Chile ist attraktivster Wachstumsmarkt für internationalen Einzelhandel
Geschrieben am 16-06-2014 |
Düsseldorf (ots) - A.T. Kearney Retail Development Index (GRDI)
2014: Lateinamerika bleibt attraktive Region - Subsahara-Afrika wird
immer interessanter - Regionale Anbieter setzen globale Unternehmen
unter Druck
Chile führt die Liste der attraktivsten Investitionsziele für den
internationalen Einzelhandel an und verdrängt Brasilien von der
Spitzenposition auf Platz 5. Auf den Plätzen 2 und 3 stehen China und
Uruguay. Zu diesem Ergebnis kommt der Global Retail Development Index
(GRDI) 2014, in dem die Unternehmensberatung A.T. Kearney zum
dreizehnten Mal die Attraktivität von 30 Wachstumsmärkten für
Handelsunternehmen untersucht hat. Lateinamerika behauptet sich als
attraktive Wachstumsregion für internationale Handelsunternehmen und
ist mit acht Ländern vertreten: Chile, Uruguay, Brasilien, Peru,
Panama, Kolumbien, Costa Rica und Mexiko. Darüber hinaus gewinnt
Subsahara-Afrika weiter an Bedeutung. Mit Nigeria, Botswana und
Namibia schafften es drei Länder unter die Top 30 des GRDI 2014.
Insgesamt gab es bei der Expansion in Wachstumsmärkte weniger
Fehlschläge als in den letzten Jahren, da internationale
Einzelhändler deutlich an Erfahrung gewonnen haben. Zusätzlichen
Auftrieb erhalten sie darüber hinaus durch die wachsende Verbreitung
von E-Commerce. Neuer Druck kommt vonseiten der regionalen
Einzelhändler, die ihre räumliche Nähe als Wettbewerbsvorteil nutzen,
um sich Marktanteile in benachbarten Märkten zu sichern.
Erstmalig steht Chile an der Spitze der attraktivsten
Investitionsziele für internationale Einzelhändler. Viele Jahre
wirtschaftlicher und politischer Stabilität haben aus dem Land einen
der anspruchsvollsten Einzelhandelsmärkte Lateinamerikas gemacht.
Sein Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im Jahr 2013 um 4,4 Prozent;
dieses Wachstum wird sich voraussichtlich bis 2016 fortschreiben. Die
Einzelhandelsumsätze betrugen im Jahr 2013 knapp 100 Milliarden
US-Dollar und werden in den nächsten vier Jahren voraussichtlich um
knapp 13 Prozent zulegen. Chile verfügt außerdem über einen
vergleichsweise entwickelten E-Commerce-Markt. Sieben von zehn
chilenischen Internetnutzern haben im Jahr 2013 bis zu sechs
Onlinekäufe getätigt.
Dr. Mirko Warschun, Partner bei A.T. Kearney und Leiter des
weltweiten Beratungsbereichs Handel, ergänzt: "Investitionen in die
Infrastruktur und ein wirtschaftsfreundliches regulatorisches Umfeld
deuten ebenfalls darauf hin, dass der Handel in Chile weiter wachsen
wird."
Lateinamerika bleibt weiterhin eine attraktive Wachstumsregion für
internationale Handelsunternehmen. In der neuesten Ausgabe des A.T.
Kearney Global Retail Development Index (GRDI) ist die Region mit
acht Ländern vertreten: Chile, Uruguay, Brasilien, Peru, Panama,
Kolumbien, Costa Rica und Mexiko.
Auch Subsahara-Afrika gewinnt weiter an Bedeutung. Mit Nigeria,
Botswana und Namibia schafften es gleich drei Länder der Region unter
die Top 30 des GRDI 2014. Warschun kommentiert: "Die Region
Subsahara-Afrika bietet ein riesiges Potenzial für
Einzelhandelsunternehmen. Über fünf Prozent Zuwachs beim
Bruttoinlandsprodukt, steigende Haushaltseinkommen, die schnelle
Urbanisierung und die wachsende Mittelschicht bieten hervorragende
Rahmenbedingungen für expansionswillige Einzelhändler."
Händler weiterhin auf Expansionskurs
Insgesamt gab es im vergangenen Jahr zwar auch einige rückläufige
Entwicklungen - Walmart hat sein Portfolio in China und Brasilien
reduziert, Tesco seine Aktivitäten in China zurückgefahren - doch die
meisten globalen Einzelhandelsunternehmen drängen weiterhin in die
Wachstumsmärkte.
