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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Tebartz-van Elst

Geschrieben am 26-03-2014

Bielefeld (ots) - Sorgfältig geprüft und souverän entschieden: Der
Umgang der katholischen Kirche mit den Vorwürfen gegen Bischof
Franz-Peter Tebartz-van Elst ist mustergültig. Und die gestern
verkündete Entscheidung von Papst Franziskus, den Bischof nicht in
sein Bistum Limburg zurückkehren zu lassen, bleibt die einzig
richtige. Auch wenn übereifrige Kirchenkritiker es nicht gern hören
werden: Viel wäre schon gewonnen, wenn wir in unserer Empörungs- und
Aufregungsgesellschaft öfter solch Rückgrat und solch Augenmaß
zugleich bewahren würden, wie es der Vatikan und die Deutsche
Bischofskonferenz in diesem Fall in den vergangenen Monaten getan
haben. Weder vorverurteilen noch vertuschen - das war der schmale
Grat, auf dem der Paderborner Weihbischof Manfred Grothe und die
Experten der Prüfkommission zu balancieren hatten. Heute kann man
sagen: Die heikle Mission ist gelungen. Dabei lässt es der
Prüfbericht an Klarheit nicht mangeln: Es sind gravierende Fehler
passiert. Und Tebartz-van Elst wusste Bescheid. Das ist die
ernüchternde Botschaft für all jene, die den Limburger Bischof als
bloßes Opfer einer Hetzjagd sahen. Auf Weihbischof Grothe wartet nun
ein zweiter, nicht leichterer Auftrag. Mit all seiner Erfahrung tritt
der 74-Jährige als Apostolischer Administrator in Limburg ein
schweres Erbe an. Es ist eine wahre Herkulesaufgabe, in Limburg einen
neuen Dialog zwischen Kirche und Gläubigen zu initiieren. Doch genau
daran muss allen Katholiken gelegen sein. Denn nur wenn dieser
Prozess erfolgreich in Gang gebracht wird, kann das Bistum auch in
der kirchenfernen Öffentlichkeit wieder an Ansehen gewinnen. Grothe
selbst hat gestern ausdrücklich betont, sein Wirken sei zeitlich
begrenzt. Im Alltag des Limburger Bistums wird schon allein deshalb
Generalvikar Wolfgang Rösch eine wichtige Rolle zukommen. Auch weil
Grothe sein Stammbistum Paderborn nicht verlässt, das einmal mehr
seinen Ruf als Kaderschmiede des deutschen Katholizismus untermauert.
Was kaum verwundert, wenn man um das vertrauensvolle Verhältnis
zwischen Grothe und Reinhard Marx weiß. Nicht nur für den jüngst erst
gewählten Vorsitzenden der Bischofskonferenz, sondern für die gesamte
katholische Kirche hängt viel vom weiteren Geschehen in Limburg ab.
Die Zukunft des Bistums steht stellvertretend für die Fähigkeit der
Amtskirche zur Selbstreinigung. Die Chance zum Neuanfang ist seit
gestern da, mehr aber noch nicht. Und den Versprechen von einer neuen
Offenheit und mehr Transparenz werden Taten folgen müssen. Nicht
zuletzt auch mit Blick auf die Vermögenssituation der Bistümer und
der Bischöflichen Stühle. Denn wie hat Papst Franziskus seiner Kirche
so treffend ins Stammbuch geschrieben: »Wir haben unser Vermögen nur
von den Armen geliehen.«



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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