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Doris Dörrie: "Unser Spiegel macht uns unglücklich."

Geschrieben am 19-03-2014

Hamburg (ots) - "Ich glaube, dass uns der Spiegel unglücklich
macht. Es gibt fast niemanden, der mit seinem Spiegelbild völlig
zufrieden ist. Man entdeckt graue Haare, einen Pickel. Ein Spiegel
fordert uns auf, anders sein zu wollen. Heute lassen wir uns jedoch
immer öfter von unserem eigenen Spiegelbild erpressen", sagt die
mehrfach ausgezeichnete Regisseurin Dorris Dörrie im Interview mit
der Philosophie-Zeitschrift HOHE LUFT (Ausgabe 3/2014 jetzt im
Handel). In sozialen Netzwerken würden wir immer mehr Abbilder von
uns selbst inszenieren. "Wir geben vor, jemand Interessanteres und
Attraktiveres zu sein - und erhalten Bestätigung von anderen Menschen
dafür. Unbewusst versuchen wir die fremden Erwartungen zu erfüllen
und nähern uns so nach und nach diesem vermeintlichen Selbstbild, das
wir gestaltet haben. Irgendwann überlagert es die Realität, und wir
verlieren uns selbst, so als würden wir in einen Endlosspiegel
gucken", so die Schriftstellerin.

Die 58-Jährige nahm sich deshalb eine Auszeit vom täglichen Blick
in den Spiegel. "Ich habe vor einiger Zeit mehrere Wochen in einem
Zen-Kloster in Japan gewohnt. Dort gibt es keine Spiegel. Es ist
interessant, was mit einem passiert, wenn man über mehrere Wochen
nicht in einen Spiegel schaut", erzählt die gebürtige Hannoveranerin.
"Man muss die Kontrolle über das eigene Selbstbild abgeben. Das ist
verwirrend. Eine seltsame Form der Auflösung, die mir gutgetan hat."
Nicht nur in Japan, auch Zuhause in München und Bernbeuren meditiert
sie: "Manchmal gelingt es mir, für einen Moment damit aufzuhören,
mich ständig meiner selbst zu vergewissern. Das erfüllt mich mit Ruhe
und Freiheit."

"Wir glauben, dass es etwas gibt, das uns auszeichnet und
unverwechselbar macht. Doch diese Idee gerät für mich immer mehr ins
Wanken." Die erfolgreiche Produzentin war sich ihrer Identität noch
nie sicher. "Ich weiß nicht, was mich ausmacht. Ich kann nur
zurückblicken und sagen: Meine Haut, meine Haare, ja, das bin auch
ich. Aber es ist keine Definition von mir. Wir setzen uns aus
zahlreichen Facetten zusammen - und auf viele haben wir keinen
Einfluss." In jedem Moment würden wir uns neu erfinden: "So ist die
Vorstellung von dem, was ich bin, reine Fiktion. Ein Glück für mich.
Denn als Schriftstellerin ist mir bewusst, dass ich mich im Laufe des
Tages mit der Geschichte verändere, die ich schreibe. Mal bin ich die
eine Figur, dann die andere, dann der Erzähler. Ich muss so tief in
die Welt eintauchen, die ich beschreibe, dass ich zu einem Teil
dieser werde", erzählt Dörrie im HOHE LUFT-Interview
(www.hoheluft-magazin.de).

HOHE LUFT betrachtet aktuelle und bewegende Themen aus
Gesellschaft & Kultur, Politik & Wirtschaft aus einem philosophischen
Blickwinkel und eröffnet dem Leser überraschende Perspektiven auf
Grundfragen des Lebens.

HOHE LUFT erscheint alle zwei Monate in der HOHE LUFT Verlag UG
(haftungsbeschränkt) & Co. KG zu einem Copypreis von 8,90 Euro.



Pressekontakt:
HOHE LUFT Verlag UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG
Simone Lönker
Tel: 040 / 42 93 52 94
E-Mail: presse@hoheluft-magazin.de


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