Warschun erklärt: "Unsere Studie hat gezeigt, dass die Unternehmen
ihre Expansionspläne in den Wachstumsmärkten erfolgreicher umsetzen
konnten als in den vergangenen Jahren. Die Unternehmen haben aus den
Fehlern der Vergangenheit gelernt, sind deutlich erfahrener geworden
und wissen die klassischen Fallstricke zu vermeiden. Das hat sich
positiv auf den Erfolg vieler Expansionspläne ausgewirkt. Als
hilfreich erweist sich auch die zunehmende Verbreitung des
E-Commerce. Dadurch können Anbieter einen Markt testen und die eigene
Marke mithilfe von Online-Angeboten aufbauen, bevor sie die ersten
Ladengeschäfte vor Ort eröffnen." Von dieser Entwicklung profitieren
auch bereits deutsche Unternehmen, wie die Investition des Berliner
Internetunternehmens Rocket Internet in den nigerianischen Onlineshop
Jumia zeigt.
Regionale Händler gewinnen an Bedeutung
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Regionale Einzelhändler
entwickeln sich zu wichtigen Playern in Wachstumsmärkten, weil sie
ihre räumliche Nähe als Wettbewerbsvorteil nutzen, um sich
Marktanteile in benachbarten Märkten zu sichern. So verfolgen die
chilenischen Unternehmen Falabella und Cencosud aggressive
Wachstumspläne mit dem Ziel, ihre Präsenz in ganz Lateinamerika
auszubauen. Weitere Beispiele sind LuLu Hypermarkets und Majid Al
Futtaim aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), die in der
gesamten Golfregion expandieren. Die südafrikanischen Unternehmen
Shoprite und Woolworths gehörten zu den ersten Anbietern, die mit der
Expansion nach Nigeria, Botswana und Namibia auf den Bedarf an
modernen Einzelhandelsangeboten in der Subsahara-Region reagiert
haben.
Die Regionen im Einzelnen
Süd- und Lateinamerika
Viele Länder Süd- und Lateinamerikas sind mit ihrer wachsenden
Mittelschicht ein lukrativer Markt für Handelsunternehmen. So konnte
die Region ihre Führungsposition im GRDI behaupten und ist mit drei
Ländern unter den Top 5 vertreten. Dazu gehören Brasilien (5) mit
seinem riesigen Markt, Chile (1) mit einem anspruchsvollen Markt
mittlerer Größe und interessante kleine Märkte mit steigendem
Wohlstand wie Uruguay (3), die besonders für Luxusmarken interessant
sind. Während einige Länder der Region noch mit wirtschaftlichen und
politischen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, hat die wirtschaftliche
und politische Stabilität in den führenden Ländern das Vertrauen von
Verbrauchern und Investoren gestärkt. Handelsunternehmen finden somit
ein zunehmend positives Umfeld vor.
In Süd- und Lateinamerika gewinnen internationale
Handelsunternehmen immer mehr an Boden in stark umkämpften Märkten,
wo sie mit lokalen und regionalen Marktführern konkurrieren. Am
intensivsten ist dieser Wettbewerb außerhalb der Hauptstädte, wo sich
neue Märkte entwickeln, weil die Verbraucher nach modernen
Retail-Formaten verlangen. Ende Juli 2014 startete der
Outdoor-Hersteller Jack Wolfskin mit einem ersten Laden in Chile und
plant, in Zusammenarbeit mit dem Vertriebspartner Heightsport die
Expansion in Südamerika auszuweiten. Das Modeunternehmen Gerry Weber
hat im letzten Herbst gemeinsam mit einem Partner sein erstes
Geschäft in Chiles Hauptstadt Santiago de Chile eröffnet.
In Brasilien will unter anderem der Hamburger Betreiber von
Einkaufszentren, ECE, wachsen. Für 240 Millionen Euro übernimmt er
eine Beteiligung an dem internationalen Shoppingcenter-Spezialisten
Sonae Sierra, der vor allem in Brasilien mit Einkaufszentren aktiv
ist.
Subsahara-Afrika
Der afrikanische Markt ist gekennzeichnet durch starke regionale
Unterschiede. Im Westen, der bevölkerungsreichsten Region des
Kontinents, konnten sich internationale Unternehmen wie Walmart und
Carrefour etablieren, indem sie Verbraucher mit mittlerem und hohem
Einkommen ansprechen, die markenbewusst sind und hohe Ansprüche
hinsichtlich Komfort, Qualität und Vielfalt haben.
