Kaukasus
tat. Es kann keinen Zweifel geben: Putins Leitlinie der Außenpolitik
ist die der Wiederherstellung eines alten Machtgefüges, das Russland
mit ihm an der Spitze wieder in einer Position der Stärke sieht. So
viel zu der Verantwortlichkeit für die Eskalation in der Ukraine.
Allerdings ist es damit nicht getan. Westliche Politiker, die sich in
und für die demokratische Entwicklung der Ukraine engagieren, haben
die Dimension der Krise offenbar unterschätzt. Noch am ehesten mag
man dem - politisch womöglich etwas naiven - Wladimir Klitschko
ehrliche Motive unterstellen. Aber schon bei dem einen oder anderen
Mitstreiter wachsen Zweifel, ob die Risiken einer Eskalation der Lage
richtig einschätzt werden, von jenen nationalistischen Kräften dort
zu schweigen, die ganz bewusst auch die Gewalt als legitimes
Instrument betrachten. Nun ist - um mit Adenauer zu sprechen - die
Situation da, und man kann nur hoffen, dass die Klügeren zu einer
Verantwortungsethik zurückkehren. Dabei dürften die USA als
Ordnungsmacht weitgehend ausfallen. Zu sehr sind sie ausgezehrt von
Finanzkrise und alten Kriegen im Irak und in Afghanistan. Um so mehr
ist die deutsche Politik als Instrument der Entspannung gefragt.
Weder am Hindukusch noch auf der Krim wird unsere Freiheit
verteidigt. In dieser Krise ist eine deutsche Außenpolitik gefragt,
die auf Interessenausgleich und Deeskalation setzt. Frank-Walter
Steinmeier darf man zutrauen, dass er diese Botschaft versteht. Es
wäre an der Zeit für die deutsche Friedensbewegung - wo ist die
eigentlich? Und wo sind die Grünen in diesem Konflikt? -, sich dazu
zu verhalten. Vom Abwarten wird die gefährliche Eskalation auf der
Krim und die deutsche Haltung dazu jedenfalls nicht weniger
dramatisch werden.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
514757
weitere Artikel:
- WAZ: Imperialismus wie zur Zaren-Zeit. Kommentar von Ulrich Reitz Essen (ots) - Zar Putin marschiert mit seinen Truppen auf der Krim
ein. Er will die mehrheitlich russische Bevölkerung beschützen,
obwohl die von niemandem bedroht wird.Tatsächlich geht es ihm um mehr
als die Halbinsel, so wichtig die auch wegen der dort stationierten
Schwarzmeerflotte ist. (Tatsächlich stellt auch die neue ukrainische
Regierung das auf 25 Jahre geschlossene Stationierungsabkommen nicht
in Frage.) Putin will verhindern, dass die Ukraine, die früher
sowjetisch war und heute ein unabhängiger Staat, westlich wird, also mehr...
- Westfalenpost: Westfalenpost zum Verhalten des BKA-Chefs Jörg Ziercke Hagen (ots) - Den gegen ihn erhobenen Rücktrittsforderungen
sieht der BKA-Chef Jörg Ziercke nach eigenem Bekunden "gelassen"
entgegen. Das kann er angesichts seines Rentenalters von fast 67
Jahren wohl auch. In der Sache selbst sollte sich der
BKA-Präsident allerdings nicht so smart und unangreifbar geben; sein
schweigsames Auftreten in eigener Amtssache ist alles andere als ein
Ruhmesblatt. Es dehnt vielmehr den Begriff, "absolut korrekt"
gehandelt zu haben, über die Schmerzgrenze hinaus. Und das nicht nur
bei den Mitgliedern mehr...
- Westfalenpost: Westfalenpost zur Krise auf der Krim Hagen (ots) - Geschichte droht sich zu wiederholen. Doch der
neue Kalte Krieg wird im Gegensatz zum früheren Ost-West-Kräftemessen
das Ungleichgewicht wohl nicht mehr los. Auf der Krim zeigt Wladimir
Putin der Welt, dass er ein Verschleiern seiner Übernahme-Planung
überhaupt nicht für notwendig erachtet. Ein eiskaltes Symbol großer
Verachtung aller Widersacher. Was bleibt den starken
europäischen Nationen und US-Präsident Barack Obama? Das Mahnen und
Drohen. Erfolgsaussichten gleich Null. Rote Linien sind vom
Präsidenten der mehr...
- Weser-Kurier: Kommentar von Martin Wein zu Bürgerentscheiden in Niedersachsen Bremen (ots) - Natürlich ist es möglich, dass Volkes Wille im
Trotz oder aus einer kurzsichtigen Laune heraus weitsichtige Pläne
der Stadtväter und -mütter torpediert. Andererseits schützen
Bürgerentscheide wirksam vor Klientelpolitik und Vetternwirtschaft.
Dass die befragten Bürger mit ihrer Verantwortung sorgsam umgehen,
zeigt sich in Niedersachsen. In den meisten Fällen entschieden die
Befragten mit kühlem Kopf und lehnten viele Initiativen souverän ab.
Und wenn die Bürger einmal anders denken als ihre gewählten
Vertreter, dann mehr...
- Rheinische Post: Krim ist kein Kriegsgrund
Kommentar Von Martin Kessler Düsseldorf (ots) - Auf der Krim verletzen die Russen die von ihnen
geschlossenen Verträge, das Völkerrecht und die Charta der Vereinten
Nationen. Sie pfeifen auf die Souveränität der Ukraine. Diese
erbittet jetzt Militärbeistand der Nato. Soll das Bündnis helfen? Um
es vorwegzunehmen: Ein Truppeneinsatz wegen der Krim wäre fatal. Zwar
lotet der russische Präsident Putin genau aus, wie weit er gehen
kann, und reagiert nur auf westliche Stärke. Aber die muss sich nicht
militärisch zeigen. Obwohl Europa bei Energielieferungen von Russland mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|