Lausitzer Rundschau: Was mehr wiegt
Das Urteil im Plagiatsfall Schavan
Geschrieben am 20-03-2014 |
Cottbus (ots) - Nach dem gestrigen Urteil sollte Annette Schavan
jetzt den Hoeneß machen und hinnehmen, dass ihr Doktortitel verloren
ist. Auch wenn die frühere Ministerin und enge Vertraute Angela
Merkels glaubt, ihr sei ein großes akademisches und persönliches
Unrecht widerfahren. Das Gericht ist zu einer anderen Auffassung
gekommen. Für Triumph-Geheul der Plagiatsjäger gibt es allerdings
keinen Grund. Der Fall Schavan hat nach wie vor einen schalen
Beigeschmack. Denn anders als der Abschreibekönig Karl-Theodor zu
Guttenberg, der seine Doktorarbeit munter aus dem Internet
zusammenkopierte, liegen die Verfehlungen der 58-Jährigen nun mal 34
Jahre zurück. Lang ist's her. Und strittig bleibt auch innerhalb der
Wissenschaft, inwieweit die damaligen Anforderungen an das
akademische Arbeiten mit denen von heute gleichgesetzt werden können.
Das Gericht ist gleichwohl zu dem Schluss gekommen, dass es
diesbezüglich keine unterschiedliche Bewertung geben darf. Zweifellos
hat Schavan ihre politischen Verdienste - als langjährige
Bildungsministerin, aber auch als stellvertretende CDU-Vorsitzende.
Das wiegt am Ende mehr als die Plagiatsaffäre. Deswegen soll sie
jetzt mit dem Segen der Kanzlerin Botschafterin beim Vatikan werden.
Eine schlechte Wahl ist Schavan für diese Position nicht. Denn sie
steht durchaus für einen aufgeklärten Katholizismus, für eine
modernere Kirche ganz im Sinne des neuen Papstes Franziskus. Eine
solche Haltung und Einstellung kann für den Job der Botschafterin
beim Heiligen Stuhl nur nützlich sein.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
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