Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Ukraine
Geschrieben am 28-04-2014 |
Bielefeld (ots) - Es war ein schwieriges Wochenende für die EU.
Seit prorussische Separatisten die OSZE-Beobachter gefangen genommen
haben, ist die Krim-Krise um eine weitere Eskalationsstufe reicher.
Dass Putins Geheimagenten dabei ihre Finger im Spiel haben, wird in
Brüssel kaum noch angezweifelt. Die EU weiß, dass sie handeln muss -
und tut sich dennoch unendlich schwer. Schuld daran sind die völlig
unterschiedlichen Interessenlagen in den Mitgliedsstaaten in Bezug
auf Russland. Eine gemeinsame Strategie gibt es nicht.
Nach dem Scheitern des in Genf ausgehandelten Friedensplans für
die Ukraine wird die Krim-Krise für die EU zunehmend zur
Zerreißprobe. Während sich die Lage stündlich ändert, versucht Europa
mit der Geschwindigkeit der Ereignisse Schritt zu halten. Zwar gibt
es den Plan, der besagt, dass Russland bei weiterer Destabilisierung
der Lage in der Ukraine Wirtschaftssanktionen drohen. Größtes Problem
dabei ist jedoch: Die EU-Staaten sind weit entfernt von einer
einheitlichen Haltung gegenüber Moskau. Dass sich die Südländer
traditionell weniger darum scheren, was an der Ost-Außengrenze
geschieht, ist wenig verwunderlich. Dass allerdings die Ost-Staaten
untereinander ebenfalls gespalten sind, macht die Lage noch
komplizierter. So wollen die baltischen Staaten nur widerstrebend
weiterführenden Sanktionen zustimmen. Ungarn, Tschechien und
Bulgarien lehnen sie sogar ganz ab. Währenddessen pochen Polen und
Rumänien auf eine härtere Gangart.
Die Sanktionen gegen Russland werden jeden EU-Staat mit
unterschiedlicher Intensität treffen. Dass man darauf jetzt, wo sich
endlich ein Aufschwung im krisengeplagten Europa andeutet, gerne
verzichten würde, ist verständlich. Zudem spielt in der Diskussion
die unterschiedlich starke Abhängigkeit der Länder von russischer
Energie eine Rolle. Kritiker beklagen schon lange, dass heutzutage
noch immer Verhältnisse wie im frühen 20. Jahrhundert herrschten. So
gibt es kaum Stromleitungen über die Landesgrenzen hinweg.
Gleichzeitig setzt jeder Staat auf einen anderen Energiemix. So
lassen sich die Vorteile des EU-Binnenmarktes aber nicht nutzen. Wie
schwer sich die Mitgliedsstaaten mit der Kooperation tun, hat das Hin
und Her um die Freigabe der slowakischen Gas-Pipeline Vojany gezeigt.
Erst nach wochenlangen Verhandlungen ist die Slowakei dazu bereit,
aus der EU kommendes Gas durch die Pipeline in die Ukraine zu
liefern.
Das Beispiel macht einmal mehr deutlich: Die EU braucht
schnellstmöglich eine gemeinsame Energiepolitik. Denn dass Russland
keine Probleme damit hat, seinen Energiereichtum als Waffe zu
benutzen, ist spätestens seit den Streitereien um nicht bezahlte
Gasrechnungen Kiews bekannt. Solange Europa also auf diesen
Baustellen vor sich hin laviert, wird Russland am längeren Hebel
sitzen.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
524574
weitere Artikel:
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
EU-Sanktionen gegen Russland
Interpretationsschwäche
Knut Pries, Brüssel Bielefeld (ots) - Die EU läuft Gefahr, mit dem fortgesetzten
Gezurre um Sanktionen gegen Russland die ohnehin schwache eigene
Position weiter zu schwächen. Das gilt vor allem für den Stufenplan
der Sanktionen. Die ersten beiden Stufen haben nicht mehr als
Signalwert. Die Aussetzung von Gipfeln und anderen Formaten der
Zusammenarbeit, die Einreise- und Kontensperren für hochrangige
Putin-Zuarbeiter - das sind lästige, für einzelne Betroffene auch
schmerzliche Nadelstiche. Wirkungstreffer lassen sich erst erzielen,
wenn das imperiale mehr...
- Rheinische Post: Kommentar /
Smarte Kritik an Merkel
= Von Eva Quadbeck Düsseldorf (ots) - Eigentlich müsste die Kanzlerin den jungen
CDU-Politikern dankbar sein, die für die Partei nach Antworten auf
Zukunftsfragen suchen. Denn die werden von der großen Koalition
sträflich vernachlässigt. Union und SPD beschäftigen sich in der
Regierung zu sehr damit, die von Teilen der Bevölkerung als ungerecht
empfundenen Sozialreformen der Vergangenheit zu korrigieren. Trotz
aller gegenteiligen Beteuerungen ist die Politik der Regierung zu
wenig darauf ausgerichtet, beispielsweise die Weichen für eine
alternde Gesellschaft mehr...
- Rheinische Post: Kommentar /
Gaucks Standpauke
= Von Thomas Seibert Düsseldorf (ots) - Noch nie hat sich ein ausländischer Staatsgast
in aller Öffentlichkeit so kritisch über die Zustände in der Türkei
geäußert, wie Bundespräsident Joachim Gauck das gestern getan hat.
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und seine Anhänger werden ihm
das nicht verzeihen. Doch einige Türken atmen auf - denn für sie sind
Gaucks Worte ein Zeichen dafür, dass Erdogans Kurs im westlichen
Ausland immer mehr auf Ablehnung stößt. Dabei strebte Gauck nicht
nach einem Schlagabtausch, sondern nach einem offenen Dialog: So wie mehr...
- Rheinische Post: Kommentar /
Bangen um die entführten Beobachter
= Von Helmut Michelis Düsseldorf (ots) - Bange Fragen zum Schicksal der in der
Ost-Ukraine festgehaltenen internationalen Militär-Beobachter sind
angebracht: Es ist offenkundig, dass die von ukrainischen Truppen
umzingelten prorussischen Rebellen die Gruppe, zu der auch vier
Deutsche gehören, als lebenden Schutzschild festhält. Die Nerven
liegen zumindest in Kiew blank. Wird die Regierung trotzdem weiter
gegen die Separatisten vorgehen, um dem Spuk ein Ende zu machen? Wer
hat die Reiseroute der Inspektoren verraten? Welche Rolle spielt
Moskau? Nur ein mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Debatte über die "kalte Progression"
Wortverdreher
Wolfgang Mulke, Berlin Bielefeld (ots) - Kaum flammt die Diskussion um die Abschaffung
der kalten Progression wieder auf, ertönen die alten Argumente. Der
Begriff sagt, dass Arbeitnehmer nach Lohnerhöhungen mehr Steuern
zahlen, obwohl ihr Einkommenszuwachs durch die Inflation wieder
aufgefressen wird. Die finanziellen Spielräume für den Staat seien
nicht vorhanden, heißt es dann, die Mindereinnahmen nicht
verkraftbar. Das ist Humbug. Der Hinweis auf Mindereinnahmen klingt
beim normalen Publikum, als würde dem Staat etwas weggenommen, wenn
man die kalte mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|