Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Berlin/Volksentscheid/Tempelhof
Geschrieben am 26-05-2014 |
Stuttgart (ots) - Wie kann es sein, dass sich eine Mehrheit in
Berlin bei der Entscheidung über ein einzigartiges innerstädtisches
Gebiet gebärdet wie eine folkloristische Ökospießer-Truppe, die
bestimmt, dass hier kein Grashalm gebogen werden darf? In einer Stadt
mit starkem Zuzug, Wohnungsmangel, steigenden Mieten bei niedrigen
Einkommen, die grüner ist als viele andere Städte, die überdies zwei
Drittel dieser Fläche hätte als Park behalten können?
Viele aber haben auch deshalb für Stillstand gestimmt, weil der
späte Gegenentwurf so wenig überzeugend war - und das zunehmend in
der Person von Klaus Wowereit. Die Mehrheit glaubt diesem Senat
nicht, dass er das Projekt gut managen könnte. Das liegt zum einen am
Regierungschef, der mit dem Flughafen-Desaster viel Vertrauen
verloren hat. Es liegt aber auch an einem allgemein gewachsenen
Widerwillen - nicht nur in Berlin, sondern überall - gegen
patriarchal dekretierte Masterpläne mit wenig Beteiligung. Verloren
jedenfalls haben alle: der Senat und seine Bürger.
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