(Registrieren)

DER STANDARD-Kommentar: "Das Drama um Entwicklungshilfe" von Julia Herrnböck

Geschrieben am 12-05-2014

Selbst wenn nicht gekürzt wird, bleibt Österreichs Budget viel
zu klein (Ausgabe ET 13.5.2014)

Wien (ots) - Das Trauerspiel um die Entwicklungshilfe (EZA) läuft
in Österreich immer nach ähnlichem Drehbuch ab: Die Regierung
beteuert im Vorfeld, sich der Tragweite und strategischen Bedeutung
von Entwicklungshilfe bewusst zu sein. Kürzungen soll es daher keine
geben, es folgen die Lobgesänge, dass Österreich endlich einen
anderen Kurs einschlägt.

Dann, zweiter Akt, brodeln die ersten Gerüchte um Einsparungen
entgegen den Versprechungen. Der jeweilige Finanzminister, in den
vergangenen Jahren zufällig immer schwarz, erklärt im dritten Akt mit
bitterernster Miene, warum an den Kürzungen kein Weg vorbeiführt. In
der Variante Tragikomödie wird am Schluss noch ein Restbudget aus dem
Ärmel gezaubert und der Held gefeiert, weil das Budget so klein
bleiben darf, wie es ist. In der Variante Drama gibt es kein Happy
End.

Bei 17 Millionen Euro, die entgegen den Ankündigungen eingespart
werden sollen (dritter Akt), handelt es sich um einen vergleichsweise
"lachhaften" Betrag, wie es SPÖ-Abgeordnete Petra Bayr richtig
ausdrückt. Die Wahrscheinlichkeit zu einer "Rettung in letzter
Minute" ist also gegeben, zumal sich Regierungsmitglieder selbst
lautstark dafür einsetzen.

Doch selbst wenn wir uns dieses Mal vom Drama zur Tragikomödie
bewegen, ist das kein Erfolg. Weder für Außenminister Sebastian Kurz
(ÖVP), der sich bei Amtsantritt mit seinem Einsatz für das
Entwicklungsbudget gebrüstet hat und nun untergetaucht ist, noch für
Parteikollege und Vorgänger Michael Spindelegger, für den die große
weite Welt nie mehr als ein Wartehäuschen für eine innenpolitische
Karriere bedeutet hat.

Österreich bleibt in jedem Fall nicht nur hinter den
internationalen, sondern auch hinter den selbstgesteckten Zielen
zurück. Verwunderlich ist es nicht: Die Entscheidung, die EZA erneut
zu kürzen, geht Hand in Hand mit der Kurzsichtigkeit dieser
Bundesregierung bei allen zukunftsrelevanten Themen, sei es nun im
Bereich Bildung, Forschung oder eben humanitäre Hilfe in einer
globalisierten Welt.

Dass niemand einen Termin bei den zuständigen Ministern zu
bekommen scheint - selbst der Entwicklungshilfe-Sprecher der ÖVP
schafft es nur bis zum Büro -, fügt sich in das Bild. Dass der
gefragte Bachelorstudiengang für Internationale Entwicklung
gestrichen wurde, ist nur mehr eine Randnotiz. Eine wissenschaftliche
Vertiefung würde jedenfalls der Unwirksamkeit des von Kritikern oft
bemühten Gießkannenprinzips entgegenwirken.

Wenn die 17 Millionen nicht gestrichen werden, eine ÖVP-Figur am
Ende als Held auftreten darf, ist das kein Grund zu feiern. Es bleibt
ein peinlich kleines Budget, das schon 2010 zum Missfallen der
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
(OECD) um ein Viertel gekürzt wurde.

Es fehlen weiterhin die versprochenen 15 Millionen Euro für den
Auslandskatastrophenfonds, der noch dazu langsam und bürokratisch im
Ministerrat freigegeben werden muss.

Und es bleibt eine große Verunsicherung bei allen
Hilfsorganisationen, von der Caritas bis zum Roten Kreuz, die auch in
Zukunft weder ihre Projekte umsichtig planen können noch ohne private
Spenden bestünden.