Der Osten hingegen ist weniger erschlossen und gewinnt zunehmend
an Attraktivität, weil in den größtenteils informellen Märkten bisher
wenige internationale Anbieter vertreten sind. In der Region
dominieren lokale Händler wie beispielsweise Nakumatt in Kenia,
Uganda, Ruanda und Tansania und bedienen alle Einkommensschichten. Im
Süden, der am besten entwickelten Region mit besserer Infrastruktur,
hohen Einkommen und makroökonomischer Stabilität, verzeichnen
südafrikanische Handelsunternehmen mit ihrer lokalen Präsenz und
kulturellen Nähe das größte Wachstum. Regionale und lokale Anbieter
dominieren auch das E-Commerce-Segment, insbesondere bei wohlhabenden
Kunden.
Asien
In Asien gibt es viele Länder mit starkem Wachstum, die ideale
Bedingungen für Handelsunternehmen bieten. Eine wachsende
Bevölkerung, steigende Einkommen und die zunehmende Affinität zu
modernen Handelsformaten führen zu rasant steigenden Umsätzen. Der
moderne Einzelhandel ist auf dem Vormarsch, nicht nur in den großen
Metropolen, sondern auch in kleineren Städten und weiter entfernten
Regionen.
Mehrere asiatische Länder konnten ihre Position im Index
verbessern, angeführt von China, das auf den zweiten Rang
zurückkehrte, Malaysia (9), das erstmals seit 2009 wieder in die Top
10 aufgestiegen ist, und Indonesien (15), das sich gegenüber dem
Vorjahr um vier Plätze verbessern konnte.
"Trotz eines langsameren Wirtschaftswachstums kommt heute kein
Handelsunternehmen an China vorbei", sagt Warschun. Der
Einzelhandelsumsatz im bevölkerungsreichsten Land der Welt stieg 2013
um 13 Prozent (auf 3,7 Billionen US-Dollar), während das Vertrauen
der Verbraucher weiter zunahm.
Beispielsweise investiert der Sportartikelhersteller Adidas nach
wie vor in Flagship-Stores in China, auch wenn das Wachstum seines
China-Geschäfts im Jahr 2013 auf dem niedrigsten Niveau seit drei
Jahren lag. Der Anbieter von Golfbekleidung, Golfino, rechnet
zusätzlich zu den bestehenden vier Stores in China für die Saison
Herbst/Winter 2014 mit einer Verdoppelung der Points of Sale; pro
Jahr sollen fünf bis zehn neue Läden hinzukommen. Das
Bekleidungsunternehmen Marc O'Polo hat für China einen Master
Franchise-Vertrag mit einem lokalen Partner unterzeichnet. Die
Eröffnung des ersten Flagship-Stores ist für Herbst/Winter geplant.
Außerdem im Ranking vertreten sind Sri Lanka (18), Indien (20), die
Philippinen (23) und Vietnam (28).
Der Unterwäschehersteller Triumph hat im Dezember 2013 seinen
ersten Flagship-Store in Neu Delhi eröffnet. Das
Einzelhandelsunternehmen Metro will die Anzahl seiner
Cash-and-Carry-Märkte in Indien bis 2020 von bisher 16 auf insgesamt
50 erweitern.
Naher Osten und Nordafrika
Der Nahe Osten ist ein dynamischer Markt für den Einzelhandel -
mit einer wachsenden und jungen Bevölkerung, starkem BIP-Wachstum und
steigenden Werten bei Verbrauchervertrauen und -ausgaben. Die
Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar und die Weltausstellung Expo
2020 in Dubai sorgen für einen anhaltenden Boom bei Bau- und
Infrastrukturprojekten. Von dieser Entwicklung profitiert auch der
Einzelhandel.
Verbraucher in der Region Naher Osten und Nordafrika (MENA)
werden immer anspruchsvoller und verlangen nach
Einzelhandelsformaten, die besser auf ihre Anforderungen
zugeschnitten sind und sich durch interessante, kreative Konzepte
auszeichnen. Einige Märkte, besonders Dubai, sind zunehmend
gesättigt, daher treiben lokale Entwickler die Expansion in der
gesamten Region voran. Im Jahr 2013 haben weniger internationale
Unternehmen den Markteintritt gewagt. Anbieter, die bereits in der
Region vertreten sind, haben sich auf einen Ausbau ihrer Präsenz und
das Wachstum lokaler Marken konzentriert. Laut Prognosen einer
PayPal-Studie soll der E-Commerce-Markt in der MENA-Region von neun
Milliarden US-Dollar im Jahr 2012 auf 15 Milliarden US-Dollar im Jahr
2015 wachsen.
