Mittelbayerische Zeitung: Die Angst ist begründet - Fracking ist zu Recht umstritten. Eine Brücke in die Zukunft der erneuerbaren Energien ist die Methode nicht. Von Christine Strasser
Geschrieben am 23-06-2014 |
Regensburg (ots) - Die Tallandschaft der Waldnaab ist eingebettet
zwischen die welligen, mit Kiefern bewachsenen Hügelketten des
Oberpfälzer Bruchschollenlandes. Im Westen ist am Horizont der
Parkstein zu erkennen, der als einer der schönsten Basaltkegel der
Welt gilt. Würde man sich vor dieser malerischen Kulisse einen
ökologischen Alptraum ausdenken, sähe er so aus: Ein Bohrturm taucht
auf und verschwindet wieder, irgendetwas wird in die Erde geleitet.
Später riecht es nach Edding. Während man sich wundert, bebt schon
die Erde. Dann steigt eine Wolke auf. Sie gleicht einer Faust aus
grauen Gasen, die in den schwarzen Bauch des Himmels boxt und an
ihren Knöcheln orangerot glüht... Mit dieser Passage aus Jonathan
Franzens gut zwanzig Jahre altem Roman "Schweres Beben" beginnt ein
Kommentar in der Wochenzeitung "Die Zeit" zum Thema Fracking.
Überschrieben ist der Artikel mit dem Titel "Neue deutsche Angst". In
der Oberpfalz geht diese - von vielen Amerikanern belächelte - Angst
um, seit bekannt wurde, dass das Unternehmen Rose Petroleum mit ihrer
Tochter Naab Energie GmbH eine Erkundungslizenz für ein 2600
Quadratkilometer großes Gebiet rund um das Weidener Becken erhalten
hat. Noch steht in der Oberpfalz kein Bohrturm der Firma, aber die
Angst der Menschen ist nicht nur verständlich, sie ist auch
begründet. Die Angst treibt nicht nur Menschen um, die über Chancen
und Gefahren dieser Fördermethode wenig wissen. Gerade wer sich mit
der Methode befasst, spürt rasch Unbehagen. Bei der Anzahl und Art
der eingesetzten Chemikalien gibt es widersprüchliche Angaben. Die
Anzahl schwankt, je nach Quelle, zwischen einigen Dutzend und einigen
hundert. In einem Bericht an den US-Kongress wurden die Namen von
rund 750 Chemikalien genannt. Einige von ihnen sollen giftig oder
sogar krebserregend sein. Wie viele und welche genau es sind, das
bleibt ein Geheimnis der Gasunternehmen. Denn der Chemiecocktail, den
sie in die Gesteinsschichten pressen, unterliegt keiner
Veröffentlichungspflicht - auch nicht in Deutschland.
Bohr-Unternehmer haben bereits vor laufenden Kameras zum Beweis der
Unbedenklichkeit ein Schlückchen der Flüssigkeit probiert. Aber eine
Öffentlichkeit, die daran gewöhnt ist, von PR-Aktionen in die Irre
geleitet zu werden, lässt sich so nicht überzeugen. Unwillkürlich hat
man die verstörenden Bilder vor Augen, als japanische Politiker zum
Beweis der Unbedenklichkeit Wasser tranken, das aus einer
radioaktiven Pfütze im havarierten Atomkraftwerk Fukushima stammte.
Hinzu kommt, dass in der Energiebranche schon oft mit falschen
Prognosen gearbeitet wurde. Es ist auch noch kein Jahr her, dass die
Internationale Energieagentur die USA wegen der rasant steigenden
Förderung von Öl und Gas aus Schieferstein zum neuen Saudi-Arabien
ausrief. Unlängst kürzte die US-Energiebehörde EIA jedoch ihre
Schätzung für die Vorkommen um 96 Prozent. Der Grund: Es sei deutlich
schwieriger, die Ölbestände zu Tage zu fördern, als zunächst
angenommen. Selbst mit der umstrittenen Methode Fracking sei es nicht
möglich, große Mengen Öl aus dem Schiefer zutage zu fördern. Das
Versprechen, Schiefergas könnte Deutschland langfristig unabhängig
von russischen Gaslieferungen machen, wird wohl nicht zu halten sein.
Dafür sind die Vorkommen wahrscheinlich viel zu gering. Hitzig
diskutiert wird Fracking vor allem wegen der Sorge um das
Trinkwasser. Doch der Energieboom hat noch eine weitere unerwünschte
Wirkung. Forscher warnen, dass dabei viel Methan entweicht. Und das
treibt den Klimawandel stärker an als Kohlendioxid.
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