Schwäbische Zeitung: Leitartikel - Iraks gescheiterte Demokratie
Geschrieben am 23-06-2014 |
Ravensburg (ots) - Der Irak taumelt. Terroristen schießen das
Zweistromland in die größte Krise seit dem Sturz des Diktators Saddam
Hussein vor mehr als zehn Jahren. Wenn der Irak zerfällt, wenn
amerikanische, türkische und iranische Militärs sich aktiv
einmischen, wenn dann noch Israel Jagdbomber schickt, könnte es einen
Flächenbrand geben, der nicht nur enorme wirtschaftliche
Möglichkeiten vernichtet, sondern außerdem riesige Flüchtlingsströme
auslöst.
Es ist obendrein von nationaler Tragik, wie ein Land mit einer
hochstehenden Kultur - Babylon, das Symphonieorchester von Bagdad,
die Sumpfaraber am Tigris - in den Abgrund stürzt. Mehr als 100 000
Zivilisten sind seit dem Ende der Diktatur im Irak ums Leben
gekommen.
Es war Saddam Hussein, der seine brutale Herrschaft über 24 Jahre
immer damit begründet hat, dass die Menschen im Irak nur mit Härte in
eine Nation geformt werden könnten. Der Vormarsch der Aufständischen
von Isis, dem Islamischen Staat im Irak und in Syrien, könnte so
wirken, als habe der Potentat recht gehabt. Doch in Wahrheit hatte
der Irak nie Zeit, sich an die neuen Freiheiten zu gewöhnen.
Das offizielle Leitmotiv für die amerikanische Intervention im
Jahr 2003 waren das Ende der Diktatur Saddams und die Segnungen der
Demokratie für über 30 Millionen Menschen an Euphrat und Tigris.
Niemand bestreitet, dass der Sturz des Diktators damals dem Land
gutgetan hat. Doch die Demokratie nach amerikanischer Lesart hat den
Irakern lediglich die blutige Rache der ehedem Unterdrückten
beschert.
Es hat Vorläufer von Isis gegeben, die so brutal waren, dass
selbst der Chef des Terrornetzwerkes al-Kaida, Osama bin Laden, sich
von ihnen distanzierte. Diese Vorläufer von Isis verloren irgendwann
die Unterstützung der Bevölkerung. Ähnliches könnte Isis in den
nächsten Monaten passieren, wenn die Iraker sich gegen die
Terroristen wenden.
Der Staat Irak aber zerfällt weiter. Die Bedrohung für die Region
vom östlichen Mittelmeer bis nach Teheran bleibt.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
533978
weitere Artikel:
- Mitteldeutsche Zeitung: zum Irak Halle (ots) - Allzu viel Energie sollte man allerdings nicht auf
die Hoffnung verschwenden, dass Kerrys Besuch einen schnellen Erfolg
bringt. Das ist nicht zu erwarten, denn klar scheint: Mit dem
irakischen Premier Nuri al-Maliki wird sich eine Einheitsregierung
kaum machen lassen. Er hatte in den vergangenen Jahren genug Zeit,
die Bevölkerungs- und Religionsgruppen zu vereinen. Er hat es aber
nicht getan. Der Irak hätte es ohne Maliki zweifelsohne leichter. Das
ist auch einhellige Meinung in Washington. Doch der schiitische
Regierungschef mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zur CDU Halle (ots) - Neue Beteiligungsformen, am besten plebiszitäre,
sollen die Parteien attraktiver machen. Mit ihrem
Mitgliederentscheid über den Beitritt zur Großen Koalition hat die
SPD gezeigt: Das kann sinnvoll sein, um die Basis einzubeziehen. Doch
ist es auch ein Argument, in eine Partei einzutreten? Wer aber
sagt, dass zu einer Volkspartei unbedingt massenhaft Mitglieder
gehören müssen, die in Ortsverbandssitzungen über dicke
Parteitags-Antragspakete heftig streiten müssen? Auch geschrumpfte
Parteien können die Bürger erreichen, mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zur medizinischen Versorgung auf dem Land Halle (ots) - Da man Ärzte nicht zwingen kann, sich in der
Niederlausitz, der Hocheifel oder in der Altmark niederzulassen, ist
guter Rat teuer. Eine mögliche Lösung hat der Sachverständigenrat im
Gesundheitswesen vorgelegt. Die Experten schlagen vor, in
mittelgroßen Kreisstädten medizinische Versorgungszentren nach dem
Vorbild der Polikliniken zu fördern und zugleich einen
Zubringerservice für alte Menschen zu organisieren. Sicher würden
viele ältere Menschen es vorziehen, ihren Doktor im Dorf zu wissen.
Doch diese Zeiten sind mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR
Spartengewerkschaften oder Tarifeinheit
Kleineres Übel
Wolfgang Mulke, Berlin Bielefeld (ots) - Eine flächendeckende Tarifeinheit in den
Betrieben ist zwar ein wünschenswerter Zustand. Es gäbe weniger
Arbeitskämpfe, und Lohnzuwächse oder anderweitige tarifliche
Verbesserungen kämen allen Beschäftigen zugute und nicht nur den
besonders kampfstarken Teilen der Belegschaft. Lokführer, Piloten
oder Ärzte nutzen ihre Streikmacht immer wieder für besonders gute
Abschlüsse. Für die anderen Arbeitnehmer bleibt dann zwangs-läufig
weniger zu verteilen. Das sind auch die wesentlichen Gründe für die
Bundesregierung und mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR
Merkel und Gabriel im europäischen Personalpoker
Blessuren
Alexandra Jacobson, Berlin Bielefeld (ots) - Sollte am Ende der Woche der Europäische Rat
tatsächlich eine Empfehlung für Jean-Claude Juncker aussprechen,
leuchtete immerhin das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels.
Doch mit Ruhm hat sich auf der langen Strecke zur Wahl des
EU-Kommissionspräsidenten kein Spitzenpolitiker bekleckert. Angela
Merkel hat Jean-Claude Juncker von Anfang an zu halbherzig
unterstützt. Die Aufstellung von europäischen Spitzenkandidaten, die
doch den Bürgern mehr Demokratie auf europäischer Ebene sichern soll,
schien ihr keine mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|