Lausitzer Rundschau: Die Wunde Sozialismus
Zu den Ergebnissen der Ost-West-Studie
Geschrieben am 12-05-2014 |
Cottbus (ots) - Diese Studie überrascht. Der Osten Deutschlands
ist eine Region der Egoisten, des fehlenden Gemeinsinns, der
Abgrenzung, besonders gegenüber Fremden. Ausgerechnet der einst
sozialistische Osten. Während im Westen, einst als Ellenbogenland
verschrien, Toleranz, Hilfsbereitschaft und Solidarität viel
ausgeprägter sind. Allerdings muss man warnen: Erstens ist längst
nicht jeder Ossi und jeder Wessi so, wie ihn statistische Erhebungen
beschreiben, und zweitens gibt es nachvollziehbare Erklärungen für
die Befunde. So ist ein Ergebnis der Studie, dass der Zusammenhalt in
einer Gesellschaft mit dem Reichtum zunimmt. Mit anderen Worten: Wer
für sich genug hat, kann sich leichter seinem Nächsten widmen. Und
gehört zur Wahrheit nicht auch, dass das Bürgertum, das im Westen die
Kirchen, Parteien und Vereine trägt, im Osten von der Partei fast
komplett verdrängt wurde? Was soll da bleiben, wenn dann auch die weg
ist? Viele Vereinzelte, die um ihre individuelle Zukunft kämpfen, und
zwar hart. Die DDR war eine Gesellschaft des Zusammenhalts, aber es
war eine Gesellschaft, in der man sich gegenseitig mehr aushalf als
half. Da nimmt es nicht Wunder, wenn viele sich jetzt hinter ihre
Zäune, Garagen und Häuser zurückziehen und festhalten, was sie haben.
Das wird sich rauswachsen. Was die Studie eigentlich zeigt, ist etwas
anderes: Normalerweise dürfte die Himmelsrichtung auf das Verhalten
der Deutschen keinen Einfluss haben, doch auch 25 Jahre nach dem
Mauerfall sind noch fundamentale Unterschiede in den Mentalitäten
feststellbar. Der Sozialismus à la DDR ist eine Wunde, die auch nach
einer Generation noch schmerzt.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
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