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Börsen-Zeitung: Pariser Wiederauferstehung, Kommentar zu den Plänen für die Nyse Euronext von Christopher Kalbhenn

Geschrieben am 15-04-2014

Frankfurt (ots) - Das IPO des europäischen Aktiengeschäfts der von
der Intercontinental Exchange (ICE) übernommenen Nyse Euronext nimmt
Gestalt an. Wie durchgesickert ist, werden sich acht Ankerinvestoren
aus den Euronext-Ländern, darunter sieben Banken, im Zuge der
Börseneinführung mit 25 bis 30% an dem von der ICE dann abgespaltenen
Marktbetreiber beteiligen. Von einem neuen Unternehmen zu sprechen,
wäre wohl nur bedingt zutreffend. Tatsächlich wird damit die alte,
von Paris geführte Vierländerbörse Euronext vor deren Übernahme der
Londoner Terminbörse Liffe quasi wieder auferstehen.

Für die ICE liegt die Logik des Deals auf der Hand. Der
Börsenbetreiber, den unter den europäischen Assets der Nyse Euronext
nur die Liffe interessiert und der mit dem IPO die sich aus der
Übernahme ergebende 11 Mrd. Dollar schwere Last etwas reduzieren
will, hat nun größere Sicherheit, was die Platzierung der Euronext
betrifft. Gewinner sind aber auch die Regierungen der vier
Euronext-Länder. Seit die Pläne der ICE, die Euronext abzuspalten,
bekannt sind, macht man sich etwa in Amsterdam Hoffnungen, dass die
Interessen des eigenen Finanzplatzes künftig wieder besser zur
Geltung kommen.

Treibende Kraft ist aber die französische Regierung. Für sie ist
es ein großes Prestigeprojekt, dem Finanzplatz Paris wieder Leben
einzuhauchen. Seine Bedeutung ist nämlich durch die Fusion der
Euronext mit der Nyse im Jahr 2007 fast auf den Nullpunkt gesunken.
Die ehemalige Bourse de Paris bzw. Euronext Paris ist nur noch eine
Filiale der amerikanischen Muttergesellschaft, ohnmächtig musste die
Regierung zusehen, als das Nyse-Euronext-Management beispielsweise
die europäische IT-Infrastruktur in London zentralisierte und dabei
das Rechenzentrum in Paris schloss.

Auch die Banken dürften etwas gewinnen. Lange hatten sich die
französischen Institute gegen das Ansinnen der französischen
Regierung, sich im Dienste des Finanzplatzes an Euronext zu
beteiligen, gesträubt. Aus ihrer Sicht war schlichtweg nicht
einzusehen, Geld in ein Asset zu investieren, dessen Wert von der
Regierung durch die Einführung einer Finanztransaktionssteuer
reduziert worden war. Es ist schwer vorstellbar, dass der Deal unter
der Prämisse zustande gekommen ist, dass auch noch eine breit
angelegte europäische Börsensteuer folgen wird, die das
Aktienderivategeschäft von BNP Paribas und Société Générale ruiniert.
Der Deal ist ein weiterer Anhaltspunkt dafür, dass die
Finanztransaktionssteuer wohl tot ist.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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