Der Hersteller von Herrenmode, Olymp, hat bereits 2002 in Abu
Dhabi einen ersten Monolabel-Store eröffnet und im März 2014 einen
weiteren. Weitere Geschäfte in den Vereinigten Arabischen Emiraten
sowie in Bahrain, Katar, Kuweit und Saudi-Arabien sollen folgen.
Zentralasien und Osteuropa
Zu den am höchsten eingestuften Ländern dieser Region gehören
einige der interessantesten Kleinode im GRDI. Länder wie Armenien
(6), Georgien (7), Kasachstan (10) und Aserbaidschan (30) sind
aufgrund ihrer geografischen Lage und des noch jungen
Einzelhandelsmarktes für internationale Retail-Unternehmen sehr
attraktiv. Am anderen Ende des Spektrums hat Russland (12) in der
Rangliste einen großen Sprung zurück nach oben geschafft, weil das
wirtschaftliche Potenzial des Landes die Risiken wettgemacht hat.
Der vollständige Report steht unter www.atkearney.de zum Download
bereit.
Global Retail Development Index Ranking 2014
Land Rang 2014 Rang 2013 Veränderung
Chile 1 2 +1
China 2 4 +2
Uruguay 3 3 --
Vereinigte Arabische Emirate 4 5 +1
Brasilien 5 1 -4
Armenien 6 10 +4
Georgien 7 8 +1
Kuwait 8 9 +1
Malaysia 9 13 +4
Kasachstan 10 11 +1
Türkei 11 6 -5
Russland 12 23 +11
Peru 13 12 -1
Panama 14 22 +8
Indonesien 15 19 +4
Saudi-Arabien 16 16 --
Oman 17 17 --
Sri Lanka 18 15 -3
Nigeria 19 -- neu
Indien 20 14 -6
Kolumbien 21 18 -3
Jordanien 22 20 -2
Philippinen 23 -- neu
Costa Rica 24 -- neu
Mexiko 25 21 -4
Botswana 26 25 -1
Marokko 27 27 --
Vietnam 28 -- neu
Namibia 29 26 -3
Aserbaidschan 30 29 -1
A.T. Kearney Global Retail Development Index 2014
Der Global Retail Development Index (GRDI) bewertet 30
Wachstumsmärkte auf einer Punkteskala von eins bis 100. Je höher die
Platzierung in der Rangliste, desto dringlicher der Markteintritt.
Die Länder, die Gegenstand der Rangliste sind, wurden aus 200
Wachstumsmärkten auf Basis von drei Kriterien vorausgewählt: Ein
Länderrisiko von 35 oder mehr im Länderrisikoindex von Euromoney,
eine Bevölkerungsgröße von mindestens zwei Millionen und ein
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von mehr als 3.000 US-Dollar. Die
GRDI-Punktzahlen basieren zu je 25 Prozent auf Länder- und
Geschäftsrisiko, Marktattraktivität, Marktsättigung und Zeitdruck.
Die 14. Ausgabe des GRDI befasst sich auch mit den Ländern, die in
diesem Jahr nicht mehr in der Rangliste vertreten sind. Einige dieser
Länder haben sich weiter entwickelt und werden daher nicht mehr als
Wachstumsmarkt eingestuft, während andere aufgrund wirtschaftlicher
Probleme oder politischer Risiken zurück gefallen sind. Zu den
GRDI-"Aussteigern" gehören mit Polen und Südkorea Länder, die sich zu
modernen Einzelhandelsmärkten entwickelt haben, sowie Bulgarien und
Rumänien, wo stagnierendes Wirtschaftswachstum die Entwicklung des
Einzelhandels verzögert hat. Algerien und die Ukraine sind ebenfalls
nicht mehr vertreten, weil das Wachstum im Einzelhandel aufgrund
sozialer und politischer Unruhen stagniert.
Pressekontakt:
Meike Fuhlrott
A.T. Kearney (International) AG
Marketing & Communications
Weberstrasse 4
CH-8004 Zurich
+49 (0)211 1377 2275 Fest
+41 (0)79 948 80 23 Mobil
meike.fuhlrott@atkearney.com
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