Es ist und bleibt ein stures und rückschrittliches Dogma, dass aus
Prinzip überall gespart werden muss. Ungeachtet dessen, um was es
inhaltlich geht und wie klein der Topf schon ist.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom

*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

527075

weitere Artikel:
  • Centre de Recherche en Economie de Grenoble und The Institute for New Economic Thinking veranstalten internationalen Forschungsworkshop: Vollbeschäftigung in Europa: Mit oder ohne Euro? -- Campus de Grenoble, Frankreich, 15.-16. Mai 2014 Grenoble, Frankreich (ots/PRNewswire) - The Centre de Recherche Economie de Grenoble (CREG) und das Institute for New Economic Thinking (INET) organisieren einen zweitägigen Workshop zur Nachhaltigkeit von Vollbeschäftigung in einer Währungsunion angewandt auf die Eurozone. Ziel des Workshops ist es, die verschiedenen, auf die Eurozone anwendbaren Szenarien zu identifizieren und deren Effekt auf das Wachstum und die Beschäftigungsquote zu evaluieren. Der Workshop weist sich mehr...

  • WAZ: Gerechtigkeit Ja, aber für alle - Kommentar von Thomas Wels Essen (ots) - Über Gerechtigkeit im Steuersystem zu reden, ist nie verkehrt. Und natürlich ist es nicht gerecht, wenn der Staat Einnahmen in Form von Zinsen niedriger besteuert als das Gehalt. Die Einführung der pauschalen Abgeltungssteuer von 25 Prozent durch Finanzminister Steinbrück war staatliche Notwehr gegen die Steuerflucht in Millionärs-Oasen. Wenn's keine Oasen mehr gibt, entfällt auch der Grund für die pragmatisch erhobene Pauschalbesteuerung, die gerade Besserverdienende mit einem Spitzensteuersatz von 45 Prozent bevorteilt. mehr...

  • Weiteres Wachstum weltweit erwartet / Hintergrundinformationen zu Entwicklungen und Trends des globalen Düngemittelmarkts Frankfurt/Main (ots) - Die weltweit für die Nahrungsmittelproduktion verfügbare Ackerfläche wird, unter anderem zum Erhalt von Wäldern und Feuchtgebieten, nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO bis 2050 nur noch um vier Prozent ausgedehnt werden. Bis dahin wird die Weltbevölkerung aber um 39 Prozent zunehmen, und zu ihrer Ernährung muss die Getreideproduktion um 46 Prozent gesteigert werden. Der zusätzliche Getreidebedarf muss deshalb durch höhere Erträge von den vorhandenen Ackerflächen mehr...

  • Mundoro Provides Update on Bulgarian Mineral Properties Vancouver, British Columbia (ots/PRNewswire) - Mundoro Capital Inc. ("Mundoro" or the "Company") is pleased to provide an update on its exploration activities at its 100% owned properties located in the Rhodopean region in the Republic of Bulgaria ("Bulgaria). The Company's two mineral exploration licenses Zvezda and Byalo, are located in a well-known mineral district that is underexplored for epithermal low sulphidation gold-silver veins, as well as disseminated, sediment hosted gold and porphyry copper-gold deposits. Exploration mehr...

  • Börsen-Zeitung: The sky is the limit, Kommentar zu Pay-TV von Julia Roebke Frankfurt (ots) - Medienmogul Rupert Murdoch nimmt Anlauf zur Neuordnung seines Pay-TV-Geschäfts. Die britische BSkyB, an der er 39% hält, bestätigt Verhandlungen mit der Murdoch-Dachgesellschaft 21st Century Fox. Geplant ist, dass BSkyB von den Amerikanern die 55% an Sky Deutschland sowie die komplette Sky Italia übernimmt. Es entstünde eine europäische Bezahlfernsehgesellschaft mit starker Präsenz in drei der großen Volkswirtschaften Europas und mehr als 23 Millionen Kunden. Doch ist Masse auch gleich Marge? Was springt für die mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht